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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Patienten.
    Rupert schüttelte den Kopf. »Lasst ihn eine Woche hier, damit ich die Wundheilung beobachten kann.«
    »Eine Woche? Das ist unmöglich! Wir stechen übermorgen wieder in See.«
    »Dann wird er Euch nicht begleiten können.«
    »Dann werdet Ihr mich begleiten«, sagte Richard und blickte ihm fest in seine schwarzen Augen.
    Rupert trat einen Schritt näher und schien Richard mit seinen schwarzen Augen festzunageln. »Ich beuge mich nicht Gott, so beuge ich mich auch keinem König!«
    Richard rang nach Luft und starrte ihn sprachlos an. Dann lachte er laut auf. »Ihr seid wirklich einmalig, de Cazeville! In jeder Beziehung. Ich komme Cunningham morgen besuchen. Und Ihr solltet Euch mein Angebot überlegen. Es ist ein Angebot, eine Bitte, kein Befehl. Wir ziehen ins Heilige Land zur Befreiung Jerusalems. Ich könnte einen tüchtigen Arzt gebrauchen.«
    »Es ist nicht mein Krieg«, erwiderte Rupert achselzuckend.
    »Nun, für Euch könnte es ja eine Pilgerreise werden. Übrigens…«, der König unterbrach sich und warf ihm einen lauernden Blick zu, »… für den Kreuzzug wurden alle Teilnehmer von ihren Sünden freigesprochen, damit auch von der gerichtlichen Verfolgung.«
    Rupert schwieg. In seinem Inneren vibrierte etwas und versetzte ihn in Unruhe. Er hob den Kopf und begegnete Richards Augen. Für einen winzigen Moment lagen ihre Blicke ineinander. Dann wandte er sich um und half Clemens beim Aufräumen.
    Unruhig wälzte sich Rupert im Bett. Seine Gedanken ließen ihn nicht zum Schlafen kommen. Er war kein religiöser Schwärmer, nein, er bekannte sich auch nicht als Christ, seit er der Faszination der Alten Religion erlegen war. Und doch ließen ihn die Worte des Königs nicht mehr los. Der Orient! Es war eine zauberhafte, geheimnisvolle und doch hoch entwickelte Kultur. Die wenigen Bücher, die er in Bologna darüber gelesen hatte, hatten in ihm einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen und den aufkeimenden Wunsch, dieses Leben kennen zu lernen. Was hatte ihm sein Studium, seine Arbeit im Abendland gebracht? Ärger, Gefahr und Stillstand. Dort im Orient könnte er neue Erkenntnisse sammeln, die arabische Medizin kennen lernen, die Religion, das bunte, märchenhafte Leben…
    Leise erhob er sich von seinem Lager, um Clemens nicht zu wecken. Er verließ das Haus und setzte sich auf die kleine, wackelige Bank im Kräutergarten. Im Koben hörte er leise das Schwein schnarchen. Rupert blickte zum Himmel empor. Zwischen den Wolkenfetzen blinkten vereinzelt Sterne. Was war gegen eine Wallfahrt einzuwenden? Und wenn er als Gegenleistung für die freie Überfahrt nach Palästina die Leute des Königs behandelte, brauchte er sich ihm nicht verpflichtet zu fühlen.
    Und Clemens? Rupert zog seinen Umhang enger um die Schultern. Nicht noch einmal einen Klotz am Bein!

Unter dem Zeichen des Kreuzes
     
     
     
    Die Kriegsflotte Richards war prächtig bestückt. Einhundert Schiffe und vierzehn Frachtschiffe gehörten dazu. Es waren Schiffe mit einer hohen Leistungsfähigkeit und großer Beweglichkeit sowie einer perfekten Ausrüstung. Das erste Schiff besaß drei Steuer, dreizehn Anker, dreißig Ruder, zwei Segel und Taue aller Arten in dreifacher Menge. Mit Ausnahme des Mastes und der Schaluppen war alles, was es benötigte, doppelt vorhanden. Auf jedem Schiff befand sich ein erfahrener Steuermann mit vierzehn Matrosen, die sorgfältig nach ihren Fähigkeiten ausgewählt worden waren. Auf jedem dieser Schiffe konnten bis zu vierzig kampferprobte Schlachtrösser transportiert werden sowie alles, was zur Ausrüstung der Reiter benötigt wurde. Vierzig Mann Fußvolk und fünfzehn Seeleute befanden sich an Bord eines jeden Schiffes, außerdem Vorräte für Männer und Tiere für ein ganzes Jahr. Die Frachtschiffe von gewaltigem Ausmaß waren doppelt so hoch beladen wie die anderen Schiffe. Die Schiffskasse des Königs von nur ihm bekannter Höhe war vorsichtshalber auf mehrere Schiffe verteilt worden. Das Schiff, auf dem der König, seine engsten Vertrauten und Heerführer reisten, fuhr an der Spitze und erreichte als Erstes die Häfen und Städte, in denen angelegt wurde. Prunk und Glanz gingen von diesem Schiff aus und beeindruckten die Honoratioren der Hafenstädte, in denen es vor Anker ging.
    Auf diesem Schiff reisten nun auch Rupert de Cazeville und sein struppiges graues Pferd, das ganz und gar nicht mit dieser Seefahrt einverstanden war. Es war unruhig und nervös und ließ sich nur schwer besänftigen.

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