Der Schlittenmacher
danach eine Geburtstagstorte und Vanilleeis. An die Stühle der Mädchen waren mit Schnüren Ballons gebunden, die über ihnen in der Luft hingen. Sie hatten eine Menge Spaß. Evie hatte ihre Arbeitskollegen eingeladen, und es waren alle gekommen. Ellen erhielt einen ganzen Berg Geschenke, und immer wenn sie eine Schachtel aufmachte, flocht sie sich das Geschenkband ins Haar, sodass es am Ende aussah wie ein Feuerwerk. William hatte sich eine Kamera ausgeliehen und knipste eine Menge Fotos, hauptsächlich natürlich von den Kindern, aber auch ein paar von uns Erwachsenen. Ellen Michaels war so aufgedreht, dass sie einmal den Finger in ihre Geburtstagstorte steckte und sich die Glasur ins Gesicht schmierte. Dann rief sie ihren Hund namens Handy und ließ sich die Torte von ihm vom Gesicht ablecken. Nach der Torte stellte Evie zwei Metallbottiche mit Wasser hin, und die Kinder spielten »Apple Bobbing«, das heißt, sie mussten versuchen, die Äpfel mit dem Mund herauszuholen. Die Spielregeln verlangten, dass sie dabei die Hände hinter dem Rücken falteten, und so wurden natürlich ihre Gesichter nass. Evie trocknete sie mit einem Handtuch ab. Als die Kinder ins Wohnzimmer gingen, um sich eine spannende Serie im Radio anzuhören – es gab am Samstagabend
zwei solche Serien –, machten wir Erwachsenen mit dem Spiel weiter. Einer nach dem anderen versuchten wir uns im »Apfelfischen«, bis schließlich Evie Michaels sagte: »Jetzt seht euch das an! Wir Müllfischer von Halifax schaffen’s nicht mal, einen einzigen Apfel aus dem Wasser zu holen!«
Um acht Uhr waren alle Kinder weg. Ellen ging um neun zu Bett, dann hatte Evie noch Lust, eine große Schüssel Spaghetti zu kochen. Wir sahen, dass es ihr viel Spaß machte, für uns zu kochen. Es gab nur Spaghetti, Butter und Petersilie, dazu zwei Flaschen Rotwein, aber es war genug für alle da.
»Evie«, sagte Sebastian Firth, »das finde ich gut, dass du warmes Wasser in die Bottiche gefüllt hast. Die Kinder sollen ja die Äpfel nicht aus eiskaltem Wasser fischen müssen. Das ist mir nämlich als Kind passiert. Aus irgendeinem Grund hat meine Mutter immer kaltes Wasser genommen, wenn ich mit meinen Freunden Apple Bobbing gespielt habe.«
»Sie hat halt nicht an alles denken können«, meinte Evie.
Die Äpfel schwammen noch im Wasser, bis wir gegessen hatten. Dann breitete Evie die Servietten von der Party auf dem Esstisch aus und legte die Äpfel zum Trocknen darauf.
Ich ging als Letzter heim. Als ich meinen Mantel anzog, sagte Evie: »Hey, Wyatt, das musst du dir ansehen.« Sie führte mich ins Wohnzimmer, in dem ringsum Bücherregale standen. Sie zeigte auf die Lexikonbände in einem der Regale. »Es hat eine ganze Woche gedauert, aber William und ich, wir haben sie einzeln am Ofen getrocknet. Viele Seiten kleben zusammen, und die Einbände sind auch teilweise verzogen. Aber meine Kinder benutzen sie trotzdem regelmäßig für ihre Hausaufgaben. Sogar die Nachbarkinder kommen vorbei, wenn sie etwas nachschlagen wollen. Alle hier in der Straße wissen, dass wir das Lexikon haben.«
»Dann hat sich die Mühe ja gelohnt, Evie«, sagte ich.
»Danke«, antwortete sie. »Und, Wyatt, nimm dir doch zwei, drei Äpfel mit ins Hotel.«
GESPRÄCHE MIT REESE MAC ISAAC
Das Leben geht weiter, Marlais. So wie das Leben eben weitergeht. Ich komme nie zu spät zur Arbeit. Und so pünktlich, wie ich bei der Arbeit bin, so pünktlich sitze ich jeden Sonntag vor dem Radio und höre mir die verschiedenen Sendungen an. Ich bekomme den Sender aus Buffalo herein. Da läuft The Jack Benny Hour und Our Miss Brooks , außerdem eine Krimiserie namens Dragnet , eine andere über einen Detektiv mit dem Titel Yours Truly, Johnny Dollar und ein Mystery-Hörspiel mit dem Titel Lights Out . Diese Sendungen gelten heute als altmodisch oder nostalgisch, aber ich mag sie immer noch am liebsten. Und nicht zuletzt natürlich die Classical Hour . Manchmal feiern sie in der Classical Hour den Geburtstag eines Komponisten, indem sie so viel von seinem Werk spielen, wie in eine Stunde passt.
Und sonst? Freitags nach der Arbeit schau ich im Ballade & Fugue vorbei, und das schon seit Jahren. Randall Webb hat seinen Laden jetzt in der Argyle Street in der Nähe der City Hall. 1955 heiratete er »seine beste Kundin«, wie er es ausdrückte, eine gewisse Helen Duoma, die aus den Niederlanden stammt. Helen erzählte einmal, dass sie sich praktisch ausschließlich hier im Laden nähergekommen waren. Sie
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