Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Titel: Der Schuss nebenan Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Geldverdienens nicht völlig einverstanden. Er hat mir klipp und klar gesagt, was er von mir hält... und das war nicht gerade ein Kompliment!"
    „Neigst du plötzlich zur Empfindsamkeit?"
    „Hör auf! Du weißt genau, wie ich's meine."
    „Rufe ihn an", wiederholte Hoogan. „Sofort."
    „Was soll ich ihm sagen?"
    „Erkläre ihm, daß du neues, sehr wichtiges Material beschaffen konntest, das ihn interessieren dürfte. Sage ihm, daß sich dieses Material auf Janet bezieht."
    Mabels Augen rundeten sich. „Auf Janet Rodrigez?" fragte sie erstaunt.
    „Auf wen denn sonst?" fragte er ungeduldig.
    „Was ist mit Janet?"
    „Ach nichts. Es genügt, wenn du ihm ausrichtest, was ich dir sage."
    „Du verschweigst mir etwas, Charly!"
    „Unsinn, rufe endlich an! Ich werde in der Wohnung bleiben, wenn er kommt. Vorher erkläre ich dir, worum es geht. Aber du kannst nicht noch länger warten."
    „Wie du willst", meinte Mabel achselzuckend und trat an das Telefon. Sie wählte die Nummer des Waldorf-Astoria und sagte, als sich die Dame aus der Vermittlung meldete: „Lord Bramsey, bitte! Es ist sehr wichtig." Dann, nach einigen Sekunden, ertönte Bramseys Stimme am anderen Ende der Leitung. Sie war sehr frisch; anscheinend hatte er noch nicht geschlafen.
    „Hängen Sie nicht auf, wie Sie es mir androhten", sagte Mabel rasch. „Ich habe neues Material, das Sie interessieren dürfte. Es geht um Janet Rodrigez!"
    Einen Moment war es in der Leitung ganz still. Dann fragte Bramsey leise: „Wo kann ich Sie sprechen?"
    Mabel warf Hoogan einen überraschten Blick zu, dann sagte sie: „Kommen Sie zu mir, in meine Wohnung, Center Avenue 42. Ich erwarte Sie!"
    „Jetzt?“
    „Ja, jetzt!"
    „Ich komme", sagte der Lord und hängte auf.
     
    *
     
    Es war null Uhr fünfzig, als Lord Bramsey vor dem hohen, modernen Apartmenthaus in der Center Avenue aus einem Taxi stieg und den Fahrer entlohnte. Der Chauffeur bedankte sich und fuhr davon. Bramsey betrat das Haus, nachdem er sich vorher an dem Klingelbrett versichert hatte, in welcher Etage Mabel Reley wohnte. Mit dem Lift fuhr er nach oben. Als er an der Wohnungstür klingeln wollte, bemerkte er, daß die Tür nur angelehnt war. Er zuckte die Schultern und preßte den Finger auf den Klingelknopf. In der Wohnung rührte sich nichts. Bramsey klingelte ein zweites Mal.
    Keine Antwort erfolgte. Irgendein Instinkt warnte ihn davor, die Wohnung zu betreten, aber seine Neugier war stärker als der Einwand des Gefühls. Mit dem Fuß schob er die Tür zurück und betrat die geräumige Diele, überall brannte Licht. Die Tür zum Wohnzimmer war halb geöffnet.
    „Hallo?" rief Bramsey.
    Schweigen. Der Lord betrat das Wohnzimmer. Er sah auf den ersten Blick, warum Mabel Reley die Tür nicht geöffnet hatte. Mabel Reley lag am Fuße des Bartisches; das Gesicht hatte sie dem roten Teppich zugewandt, als schäme sie sich, auf diese Weise ein nutzlos vertanes Leben beendet zu haben. Lord Bramsey trat langsam näher und blieb neben der Toten stehen. Das blonde Haar bildete einen heftigen Kontrast zum Rot des Teppichs. Die zarte, weiße Haut am Rückenausschnitt des Kleides wirkte so warm und lebendig, daß er fast versucht war, an eine Komödie zu glauben. Der Schütze hatte mit der Kugel das Herz getroffen. Der Tod mußte sofort eingetreten sein.
    Bramsey schaute sich um. Er sah das wellige Foto von Rodrigez auf dem Bartisch, und die kleinen Alkoholpfützen, die auf der blankpolierten Platte schimmerten. Er sah das leere Glas, den Luxus der Einrichtung, und dann wieder die Tote. Er ließ sich neben ihr auf die Knie nieder und berührte vorsichtig das Handgelenk. Es war noch warm. Das Mädchen mußte kurz vor seinem Eintreffen getötet worden sein. Von wem? Ich muß die Polizei rufen, dachte er. Der Mörder kann nicht sehr weit gekommen sein.
    Er stand auf und ging zum Telefon. Als er nach dem Hörer greifen wollte, zuckte er leicht zusammen. Ihm fiel ein, was die Polizei, die ihm mißtraute, aus diesem Vorkommnis machen würde und machen konnte. Er streifte seine Handschuhe über, zog die Visitenkarte aus der Tasche, die er von Miller bekommen hatte, und wählte dessen Privatnummer.
    „Hallo ... was gibt's?" meldete sich die verschlafene Stimme des Detektivs.
    „Ich habe es mir überlegt", sagte Bramsey. „Sie können für mich arbeiten. Bedingungen wie abgesprochen."
    „Wunderbar, aber mußten Sie mir das gerade jetzt sagen?" fragte Miller.
    „Allerdings. Der Auftrag ist nämlich mit einer

Weitere Kostenlose Bücher