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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ganzen Sommer damit verbracht, einen Berg an Ausrüstung und vermutlich eine ebenso große Kenntnis der Tropenmedizin zusammenzutragen. In vierzehn Tagen sollte er sich endlich auf der White Funnel nach Singapur einschiffen. Seiner Familie schien es, als wäre er sein ganzes Leben lang im Aufbruch begriffen gewesen.
    Graham hörte das Klappern einer Schreibmaschine aus dem Arbeitszimmer seines Vaters.
    Er hatte erfahren müssen, daß London ein grausamer Ort für Liebende sein kann. Ab und zu hatte er Edith hoffnungsvoll aufs Land geführt, doch wirkte ihre panische Angst vor einer Entdeckung durch Vorübergehende so hemmend, daß er sich sogar nach der Quarantäneeinsamkeit im Sommerhaus des Sanatoriums sehnte. Jetzt erinnerte er sich daran, daß sein Vater im Blackfriars Hospital irgendeine offizielle Rede hielt, daß Robin in einem bestimmten Geschäft in Greenwich einen Kompaß kaufte, das Dienstmädchen wegen Krankheit in ihrer Familie Ausgang hatte und die Köchin wie üblich ihre Mutter besuchte und ein kaltes Abendessen hinterlassen hatte.
    Es war einen Versuch wert.
    Edith sah vom Einspannen eines neuen Bogens in die plumpe Maschine auf. «Oh, du bist’s, Liebster.» Er kam selten an einem Samstagnachmittag nach Hause. «Ich habe die Eingangstür gar nicht gehört. Irgend etwas Aufregendes im Hospital?»
    «Ja, ich mußte eine Frau nach Hause bringen, der wir ein Muttermal aus dem Gesicht entfernt haben. Sie wurde in ihrer eigenen Halle ohnmächtig.» Er schmückte diese Tatsachen nicht weiter aus, da Edith manchmal endlose Fragen stellen konnte, wenn ihr Interesse geweckt war. Er legte seine Hände um ihre Schultern und fühlte ihre Brüste unter ihrer weißen Bluse. «Wollen wir einander nicht ein bißchen Freude machen? » schlug er vor.
    «Freude?» Sie verstand plötzlich, was er meinte, sah überrascht auf und fragte: «Was? Hier, zu Hause?»
    «Warum nicht?» grinste er. Er fühlte den erektilen Reflex ihrer Brustwarzen.
    Ediths Mund stand offen. «Wo?»
    «In meinem Zimmer.»
    Sie blickte noch zweifelnder. «Es könnte etwas passieren.»
    «Aber wir sind völlig allein.»
    «Ich meine Babys und so.»
    «Na und?» Er lachte. «Wir heiraten ohnedies, es würde also gar nichts ausmachen.»
    «Oh, es wäre gräßlich! Alle würden es merken.»
    «Es ist bisher nichts passiert, oder? Die Wissenschaft ist wirklich großartig.»
    Sie legte ihre Hand auf die seine. «Wann werden wir heiraten, Liebster?»
    Er hatte sich vor dieser Frage gefürchtet. «Sobald ich eine Stelle habe. Gleich am nächsten Tag, wenn du willst.»
    «Bist du sicher, daß du willst, Graham?»
    «Natürlich bin ich sicher!» Seine Stimme klang tief verwundert. «Warum fragst du, um Himmels willen?»
    «Oh, ich weiß nicht. Du warst in letzter Zeit recht kopfhängerisch! »
    «Es war auch in letzter Zeit nicht gerade sehr erfreulich im Princess Alexandra’s Hospital. Sankt Lukas, der heilige Arzt, hätte auch den Kopf hängen lassen. Wollen wir heute abend tanzen gehen?»
    Wie er erwartet hatte, heiterte sie dieser Vorschlag sofort wieder auf. Edith tanzte leidenschaftlich gern. Sie war besonders gut im Bunnyhug. «Dann komm aber doch erst», drängte er.
    Sie kicherte. «Na, dann gut.»
    Er führte sie an der Hand hinauf. Sein Bett sah etwas eng aus für ein solches Vergnügen. Da kam ihm eine Idee, die zu einer amüsanten Erinnerung fürs Leben führen könnte. «Hier hinein», lenkte er sie.
    Das Zimmer des Professors hatte lilagemusterte Tapeten, braune Türen und Fenster und schwere purpurne Vorhänge. In der Mitte stand ein großes Messingbett, unter seiner purpurroten Decke eindrucksvoll wie ein Katafalk. Darunter war ein Nachttopf von bester Qualität, leuchtend bemalt und graviert.
    «Nicht auf dem Bett des Professors!» Edith war entsetzt. Sie hatte ein ausgeprägtes Gefühl für Schicklichkeit.
    «Warum nicht? Es ist doch viel bequemer!»
    «Und wenn er hereinkommt?»
    «Er hält eine Rede vor einer Menge Anatomen. Über Gelenkschleimhäute. Trotzdem sollten wir uns beeilen.»
    Sie begann wieder zu kichern und zog ihre Seidenstrümpfe aus. Das breite, weiche Bett war ein freundlicher Gastgeber, obwohl die Federn bei der ungewohnten Bewegung wie arthritische Bänder quietschten und mittendrin einer der großen Messingknäufe herunterfiel, wie ein Kricketball hüpfte und lärmend über das Linoleum rollte. Edith lag nachher mit dem ehrfürchtigen Ausdruck da, den sie für dem Augenblick angemessen hielt. Graham konnte den

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