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Der schüchterne Junggeselle

Der schüchterne Junggeselle

Titel: Der schüchterne Junggeselle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Bräutigam vor der Zeremonie«, sagte er. »Es ist sehr angenehm, wenn man die Empfindung hat, daß er gewissermaßen ein persönlicher Freund ist.«
    »Sehr lieb von Ihnen«, sagte George gerührt.
    »Ich habe erst gestern in Flushing einen jungen Menschen getraut – einen gewissen Claude R. Miglett. Sie erinnern sich vielleicht an den Namen?«
    »Nein.«
    »So. Ich dachte, Sie hätten vielleicht in der Zeitung davon gelesen. Ich habe jetzt immer das Gefühl, wenn ich es nicht darauf angelegt hätte, vor der Zeremonie in persönliche Beziehungen mit ihm zu kommen, wäre ich nicht imstande gewesen, ihn zu trösten, als dann das Unglück geschah.«
    »Unglück?«
    »Ja. Als das Paar aus der Kirche trat, wurde die junge Frau unglückseligerweise von einem Lastautomobil überfahren und getötet.«
    »Du guter Himmel!«
    »Ja, es ist ein ganz unglaubliches Unglück. Aber es sieht fast so aus, als ob über den Hochzeiten, bei denen ich fungiere, ein Unstern waltet. Erst vor wenigen Wochen traute ich ein reizendes junges Paar, und noch bevor der Monat um war, waren beide tot. Sie gingen an einem Bau vorüber, und da fiel ihnen ein Balken auf den Kopf. Bei einem anderen Paar, das ich vor einiger Zeit traute, bekam der Bräutigam, ein ganz prachtvoller junger Mensch, Scharlach. Wir nahmen es uns alle sehr zu Herzen.« Er wandte sich an Mrs. Waddington, die zu ihnen getreten war. »Ich habe unserem jungen Freund hier eben von einer ziemlich merkwürdigen Koinzidenz der Fälle erzählt. Bei den letzten beiden Trauungen, bei denen ich fungierte, starb der Bräutigam wenige Tage nach der Zeremonie.«
    Ein sehnsüchtiger Ausdruck trat auf Mrs. Waddingtons Gesicht. Sie schien zu empfinden, daß ein solches Glück nicht anhalten könnte.
    »Ich für meine Person«, sagte sie, »hatte von Anfang an ein Vorgefühl, daß diese Hochzeit nie stattfinden würde.«
    »Das ist aber sehr merkwürdig«, sagte der Reverend Gideon. »Ich halte sehr viel von Vorgefühlen.«
    »Ich auch.«
    »Ich glaube, Sie werden uns zur Warnung geschickt – damit wir uns auf das Unglück vorbereiten können.«
    »In diesem Fall«, sagte Mrs. Waddington, »halte ich das Wort Unglück nicht für angebracht.«
    George schwankte fort. Wieder überkam ihn die düstere Ahnung, die er schon früher am Tag gehabt hatte, und er wollte bei Sigsbee H. Trost suchen. Seine Hoffnung sollte enttäuscht werden.
    »Verdammt zudringlich!« brummte Sigsbee H. »Zudringlich und überflüssig.«
    »Bitte?« fragte George.
    »Dem Hausmeister zu sagen, daß er sich herstellen und die Geschenke bewachen soll.«
    »Aber, du lieber Himmel, begreifen Sie denn nicht, daß jemand etwas hätte stehlen können, wenn ich ihm das nicht gesagt hätte?«
    In diesem Augenblick trat kein Geringerer auf sie zu als der Präsident der »Vereinigten Rinder«.
    »Hallo, Waddington«, rief er, »haben Sie mich nicht vor einiger Zeit nach dieser Filmgesellschaft, der ›Schöneren und Besseren‹, gefragt? Sie wollten da etwas Geld hineinstecken, wenn ich mich recht erinnere?«
    Mr. Waddington erschrak und begann zu würgen.
    »Nein, nein«, rief er hastig. »Das war bestimmt nicht ich.«
    »Zu schade, zu schade.«
    »Wieso, zu schade?«
    »Ja, es ist etwas ganz Sonderbares passiert. Auf seine Art ein ganzer Roman. Als Filmgesellschaft war die Sache nichts wert. Die Leute schienen nichts machen zu können. Aber gestern, als ein Arbeiter ein Loch im Grundstück grub, um eine Tafel ›Zu verkaufen‹ aufzustellen, der Teufel soll mich doch holen, auf Öl ist er dabei gekommen.«
    Die festen Umrisse des Rinderpräsidenten verschwammen vor Mr. Waddingtons entsetzten Augen.
    »Öl?« gurgelte er.
    »Jawohl, mein Bester. Öl. Es verspricht die größte Quelle im Südwesten zu werden.«
    »Aber – aber – soll das denn heißen, daß die Aktien etwas – wirklich etwas wert sind?«
    »Nur Millionen sind sie wert, das ist alles. Bloß Millionen. Schade, daß Sie nicht gekauft haben. Dieser Kaviar ist gut. Wirklich gut, Waddington. Ich glaube, ich hole mir noch ein Brötchen.«
    Einen Millionär, der aufbricht, um sich Kaviar zu holen, zurückzuhalten, ist überaus schwierig, doch Mr. Waddington bewerkstelligte es in kurzer Zeit mit einem wahnsinnigen Griff nach dem Ärmel des anderen.
    »Wann haben Sie das gehört?«
    »Heute früh.«
    »Glauben Sie, daß auch andere Leute es schon wissen?«
    »Wohl so ziemlich alle in der City.«
    »Aber sagen Sie mal!« rief Mr. Waddington hitzig. »Hören Sie,

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