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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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als sie das Geld in Ninglins offene Hand legte, fragte sie ohne jede Regung:
    »Und meine Messerstiche? Werden die nicht berechnet?«
    »Sie werden nicht berechnet. Sie sind umsonst.« Ninglin grinste breit, als habe er einen besonders schmutzigen Witz erzählt. »Sie gehören zu unserem Kundendienst …«
    »Ich habe also keine Schulden mehr?« fragte Su Kun.
    »Nein. Es wird dich vielleicht freuen – nächste Woche komme ich mit einem neuen Mitarbeiter und stelle ihn dir vor. Ich habe andere Aufgaben zu übernehmen. Behandle die neue Grassandale wie mich und tritt ihr ehrfürchtig gegenüber. Die Rechnung ist übrigens günstig für dich, ich hoffe, du erkennst das an. Die Polizei hat Zhong Yushan mitgenommen, sonst hättest du noch seine Erdwohnung bezahlen müssen.«
    »Bestelle dem Daih-Loh meinen Dank!«
    Aisin Ninglin verließ das Lokal, stieg in einen kleinen japanischen Wagen und fuhr davon. Der observierende Kriminalbeamte zögerte. Soll man ihm nachfahren? Was hat er am Samstag morgen in einem Restaurant zu suchen? Um diese Zeit gibt es doch nichts zu essen.
    Er startete und folgte Ninglin. In der Herzogstraße, an einer Kreuzung, zeigte die Ampel Rot. Der Beamte stellte sich neben Ninglin, drehte das Fenster herunter und sagte:
    »Halten Sie nach der Kreuzung rechts. Kriminalpolizei.«
    Ninglin nickte, lächelte dem Beamten zu und hielt zwanzig Meter nach der Kreuzung in der zweiten Reihe. Der Kripomann bremste hinter ihm und sprang aus dem Wagen. Ninglin, wie immer sehr höflich, stieg aus.
    »Was habe ich verbrochen?« fragte er. »Zu schnell gefahren?«
    »Sie waren eben in dem Restaurant ›Shanghai-Stuben‹.«
    »Ja. Ist das verboten?«
    »Was wollten Sie dort um diese Zeit?«
    »Ich habe dem Wirt Zhong Yushan ein Gewürz gebracht. Es war ihm ausgegangen. Safran. Er braucht es für seine Hühnergerichte. Ein seltenes, teures Gewürz. Ich bin Gewürzhändler.« Ninglin öffnete die Hintertür des Wagens und zeigte auf zwei Kartons voll mit Gewürzen aller Art. Eine Duftwolke schlug dem Beamten entgegen.
    Scheiße, dachte er. Ein Schlag ins Wasser, wie immer. Trotzdem sagte er dienstlich knapp:
    »Ihre Ausweispapiere!«
    Ninglin hielt ihm einen chinesischen Paß und einen deutschen Führerschein hin. Beide Dokumente lauteten auf den Namen Ping Lianzheng. Ninglin besaß solche Papiere sechsfach mit sechs verschiedenen Namen. Eine Fälscherwerkstatt in Ottobrunn stellte vorzügliche Pässe und Führerscheine her. Von den echten waren sie nicht zu unterscheiden.
    »Sie wohnen?« Der Beamte gab die Papiere an Ninglin zurück.
    »In Schwabing. Tengstraße 71.« Er sagte es ohne Zögern mit einem höflichen Lächeln. »Noch etwas? Kann ich weiterfahren? Ich muß noch eine Menge Gewürze herumbringen.«
    »Fahren Sie!« Der Kriminalbeamte ging zu seinem Wagen zurück und fuhr davon. Ninglin sah ihm nach. Er lächelte spöttisch. Arme deutsche Polizei, dachte er und setzte sich hinter das Steuer. Sie haben nicht mal in allen Wagen Telefon. Wie leicht wäre es, sofort nachzufragen, ob ein Ping Lianzheng wirklich in der Tengstraße wohnt. Aber sie haben kein Telefon im Auto, weil der Staat an der Ausrüstung der Polizei spart. Wie sagte Min Ju? Deutschland ist ein ideales Land für uns Triaden. Sogar technisch sind wir der Polizei überlegen …
    Genau das sagte auch PP, als der Beamte zurück ins 13. Kommissariat kam.
    »Scheiße!« sagte er aus tiefstem Herzen. »Irgend etwas ist schief dran. Der Kerl heißt anders, in der Tengstraße wohnt er auch nicht, und wenn er Gewürzhändler ist, bin ich Eisverkäufer. Das haben wir gleich.«
    Er führte ein paar Telefongespräche und legte dann den Hörer auf. Man hörte die Erbitterung in seiner Stimme.
    »Ein Ping Lianzheng ist nicht gemeldet. In der Tengstraße 71 wohnen biedere Bürger. Da hätten wir nun einen dieser Schlitzaugen gehabt, aber das Präsidium hat nicht das Geld, in jeden Wagen ein Telefon einzubauen! Bei jeder Aktion gegen die Triaden pinkeln wir uns selbst auf die Schuhe! Wann sehen die hohen Herren im Ministerium endlich ein, daß wir Polizisten uns immer lächerlicher machen und die organisierten Verbrecher uns auf der Nase herumtanzen? Wir sind nicht mehr konkurrenzfähig.«
    Aisin Ninglin fuhr zum Restaurant ›Der Schwarze Mandarin‹, aber erst um die Mittagszeit, wo heute, am Samstag, reger Betrieb herrschte. Auch wenn man das Lokal observiert hätte, er wäre nicht aufgefallen. Unter den vielen Gästen war er einer, der seinen Reis mit

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