Der schwarze Magier
sich und blickte zu Rupert auf. »Bleibt noch mein Gast bis morgen. Ich lasse Euch ein Zelt zuweisen.
Nach der Schlacht werde ich wohl Eure Gesellschaft brauchen. Ich möchte noch mehr hören, von den arabischen Frauen und ihren Liebestechniken…«
Rupert lächelte und ergriff Gwendolyns Hand. Zu ihrer Verblüffung führte er sie an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. Sie spürte, wie sich die Härchen auf ihrem Arm aufrichteten. »Gern, Mylady! Aber woher seid Ihr so sicher, dass Ihr die Schlacht morgen gewinnen werdet?«
Sie stutzte, dann zog sie die Augenbrauen zusammen. »Sonst bräuchte ich gar nicht erst in den Kampf zu ziehen. Und meine Ritter würden mich für einen Feigling halten.«
»Das seid Ihr gewiss nicht, Mylady. Und Ihr werdet die Schlacht morgen gewinnen.«
»Woher nehmt Ihr die Gewissheit?«
»Mein Geheimnis. Doch seid nicht leichtsinnig. Der unsichtbare Feind steht immer im Rücken.«
Nachdenklich folgten ihm ihre Augen, als er ihr Zelt verließ.
Es nötigte ihm nicht geringen Respekt ab, als er sie kämpfen sah. Sie führte das Schwert geschickt und sicher. Was ihr an körperlicher Kraft fehlte, glich sie mit Gewandtheit und Behändigkeit aus. Ihre Ritter hielten ihr den Rücken frei, doch sie kämpfte sich bis in die vorderste Linie vor und streckte einige der gegnerischen Kämpfer aus dem Sattel. Ihre Rüstung war mit Blut bespritzt, ihr nerviges Pferd schwitzte und tänzelte und reagierte bemerkenswert auf ihre Bewegungen. Sie rieben die fränkischen Ritter auf und zerstreuten sie. Letztlich ergriffen sie die Flucht.
»Sollen wir sie verfolgen, Mylady?«, fragte einer ihrer Ritter.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, lasst die Hasen laufen, mir ist heute nicht nach Jagd zumute. Sie haben ihre Lektion bekommen.«
Sie wandte sich lächelnd zu Rupert um. Im gleichen Augenblick sirrte ein Pfeil durch die Luft und durchschlug das Kettenhemd an der Schulter. Ihr Lächeln gefror zu einer Maske, mit einem leisen Schmerzenslaut stützte sie sich auf den Hals ihres Pferdes. Trotzdem wandte sie sich um.
»Ergreift diesen Feigling, der seinen Gegner in den Rücken schießt!«, schrie sie. Sofort sprengten ihre Ritter dem Schützen nach, der vergeblich versuchte, Anschluss an seine flüchtende Meute zu bekommen. Ihre Haut wurde blass. Rupert sprang von seinem Pferd und eilte zu Gwendolyn. Dann fiel sie halb ohnmächtig in seine Arme.
»Nicht aufgeben, Kriegerin«, mahnte er und trug sie beiseite.
»Nein, ich will weiterkämpfen«, murmelten ihre weißen Lippen.
»Eine Trage!«, brüllte er den Knappen zu. Sie kamen eiligst mit zwei Lanzen herbei, zwischen denen sie einen langen Schild mit Lederriemen befestigten. Sie legten Gwendolyn bäuchlings darauf und trugen sie zum Lager. Rupert schwang sich auf sein Pferd und preschte voran. Im Zelt riss er seinen ledernen Koffer auf und legte die Instrumente bereit. Er deutete auf Gwendolyns einfache Bettstatt, auf die die Knappen die Lady legten. Sie stöhnte leise.
»Was habt Ihr vor, Normanne? Wollt Ihr mir den Gnadenstoß versetzen?« Ihr Blick irrte über die Messer und Stilette, die er bereitgelegt hatte.
»So schnell stirbt es sich nicht. Ein Krieger muss auch mal einen Schuss vertagen können«, spottete er. »Und nun beißt mal kräftig hier drauf.« Er schob ihr ein Stück Pappelholz zwischen die Zähne. Dann bohrte er sein Stilett in die Wunde, um sie zu erweitern. Das Knirschen des Holzes ging in Gwendolyns Schrei unter.
»Tat es schon weh?«, fragte Rupert. »Ich habe doch noch gar nichts gemacht. Jetzt könnt Ihr schreien. Haltet ihre Arme fest!«, befahl er zwei daneben stehenden Rittern. Sie packten Gwendolyns Arme, während Rupert sein Knie gegen ihren Rücken drückte. Er presste das Stilett gegen den Wundrand und hebelte den Pfeil aus dem Rückenmuskel heraus.
Gwendolyn brüllte auf, spuckte das Holz in hohem Bogen aus und fluchte wie ein Stallknecht. »Fleischer, verdammter! Ich breche dir alle Knochen einzeln! Misthaufen, elender! Lasst mich los!« Sie strampelte mit den Beinen und warf den Kopf herum, dass die beiden Ritter Mühe hatten, sie zu bändigen.
Rupert bohrte ihr sein Knie schmerzhaft in den Rücken. »Nicht zappeln, sonst blutet es noch mehr!«
»Weg! Weg hier! Lasst mich los!«, kreischte sie. Wie ein Wurm wand sie sich und fiel neben die Pritsche. Im Nu war sie auf den Beinen, ihr Gesicht war jetzt gerötet, ihre Augen funkelten wild und ihr Mund hatte sich verzerrt. Mit wenigen
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