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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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warf einen kurzen Bück auf ihn. In den langen Kripo-Jahren war er hart in Nehmen geworden, aber immer wieder schauderte es ihn, wenn er vor einem so zugerichteten Toten stand. Auch die stärksten Nerven halten so etwas kaum aus.
    »Ja«, sagte Lutz Benicke. »Es ist zum Umfallen! Sie haben ihn erst mit Messern mißhandelt, sein Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten, die Ohren abgetrennt und ihn dann mit einem Schläfenschuß getötet. Ein aufgesetzter Schuß – geradezu eine Hinrichtung. Deshalb dachte ich … So benehmen sich doch deine Jungs von den Triaden. Kennst du den Toten?«
    »Was soll man da noch erkennen? Aber es ist die Handschrift von 14K.«
    »Ein Gastwirt?«
    »Das werden wir nie erfahren.«
    »Ihr habt doch im 13. Kommissariat eine Liste aller Lokale.«
    »Was nützt uns das? Wenn wir alle Lokale durchsuchen und nach dem Chef fragen: Schweigen. Man kann niemanden zwingen zu sprechen. Wir stehen da wie die Doofen. Das können wir uns sparen. Den Mörder hat keiner gesehen; keiner kennt seinen Namen; keiner weiß, wo er wohnt; niemand wird vermißt; der Tote muß vom Himmel gefallen sein. Und seine Witwe, wenn er verheiratet war? Die reißt sich eher die Zunge raus, ehe sie einen Ton von sich gibt. Nicht anders die Kinder oder die Angestellten des Ermordeten. Wer redet, ist der nächste. Mit einem Triaden legt sich niemand an! Bei uns im 13. Kommissariat gibt es einen Spruch: ›Wenn ein Mafioso scheißt, stinkt es, und man weiß, wo er ist – scheißt ein Triade, riecht man gar nichts.‹« Peter Probst wandte sich ab. »Laß ihn einpacken und zur Gerichtsmedizin bringen.«
    »Eigentlich ist es uninteressant zu wissen, was für Verletzungen er alles hat. Das bringt uns nicht weiter. Ich werde ihn sofort in die Uni-Pathologie schaffen lassen. Die sind knapp mit Leichen – wenn Julius den Toten freigibt.«
    Der zuständige Staatsanwalt war Julius Waremba. Trotz seines Namens war er kein Schwarzer – Waremba ist ein typisch afrikanischer Name –, sondern ein blonder Nordlandtyp. Kollegen nannten ihn den ›verhinderten Häuptling‹.
    Der Transporter fuhr heran, zwei Männer luden den Zinksarg aus und hoben den geschundenen Körper hinein. »So eine Sauerei!« sagte einer von ihnen. »Und die Kerle kriegt man nicht. Die killen, wie andere 'ne Weißwurst aufschlitzen.« Er sah Peter Probst an. »Herr Oberrat, die tanzen uns doch auf der Nase rum …«
    »Damit müssen wir leben, bis uns der große Schlag gelingt.«
    »Und wie soll das gehen?«
    »Wir sitzen nicht rum und lösen Kreuzworträtsel. Das 13. Kommissariat hat Netze ausgelegt. Und wenn nur ein Fisch im Teich ist, den fangen wir. Es ist nur eine Frage der Zeit – und des Glücks. Wir sind doch nicht dümmer als die Triaden. Fragen Sie nicht weiter. Ich kann Ihnen nichts mehr sagen. Unsere Polizei ist jedenfalls kein Verein von Hohlköpfen. Wir kriegen diese gelben Drachen.«
    PP verabschiedete sich von seinem Kollegen Benicke und setzte sich in seinen Wagen. »Schick mir die Ermittlungen rüber, Peter«, sagte er. »Wir arbeiten, als suchten wir Sandkörner. Vielleicht ist der Tote so ein Sandkorn …«
    Im Laufe der späteren Ermittlungen bewahrheitete sich PPs Ahnung. Wer der tote Chinese war, wie er hieß, woher er kam, blieb im dunkeln. Auch die Witwe von Zhong Yushan schwieg, und die Kinder waren so vernünftig zu begreifen, daß böse Männer den Vater mitgenommen hatten und keiner darüber sprechen dürfe. Sie waren fünf, sieben und dreizehn Jahre alt, und der Älteste, ein schmaler, hochaufgeschossener Junge mit einer Hornbrille, sagte zu seiner Mutter: »Erzähl es den Kleinen nicht. Aber mir kannst du die Wahrheit sagen: Sie haben Papa umgebracht?«
    »Ja.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Die Polizei hat ihn mitgenommen. Wir werden ihn nie mehr sehen.«
    »Auch nicht begraben?«
    »Auch nicht begraben!«
    »Es waren die Triaden?«
    »Ja.«
    »Was hat Papa ihnen denn getan?«
    »Er wollte ihnen kein Geld mehr geben.«
    »Und deshalb brachten sie ihn um?«
    »Er hat ihnen gedroht, zur Polizei zu gehen.«
    »Warum war Papa so dumm?«
    »Er war so zornig auf die Männer. ›Wir arbeiten‹, hat er geschrien, ›und ihr Faulpelze kassiert! Ihr seid Schmeißfliegen, Aaswürmer! Ich hetze euch die Polizei auf den Hals!‹ Er hat in seiner Wut gar nicht darüber nachgedacht, was er da geschrien hat. Sonst hätte er es nie getan! Und die Männer sagten dann auch: ›Du bist erregt, lieber Yushan, wir verstehen das. Aber wir verstehen

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