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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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räusperte sich vernehmlich. Dann sagte er:
    »Wir kennen Sie nur dem Namen nach. Von Ihrem persönlichen Leben, Ihrer Privatsphäre, wissen wir nichts. Aber wir sind für Liyun verantwortlich. Sie ist unser Gast, wir haben die Bürgschaft unterschrieben, daß wir für alles, was sie betrifft, aufkommen – und nun erklären Sie mir, daß Sie für Liyun …«
    »Bitte, ehe Sie weitersprechen, Herr Frantzen, hören Sie mich an«, unterbrach Rathenow ihn. »Meine Einladung, die ich vor Ihrer abschickte, ist offenbar verlorengegangen. Sonst wäre sie längst bei mir gewesen. Ich bin bereit, die Verantwortung für Liyun zu übernehmen und Sie davon zu entlasten.«
    »Aber das ist doch keine Last für uns!« Dr. Frantzens Stimme hob sich. »Wir haben Liyun vom ersten Tag an gemocht. Meine Frau mag sie ganz besonders gern.«
    »Ich auch.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »So, wie Sie es sich jetzt denken. Ich habe nicht ein Dreivierteljahr auf Liyun gewartet, sondern – ich weiß, das klingt kitschig – mein ganzes Leben. Das weiß ich heute.«
    »Verzeihen Sie eine Frage, Herr Rathenow: Wie denken Sie sich das?«
    »Liyun wird bei mir bleiben.«
    »Ihr Visum läuft in knapp drei Monaten ab.«
    »Ich werde versuchen, beim Kreisverwaltungsreferat in München eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.«
    »Es wird schwer sein, eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Die Ausländergesetze sind sehr streng.«
    »Hier handelt es sich um einen besonderen Fall.«
    »So etwas gibt es für das Gesetz nicht. Was anderes wäre es, wenn Liyun um Asyl nachsuchen würde. Und auch dann würde sie im Prüfungsverfahren durchfallen, weil sie aus keinem Kriegsgebiet kommt, nicht politisch verfolgt wird und ihre Rückkehr in das Heimatland keine Gefahr für Leib und Leben bedeutet. Das sage ich Ihnen als Anwalt.«
    »Ich versuche es trotzdem. Es bleibt uns ja noch Zeit.«
    »Wir erwarten Liyun in zehn Tagen zurück. Das hatten wir so mit ihr vereinbart.«
    »Es hat sich da einiges geändert, Herr Frantzen. Natürlich kommt Liyun in zehn Tagen zu Ihnen zurück, aber nur, um endgültig ihre Koffer zu packen und wieder nach München zu fahren.«
    »Ich möchte nicht weiter in Sie dringen.« Die Stimme Dr. Frantzens wurde kühl, geschäftsmäßig. »Wie stellen Sie sich das vor?«
    »Ich bin Ihnen eigentlich keine Erklärung schuldig, denn Liyun ist nicht Ihre Tochter«, antwortete Rathenow ebenso kalt. »Aber von Mann zu Mann: Ich liebe Liyun.«
    »Ein ehrliches Wort. Aber als – na, sagen wir es grob – Geliebte ist Liyun zu schade. Wenn wir das gewußt hätten, hätten wir nicht daraufgedrängt, daß sie Sie anrief, und wir hätten ihre Reise nach München verhindert. Ich kenne das. Wenn der Reiz des Neuartigen, des Fremden verflogen ist und Langeweile sich breitmacht, dann bleibt bei den Frauen eine entsetzliche Leere zurück. Sie können daran seelisch zerbrechen. Wollen Sie Liyun das antun? Dieses zauberhafte Wesen dürfen Sie nicht zerstören! Es ist unverantwortlich!«
    »Herr Frantzen, Sie sehen das völlig falsch. Liyun wird für immer bei mir bleiben.«
    »Sie wollen sie heiraten?«
    »Ein klares Ja!«
    »Darf ich fragen, wie alt Sie sind?«
    »59.«
    »Und Liyun ist im Mai 26 geworden. Das sind 33 Jahre Unterschied. Halten Sie das für normal?«
    »Was ist normal? Hört ein Mensch mit 59 auf zu leben? Warum regen sich die Leute so über den Altersunterschied auf? Ist es Neid, Mißgunst? Wir lieben uns, das ist alles! Was spielt da der Altersunterschied für eine Rolle?«
    »Wo bleibt Ihre Lebenserfahrung? Wenn Sie siebzig werden, ist Liyun 37. Im besten Frauenalter! Und wenn Sie achtzig werden sollten, ist …«
    »… ist Liyun 47!«
    »Eine vitale Frau mit einem Greis …«
    »Das wollen wir doch besser meiner biologischen Entwicklung überlassen.«
    »Und was ist, wenn Sie sterben?«
    »Dann ist Liyun meine Alleinerbin. Davon kann sie gut leben. Ich glaube, Herr Frantzen, es bringt nichts, wenn wir uns am Telefon streiten. In zehn Tagen bringe ich Liyun nach Saarbrücken.«
    Das Gespräch fand am Nachmittag statt. Liyun lag im Garten auf einer Gartenliege im Halbschatten eines hohen Holunderstrauchs und fühlte sich so leicht und glücklich wie nie. Nur wenn sie an Kunming dachte, fiel ein Schatten auf ihr Glück, Sie dachte an ihre Eltern und wie sie reagieren würden, wenn sie gestand, daß sie einen Mann liebte, der älter war als ihr Vater und dazu noch ein Fremder, ein Europäer. Wie nahm es vor allem ihr

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