Der schwarze Schattenjaeger
ausdrückt. Nicht dieses falsche, aufgesetzte und überhebliche Grinsen wie Logan es tut. Sondern etwas Ehrliches. Aufrichtiges. Es würde mir wirklich ausreichen, wenn es da jemanden gäbe. Nur einmal. Ich will nur einmal gefragt werden. Natürlich würde ich sofort nein sagen, schließlich habe ich ja gar keine Zeit. Es ist viel zu tun und es gibt ja auch noch meine Mutter, um die ich mich kümmern muss. Es wäre falsch, mich mit jemandem zu treffen oder zu flirten, während sie zuhause liegt und nichts tun kann. Es wäre ihr gegenüber einfach nicht fair.
„Ach, prima, da ist ja mein Kaffee“, sagt Logan, der mir plötzlich gegenübersteht und mir viel zu nahe kommt.
„Nur für Angestellte“, platzt es genervt aus mir heraus. Wo kommt er denn auf einmal her? Ich weiche sofort einen Schritt vor ihm zurück und spüre die Küchentheke an meinem Po. Die Küche ist sehr schmal, aber dafür lang. Zu zweit kann man hier schon arbeiten, jedoch ist es nicht so einfach, aneinander vorbeizulaufen, sodass dieser Trottel gerade den Weg hinaus versperrt. Na, aber den Kaffee à la Thalis kann er gerne haben. Schön heiß mit viel Salz! Ich drücke ihm den Becher in die Hand und werde von seinen weißen Zähnen geblendet, da er erneut grinst. Jetzt fühle ich mich wie ein Reh auf der Autobahn, das kurz davor ist, angefahren zu werden.
„Bitte, schön heiß. Schönen Tag noch“, murmle ich und schaue Richtung Küchentür. Leider entdecke ich meine Tante nicht, die mir eigentlich mal zu Hilfe eilen könnte.
„Den werde ich haben, nachdem ich dich sehen durfte“, antwortet er mir mit einem theatralischen Seufzer. Leider kommt er noch näher und ich entdecke meine unglaublichen Fähigkeiten, meinen Rücken weit durchbiegen zu können, um mein Gesicht ganz weit von seinem fernzuhalten.
„Was hältst du davon, wenn wir zwei …“, beginnt er seinen Satz, der zum Glück von meinem Onkel jäh unterbrochen wird.
„Logan, komm endlich!“, ruft er und befreit mich so glücklicherweise aus dieser ausweglosen Situation.
„Zu schade, die Pflicht ruft. Menschen müssen gerettet, Verbrecher geschnappt und hinter Gitter gebracht werden.“ Er schaut dabei an die Decke, als erinnere er sich gerade an die härtesten Heldentaten, die er seit seinem Ausbildungsbeginn vollbracht hat. Dabei patrouillieren sie nur, helfen alten Damen Tüten tragen, schaufeln Wege frei und zeigen Präsenz. Der härteste Fall war ein kleiner Taschendiebstahl vor einigen Wochen, ansonsten geht es hier ruhig zu. Logan bauschte die Geschichte damals komplett auf. Da wurde aus einem kleinen Vierzehnjährigen, der im Kaufhaus sein Unwesen trieb, eine gefährliche Gang aus zehn muskelbepackten Männern, inklusive Schlagabtausch und Logan als strahlender Held. Leider gibt es genug Mädchen, die auf seine hanebüchenen Geschichten hereinfallen und reihenweise quietschen, wenn er sie zum Besten gibt.
„Aber keine Sorge, ich bin heute Mittag für dich da und nach Feierabend ebenso, wir sehen uns also noch.“ Er zwinkert mir zu und nippt dabei lässig an seinem Kaffee, bis er seine Augen verengt und anfängt zu schmatzen. Gut. Es war also genug Salz drin, geschieht ihm ganz recht!
„Stimmt etwas nicht?“, frage ich unschuldig klingend.
„Nein, alles super. Man sagt ja eigentlich, dass nur verliebte Köche die Suppe versalzen, aber ich habe deine Anspielung verstanden …“ Erneut zwinkert er mir zu und schlendert dann aus der Küche heraus. Bitte, was?! Denkt dieser Typ wirklich, ich hätte ihm das Salz aus Verliebtheit reingeschüttet? Das nächste Mal muss Chili rein und Pfeffer, dass er sich auf der Stelle übergeben muss und mich ja nie wieder nach einem Kaffee fragen wird! Ist es denn so schwer zu verstehen, wenn ich nein sage? Was für ein Trottel! Ich laufe ihm nach und stelle mich hinter den Tresen, von wo aus ich Tante Abby beobachten kann, wie sie Kimmy noch einen Kuss gibt, bevor sie zurück in den Laden kommt.
„Puh, ist das kalt draußen.“ Sie schlottert am ganzen Körper, als sie Logan zunickt, der freundlich zurücknickt, bevor er aus dem Laden verschwindet.
„Uff, na ein Glück …“, entweicht es meinen Lippen erleichtert, als sich Logan mit Onkel Roger auf den Weg zum Kindergarten macht, um anschließend durch Pemberton zu patrouillieren. Endlich ist dieser Trottel weg, der mir viel zu oft viel zu nahe kommt!
„Entschuldige, ich hatte gehofft, dass dir Logan nicht bis in die Küche folgt. Ich werde noch einmal mit Roger reden,
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