Der Schluss-Mach-Pakt
Elliott und legte Molly den Arm um die Schultern. »Die blöde Schlampe auf dem Foto ist nämlich rein zufällig deine beste Freundin.«
Ich blickte zwischen den beiden hin und her und versuchte, die ganze Situation zu begreifen. Das lief alles gar nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte.
»Du hast mich belogen?«, fragte ich Molly. »Du hast doch versprochen, dich nicht mit ihm zu treffen.«
Molly war knallrot angelaufen und ihre Nasenlöcher blähten sich vor Wut. »Jetzt dreh den Spieß bitte nicht einfach so um. Ich kann echt nicht fassen, dass du Elliott hinterherspioniert hast. Wie konntest du so etwas nur tun? Da regst du dich die ganze Zeit auf über Leute, die lügen und betrügen, und dabei bist du doch kein bisschen besser!«
»Molly, ich …«
»Such gar nicht erst nach einer Ausrede«, presste Molly zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Du tust so, als wärst du was Besseres, weil du so schlau bist und die besten Noten hast und nach Costa Rica willst. Aber weißt du was, Avery? Auch du machst hin und wieder Fehler, gena u wie alle anderen. Und wenn du gern hättest, dass man dir deine Fehler verzeiht, dann solltest du auch anderen die ihren verzeihen. Du weißt auch nicht auf alles eine Antwort. Du hast doch verdammt noch mal keinen Schimmer, wie die Leute sich um dich herum fühlen, weil du so von dir selbst eingenommen bist.«
Tränen verschleierten mir den Blick, und ich versuchte zu blinzeln, damit sie mir nicht davonkullerten.
»Halt dich aus meinem Leben raus. Es ist nicht nötig, dass du mir sämtliche Entscheidungen abnimmst.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Elliott einen raschen Kuss. »Bis später«, sagte sie zu ihm, ehe sie sich umdrehte und davonging.
Ich starrte auf den Bürgersteig, während Mollys Worte durch meinen Kopf hallten.
»Tja«, meinte Elliott mit aufgesetzt fröhlicher Stimme, »das lief ja prima! Toll gemacht, James. Bist du jetzt zufrieden, dass ich doch nicht der Vollarsch bin, für den du mich gehalten hast? Wenn du nicht immer so versessen darauf wärst, nur das Schlechteste in den Menschen zu sehen, dann wäre dir das vielleicht schon längst aufgefallen, und du hättest dir diese Peinlichkeit erspart!«
Damit zog Elliott das Netz wieder vor sein Gesicht und machte damit weiter, den Passanten zuzuwinken. Mir schenkte er keinerlei Beachtung mehr.
* * *
»Wohnt die jetzt hier?«, murmelte ich, als ich Trishas SUV in der Einfahrt stehen sah. Ich wischte mir über die tränenverschmierten Augen und ging aufs Haus zu. Ich heulte nicht wegen Zac. Ich war nicht der Typ Mädchen, das wegen irgendeines Kerls flennte. Ich heulte auch nicht wegen Molly und Elliott. Eine beste Freundin, die mich belog und Heimlichkeiten vor mir hatte, war überhaupt keine beste Freundin.
Wenn überhaupt, dann heulte ich, weil die Welt einfach echt beschissen war.
Ich stürmte ins Haus und schlug die Haustür ein bisschen heftiger hinter mir zu als sonst, sodass die Bilder an der Wand wackelten.
»Avery, bist du das?«, rief Dad aus irgendeinem Zimmer. »Wir sind in der Küche. Komm mal her!«
Ich folgte dem Klang seiner Stimme, blieb aber in der Tür zur Küche stehen und starrte auf die Szene, die sich mir darbot. Dad hielt eine dampfende Schüssel Spaghetti in der Hand, während Ian gerade an der Wand über dem Tisch ein großes Schild zurechtrückte, auf dem stand »Alles Gute zum Muttertag!«. Auf dem Tisch thronte ein riesiger Strauß Maiglöckchen und Veilchen in einer Vase. Der Tisch war mit unserem besten Porzellan gedeckt, das wir bisher nur ein- oder zweimal in meinem Leben benutzt hatten, und um das Blumenarrangement herum waren die Schüsseln und Teller mit den Beilagen gruppiert: Salat, Knoblauchbrot und gedämpfter Brokkoli.
Und Trisha saß bereits an diesem Tisch. Sie hatte sich auf Moms früheren Platz gesetzt und lächelte, als wäre sie die Königin des Hauses und gehöre hierher. Ein paar Geschenke, die in violettes Geschenkpapier eingewickelt und mit silbernen Schleifchen verziert waren, lagen vor ihr auf dem Tisch.
Muttertag. Ich hatte ganz vergessen, dass der heute war.
Der Ärger, der jetzt in mir aufwallte, wuchs innerhalb weniger Sekunden zu einem richtigen Wutanfall heran.
»Was soll das?«, fragte ich mit leiser Stimme, die Zähne fest aufeinandergepresst.
»Wir machen ein Muttertagsessen«, verkündete Dad, als wäre es das Normalste der Welt. Als hätten wir in diesem Haushalt eine Mutter, die wir feiern konnten. Als hätten
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