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Der Schweizversteher

Der Schweizversteher

Titel: Der Schweizversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diccon Bewes
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zahlt nichts, und es würde sich auch nicht
gehören, eine Kostenbeteiligung anzubieten. Getrennte Kasse ist nur angesagt,
wenn man sich zum Essen verabredet hat, ohne dass einer vom anderen eingeladen
wurde.
    Für einen Schweizer ist das glasklar
und logisch, für Ausländer kann sich das gemeinsame Essen jedoch als Minenfeld
erweisen. In England beispielsweise ist es normal, die Rechnung zu teilen, wenn
jemand zu seinem Geburtstag in ein Restaurant eingeladen hat, und zwar ohne
Einbeziehung des Geburtstagskindes. In der Schweiz ist das glatte Gegenteil
üblich, hier zahlt das Geburtstagskind alles. Ahnt man davon nichts, kann das
zu peinlichen Verwicklungen – und einer leeren Geldbörse – führen. Auch in
Liechtenstein hält man das so: Als meine Eltern zum ersten Mal dorthin fuhren,
um die Familie meines Lebensgefährten Gregor kennenzulernen, wurden alle 18
Personen von Gregors Vater Hans in ein Lokal zum Mittagessen eingeladen. Mein
Vater wollte die Rechnung mit Hans teilen, schon allein um sich für drei Tage
Gastfreundschaft zu bedanken, aber wir machten ihm klar, dass er das vergessen
konnte. Da Hans uns alle eingeladen hatte, würde er für alle zahlen, und mein
Vater würde es nicht einmal mitbekommen, wenn er die Rechnung beglich. Und
genau so kam es dann auch.
    Sollte Sie tatsächlich ein Schweizer
zu sich nach Hause zum Essen einladen, müssen Sie unbedingt ein Geschenk
mitbringen. Eigentlich keine große Affäre, außer dass so ein Geschenk alles
über Sie, über Ihren Gastgeber und über den Level der Einladung verrät. Wenn
man Sie zum Kaffee oder Tee bittet, dürfte eine Kleinigkeit aus der Patisserie
oder aus einem Pralinengeschäft das Richtige sein. Bei einem
Apéro
liegt man mit einer Flasche
(möglichst Schweizer) Wein nicht verkehrt, auch Blumen sind eine gute Wahl.
Beides passt auch bei einer Einladung zum Abendessen, nur sollte es dann
preislich in einem höheren Bereich liegen. Findet das Essen aber aus einem
bestimmten Anlass statt, haben Sie freie Auswahl. Wir haben als Gastgeber schon
alle möglichen Geschenke bekommen, vom Teeservice über Kinokarten bis zu
Espressolöffeln, auch Bücher und kleine Delikatessen-Fresskörbe, einmal sogar
ein Schmusetier. Teilweise liegt der Grund darin, dass sich die Schweizer damit
großzügig bedanken, weil Sie ihnen Zutritt zu Ihrer Wohnung gewähren; und es
könnte auch als Ersatz dafür gedacht sein, dass sie die Einladung nicht
erwidern werden. Niemand erwartet hinterher eine Dankeskarte für die Geschenke
von Ihnen, Sie als Gastgeber bekommen aber auch nur höchst selten ein
Dankeschön danach. Schließlich haben Sie an dem Abend schon ein Geschenk
gekriegt.
    Zuletzt gehört zu einem guten Gast,
genau das zu sein. Als Gast in einem Schweizer Haus hilft man nicht. Setzen Sie
nie einen Fuß in die Küche, schenken Sie nie nach, räumen Sie nie die Teller
vom Tisch. Sie dürfen einmal Ihre Hilfe anbieten, die dann aber höflich
abgelehnt wird. Danach müssen Sie sich zurücklehnen und entspannen oder
zumindest so tun als ob. Ein zweites Mal darauf zu insistieren oder gar
ungefragt zu helfen würde nahelegen, dass die Gastgeber schlecht organisiert
sind und nicht allein zurechtkommen. Falls Sie das bei der ersten Einladung
nicht beherzigen, wird es keine zweite geben, auch wenn Sie auf die erste
Monate (oder gar Jahre) gewartet haben. Andernfalls kann es passieren, dass
irgendwann in ferner Zukunft Ihr halbherzig vorgetragenes erstes Hilfsangebot (denn
inzwischen kennen Sie ja die Antwort) angenommen wird. Dann sind Sie in den
Kreis aufgenommen, Sie gehören dazu. Jetzt müssen Sie nur noch dafür sorgen,
dass Ihre Tischmanieren wirklich untadelig sind – ein weiteres Minenfeld.
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Wo die Schokolade herkommt

In der Schweiz gibt es nicht nur Fondue
    Nationalgerichte prägen das Bild eines Landes so sehr,
dass sie zum Repertoire der unverzichtbaren Klischees gehören. England hat Fish
and Chips, in Spanien gibt es Paella, und in Schottland ist Haggis, was in den
Vereinigten Staaten der Hamburger ist. Das Schweizer Nationalgericht Fondue ist
bei den Schweizern so beliebt, dass sie dafür nicht nur Käse und Wein mischen.
Es gibt auch ein fondue chinoise , bei dem dünne
Fleischscheiben in heißer Brühe gegart und dann mit verschiedenen Saucen
gegessen werden, an Fest- und Feiertagen ein beliebtes Essen im

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