Der schwarze Regen
weg, du verbrennst dich!, aber er, nein, ein verzauberter Junge vor den Flammen, am Ostersonntag laufen alle aufgeregt hin und her, Fleischpastetchen sind zuzubereiten, Fleisch ist zu braten, er steht vor den Flammen, die langsam niedriger zu Asche Glut werden, Martine’, geh da weg!, aber nein, der Zauber der Stämme, der starke Geruch, der Duft von Altem von Asche und Flammen, Das Feuer hat keinen Geruch, sagt man ihm in der Schule, aber das stimmt nicht, das festlich hergerichtete Wohnzimmer, das Fenster geöffnet auf den Corso, die Onkel und Tanten gekommen, um etwas zu trinken, sich vor dem Mittagessen ein schönes Fest zu wünschen, Onkel Luciano kommt dieses Jahr nicht, sagt die Mutter leise zu ihm, Erwähne ihn nicht, stell keine Fragen, Martino, du bist ein Meister darin, dich mit deinen Fragen zu blamieren, also kein Wort!, warum war Onkel Luciano nicht gekommen?, und eigentlich war er ja auch nur ein entfernter Onkel, wo war Luciano Pruneddu hingegangen, sein Foto war in der Zeitung erschienen, Martino Crissanti hatte es in der Schule gesehen, ein Freund hatte es ihm mit ernstem Gesicht gezeigt, Zum Teufel, dein Onkel, Marti’, sein Foto ist in der Zeitung! Schon ein Mordskerl, dein Onkel, Kleiner, hatte Costante aus der fünften Klasse zu ihm gesagt und seine Schulter berührt.
Das ganze heilige Osteressen hindurch hatte er an Onkel Luciano gedacht, von Zeit zu Zeit einen verstohlenen Blick auf die Frau des Abwesenden geworfen, Tante Teresa, spindeldürr, hölzerne eiserne Frau schwarz von den Schuhen bis zur Jacke, Tante Teresa finster außen und innen, Frohe Ostern, mein Martino, hatte sie nach dem Essen zu ihm gesagt, als sie sich verabschiedete, um nach Hause zu gehen, beinahe hätte sie zu weinen angefangen, die Tante, beinahe, denn weinen einfach so in der Familie, nicht einmal wenn die Welt unterging, das wusste sogar er, noch minderjährig, aber wo zum Teufel war Onkel Luciano nur hinverschwunden?
Und in der Sexta an Weihnachten, Martinos Vater war mit wütendem Gesicht nach Hause gekommen, hatte die Tür aufgerissen, als hätte er ihr einen Fußtritt versetzt, Annamaria!, hatte er schon vom Wohnzimmer aus geschrien, Annamaria, komm her, ein schönes Weihnachten haben sie uns da beschert, ein Faustschlag auf den Tisch, dass die Welt gezittert hatte, die dünnen Haare Martinos, der das Holz aufs Feuer schichtete, ganz durcheinandergeraten waren, der Zauber des Fests gebrochen zerstört, Was ist los?, hatte er den Papa gefragt, Dass jetzt die Carabinieri zu uns kommen, du wirst sehen, Weihnachten wird dieses Jahr zur Fastenzeit werden, eine Leidensgeschichte wird es sein.
Denn Onkel Luciano hatte eine halbe Maschinenpistolensalve auf eine Schulter bekommen in jener Nacht, mitten im Wald auf dem Berg, denn jemand hatte einen kleinen Jungen vom Kontinent aus einem Hotel in Orosei entführt, der Onkel war bis zum Hals darin verstrickt, im Krankenhaus hatten sie ihn bewacht, als wäre er der Teufel auf Erden. Geh in dein Zimmer, Marti’, hatte die Mutter ihn angebrüllt, Bleib brav in deinem Zimmer bis zum Essen.
Die Piraten seiner Bücher auf dem Nachttisch und die Platini-Poster und die Comiczeitschriften, Martino Crissanti wartete, bis er hinaus durfte, durch die Straßen laufen konnte, um genau zu erfahren, was geschehen war, und die Gesichter der Alten auf dem überfüllten Platz zu sehen, die Bar Nuraghe und das alte geschlossene Kino, bestimmt haben sie eine Absperrung errichtet, die dummen Soldaten in ihrer Tarnkleidung, sie werden an der Tür der drei oder vier üblichen Verdächtigen geklopft haben, ein kleiner Junge vom Kontinent, ein stinkreicher Franzose, Industriellensohn, gut ausgewählt diesmal, wer weiß, ob wirklich der Onkel ihn entführt hat.
18
Machen wir es so, Meloni: Du fährst sofort los und holst diesen Burschen, den Priester, bring ihn mir her, auch wenn du ihn beim Rosenkranz bei der Beichte bei der Messe, was immer er auch gerade tut, unterbrechen musst, verstanden?
Meloni schüttelte sofort den Kopf, er traute sich nicht, Crissanti zu unterbrechen, wartete, bis er fertig war, Der Junge ist nicht da, sagte er dann – Er ist heute Morgen ins Heilige Land aufgebrochen, eine Reise, die der Bischof ihm geschenkt hat. Er wird erst in zwei Wochen wiederkommen.
Verdammter Mist, schrie der Maresciallo, Was für eine Scheißermittlung, dachte er, Hexen, die einen nicht schlafen lassen, und Geliebte von Gefreiten und Phantompriester.
Ich versuche ihn trotzdem
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