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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Schritten stürmte sie aus dem Zelt. Draußen standen mehrere Soldaten und hielten den Gefangenen fest. Es war ein junger Mann, ein Franke mit blondem Haar und trotzigen Augen.
    »Schau mich an!«, schrie Gwendolyn. »Schau mir ins Gesicht! Nur Feiglinge schleichen sich an ihr Opfer von hinten heran. Hattest du keinen Mut, mit mir von Angesicht zu Angesicht zu kämpfen, he?«
    Der Franke spuckte verächtlich aus. »Ein Weib!«
    »Das Weib wird dir zeigen, was es mit Mördern wie dir macht. Auf die Knie!«
    Roh stießen die Soldaten den Jungen auf den Boden. Noch immer lag Trotz und Auflehnung in seinem Blick. Er starrte auf den Staub vor sich und zuckte zusammen, als er das kurze Schleifen des Stahls vernahm, mit dem Gwendolyn ihr Schwert aus der Scheide zog. Sie richtete die Spitze auf die Kehle des Deutschen. Mit der flachen Klinge klopfte sie an sein Kinn. »Schau mir ins Gesicht, wenn ich dir den Kopf abschlage, du fränkischer Hund!«
    Ein überhebliches Grinsen lag auf seinem Gesicht, als er den Blick zu Gwendolyn hob, doch es wurde zur entsetzten Grimasse, als sie den Griff ihres Schwertes mit beiden Händen umfasste. Sie stand vor ihm und blickte ihm in seine blauen Augen, die sich in Panik weiteten. Trotz ihres Schmerzes holte sie weit aus und ließ das Schwert mit einem kräftigen Hieb heruntersausen. Der Kopf rollte vor ihre Füße und sie blickte nun ihrerseits verächtlich darauf herab. »Fränkischer Hund!«, wiederholte sie noch einmal. Dickes Blut quoll aus ihrem Rücken. Das Schwert entfiel ihren Händen, ihr Gesicht wurde kalkweiß. »Merde«, flüsterten ihre blutleeren Lippen. »Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig!« Dann sackte sie neben dem kopflosen Körper des Jünglings zusammen.
     
     
    »Frauen sollten sich den Dingen widmen, für die Gott sie geschaffen hat«, hörte sie eine leise Stimme neben sich durch den seltsamen Nebel dringen, der sie umgab. Sie versuchte sich zu drehen und stöhnte qualvoll auf. Ein übler Schmerz hämmerte in ihrer Schulter und irgendetwas hinderte sie, sich zu bewegen.
    »Loslassen!«, keuchte sie.
    »Niemand hält Euch«, hörte sie wieder die dunkle Stimme und ein angenehmes Kribbeln fuhr durch ihren Körper.
    »Ich will fliegen.« Mühsam öffnete sie die Augen und hoffte, ein Stück des blauen Himmels zu sehen.
    »Der Falke ist flügellahm.« Es war Ruperts Stimme dicht an ihrem Ohr. Er saß neben ihrem Bett und seine schwarzen Augen funkelten wieder spöttisch. »Das passiert, wenn er sich zu hoch in die Luft erhebt. Der Sturz war tief und schmerzhaft.«
    »Ja, ja, ich weiß, Hochmut kommt vor dem Fall.« Sie seufzte und schloss wieder die Augen. Sie kam sich schrecklich erniedrigt vor, so vor diesem Mann zu liegen, verwundet, kraftlos, geschlagen.
    »Das habe ich nicht gesagt.« Sein Spott brannte wie Salz in der Wunde. »Diese Schlacht habt Ihr gewonnen, Kriegerin.« Seine Stimme ging ihr unter die Haut. »Die Franken sind fort.«
    Mühsam schüttelte sie den Kopf. »Sie werden wiederkommen, um diesen Jungen zu rächen. Und sie haben Recht.«
    »Bis dahin müsst Ihr wieder genesen sein. Oder wollt Ihr Euch ihnen geschlagen geben?«
    »Niemals!« Ihr Rücken versteifte sich und wieder stöhnte sie auf. »Verdammter Bockmist, warum tut das so weh? War der Pfeil vergiftet?«
    Rupert schnaufte belustigt. »Die Franken sind einfältig und berechenbar. Sie kämpfen nicht mit Raffinesse. Ist Gift nicht eine typisch weibliche List?«
    Sie öffnete wieder die Augen und suchte seinen Blick. Er war so schrecklich nahe. »Das Gift hat viele Gesichter«, flüsterte sie. »Manchmal rammt es einen Pfeil in den Körper – und manchmal einen Blick aus schwarzen Augen.«
    Ihre Lippen öffneten sich leicht und ein Beben durchfuhr ihren Körper. Er beugte sich zu ihr herab und sie spürte seinen Atem, der nach Minze roch.
    Ihre geschwungenen Lippen waren so nahe, so rot und verführerisch und alles in ihm sehnte sich danach, sich mit diesen köstlichen Lippen zu vereinigen. Er sah ihre grün gesprenkelten Augen, die sich in Erwartung des Kusses schlossen, ihre dunklen Wimpern, die sich auf die Unterlider legten wie die Schwungfedern eines mystischen Vogels, ihre Sommersprossen auf der zarten,durch die Sonne leicht geröteten Haut. Und er wusste, wenn er diese Lippen küsste, würde er die Schlacht verlieren. Bereits einmal in seinem Leben hatte ein Kuss eine verhängnisvolle Wendung gebracht.
    Mit den Fingern fuhr er über ihre Lippen, dann tippte er unter ihr Kinn.

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