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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Artillerie, schweren Wagen, dem Trampeln von Männern und Pferden, der mühseligen Vorwärtsbewegung aller geräderten Fahrzeuge, die verwundete Soldaten tragen konnten, herumgestoßen zwischen Sterbenden und Toten, so von Blut und Schlamm entstellt, dass man sie kaum als menschliche Gestalt erkennen konnte, völlig unberührt vom Stöhnen der Männer und dem Schreien der Pferde, die, gerade eben erst aus ihren friedlichen Alltagsgeschäften gerissen, den Anblick der Nachzügler am Straßenrand nicht ertragen konnten, die nie wieder ihre beschwerliche Reise aufnehmen würden, tot für alle lebendigen Sinne, die ihr je eigen gewesen waren, und doch lebendig – so wurde die Gestalt, die einmal Leutnant Richard Doubledick gewesen war, von dessen Ruhm England widerhallte, nach Brüssel gebracht. Dort bettete man sie sanft in ein Lazarett, und dort lag sie Woche um Woche, die langen hellen Sommertage hindurch, bis die Ernte, die der Krieg verschont hatte, reif geworden und eingeholt war.
    Immer und immer wieder ging die Sonne auf und versank über der überfüllten Stadt, immer und immer wieder lagen die Mondnächte still über der Ebene von Waterloo; und all diese Zeit war für das, was einmal Leutnant Richard Doubledick gewesen war, nichts als eine große Leere. Jubelnde Truppen marschierten in Brüssel ein und marschiertenwieder heraus; Brüder und Väter, Schwestern, Mütter und Ehefrauen kamen in Scharen herbeigeeilt, zogen ihr Los der Freude oder des Schmerzes und reisten wieder ab; so viele Male am Tag läuteten die Glocken, so oft veränderten sich die Schatten der großartigen Gebäude, so viele Lichter wurden in der Dämmerung entzündet, so viele Füße eilten hier und da auf den Gehsteigen vorüber, so viele Stunden Schlaf und kühlere Nachtluft folgten den Tagen – doch unberührt von all dem lag ein marmornes Antlitz auf einem Bett, wie das Antlitz einer liegenden Statue auf dem Grabmal des Leutnants Richard Doubledick.
    Mühevoll kämpfte sich schließlich durch einen langen schweren Traum von verwirrtem Raum und verwirrter Zeit, immer wieder mit schwachen Blicken auf Feldschere, die er kannte, und auf Gesichter, die ihm in der Jugend vertraut gewesen waren – das liebste und freundlichste unter diesen, das von Mary Marshall, mit einer Besorgnis, die der Wirklichkeit mehr als alles andere zu ähneln schien – Leutnant Richard Doubledick ins Leben zurück. In das wunderschöne Leben eines ruhigen Herbstabends bei Sonnenuntergang, ins friedliche Leben eines frischen, stillen Zimmers mit einem großen, offenstehenden Fenster und dahinter mit einem Balkon, auf dem sich die Blätter regten und Blumen süß dufteten, und wiederum dahinter mit vollem Blick auf einen klaren Himmel und die Sonne, die ihre goldenen Strahlen auf sein Bett goss.
    Alles war so ruhig und so wunderschön, dass er meinte, er sei in eine bessere Welt hinübergegangen. Und er fragte mit matter Stimme: »Taunton, sind Sie bei mir?«
    Ein Gesicht beugte sich über ihn. Nicht Tauntons, das seiner Mutter.
    »Ich bin gekommen, um Sie zu pflegen. Wir haben Sieviele Wochen lang gepflegt. Sie wurden vor langer Zeit hierhergebracht. Erinnern Sie sich an nichts?«
    »An gar nichts.«
    Die Dame küsste ihn auf die Wange, hielt ihm die Hand und tröstete ihn.
    »Wo ist das Regiment? Was ist geschehen? Lassen Sie mich Mutter zu Ihnen sagen. Was ist geschehen, Mutter?«
    »Ein großer Sieg, mein Lieber. Der Krieg ist vorbei, und das Regiment war das tapferste auf dem Schlachtfeld.«
    Seine Augen glühten, seine Lippen bebten, er schluchzte, und Tränen rannen ihm übers Gesicht . Er war sehr schwach, zu schwach, um die Hand zu rühren.
    »War es jetzt gerade dunkel?«, fragte er schließlich.
    »Nein.«
    »Es war nur für mich dunkel? Etwas ging fort, wie ein schwarzer Schatten. Aber als es ging, und die Sonne – oh, die liebe Sonne, wie schön sie ist! – mein Gesicht berührte, da meinte ich, eine leichte weiße Wolke zur Tür hinausgleiten zu sehen. Ist wirklich nichts zur Tür hinausgegangen?«
    Sie schüttelte den Kopf, und nach einer kleinen Weile schlief er ein, während sie ihm noch die Hand hielt und ihn tröstete.
    Von jenem Tag an erholte er sich. Langsam, denn er hatte eine schwere Kopfverletzung davongetragen und Schusswunden am Leib erlitten, aber jeder Tag brachte einen kleinen Fortschritt. Als er wieder genügend Kräfte gesammelt hatte, um im Bett liegend Gespräche zu führen, bemerkte er schon bald, dass ihn Mrs. Taunton immer

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