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Der Schweizversteher

Der Schweizversteher

Titel: Der Schweizversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diccon Bewes
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festlegen mussten). Ob Sie Ihr Ticket zwei
Wochen oder zwei Minuten vor Antritt der Reise kaufen, spielt keine Rolle, und
Sie können jederzeit den Zug besteigen, der Ihnen am besten passt. Keine
Zwangsreservierungen (außer bei Touristenzügen wie dem Glacier Express) und
keine Strafgebühren, weil Sie im falschen oder einem zuschlagpflichtigen Zug
gelandet sind.
    Allerdings scheint sich langsam eine Veränderung
anzubahnen, doch die ist nicht überall willkommen. Im November 2009
preschte der für Verkehr zuständige Bundesrat mit der Idee vor, Pendler sollten
mehr bezahlen, weil sie die Züge zu Hauptlastzeiten nutzen. Das führte zu einem
allgemeinen Aufschrei des Protests, aber die Idee scheint immer noch nicht
völlig vom Tisch zu sein. Erfolgreicher war der Vorstoß der SBB , im Internet das Sparbillett für die Buchung von
bestimmten Zügen zu sehr viel niedrigeren Preisen anzubieten (und dabei kann
man auch noch das Halbtax-Abo nutzen). Das spricht die schweizerische
Planungsfreude an und ist ideal für alle, die wissen, dass sie den 13.34-Uhr-Zug
nach Genf nehmen wollen. Natürlich sind die Hauptverkehrszeiten kaum im
Angebot, und man muss mit dem gebuchten Zug fahren; also keine Reise im
Pendlerzug und keine Planänderungen in letzter Minute.
    Für Eidgenossen unterwegs in der Schweiz ist es eine
transparente Entscheidung: den vollen Preis zahlen, die Halbtax abonnieren oder
in eine GA -Jahreskarte investieren, die das gesamte
Land abdeckt. Das GA oder Generalabonnement schließt alle Transportmittel ein, den
Lokalbus ebenso wie den Intercity oder die Dampferfahrt auf dem Genfer See, den
Tagesausflug ins Tessin oder die Erkundung Zürichs mit der Tram. Die einzige
Ausnahme bilden Berg- und Seilbahnen, die den Besitzern eines GA nur eine 50-Prozent-Ermäßigung
gewähren. Denn sie dienen schließlich dem Vergnügen: entweder um hinaufzufahren
und die Aussicht zu genießen (Touristen) oder um nach dem Aufstieg wieder
hinunterzufahren (Schweizer). Da niemand ständig dort oben wohnt, gibt es
keinen vernünftigen Grund, sie in das GA aufzunehmen. Andererseits ist jeder Schweizer Ort irgendwie an das öffentliche
Verkehrsnetz angebunden, und sei es nur per Seilbahn wie das autofreie Bergdorf
Mürren im Berner Oberland. Hier gilt das GA selbstverständlich.
    Diese Reisefreiheit ist kein Schnäppchen. Ein GA zweiter Klasse kostet 3300 Franken im Jahr,
erster Klasse muss man 5150
Franken berappen. Allerdings sind beide für über 65- und unter 25-Jährige
billiger; auch ein Partner- GA ist günstiger
zu haben. Der Preis hat der Beliebtheit des GA bei den Bürgern nicht geschadet: Über fünf Prozent der Schweizer besitzen
eines. Das GA inspiriert sogar zu ganz
unschweizerischer Spontaneität: einfach zum Bahnhof gehen, ein Reiseziel
aussuchen und in den Zug steigen. Und das GA ist sein Geld wert: Hier reist man für 3300 Franken durchs ganze
Land, in London für denselben Preis nur durch Zone 1–5.
    Auch für Hunde kann das GA attraktiv sein. Das ist nicht so albern, wie es klingt, denn wenn Ihr
Vierbeiner nicht unter 30
Zentimetern groß ist und ins Handgepäck passt, braucht er ein eigenes Billett.
Hunde müssen Halbtax zahlen und in Begleitung reisen; Lassie-Abenteuer sind
nicht erlaubt. Daher können sie natürlich auch ein GA nutzen, zum Spottpreis von 700
Franken. Anders als bei Zweibeinern gilt das GA Hund für alle Klassen, Hunde müssen also für den besseren
Bodenbelag in der ersten Klasse nicht mehr bezahlen.
    Fahrräder brauchen ebenfalls eine Fahrkarte, deshalb
gibt es für sie das GA als Velo-Pass . Sehen Sie, wie die Schweizer Logik arbeitet? Für
220
Franken pro Jahr ist es praktisch geschenkt, noch dazu wo Fahrräder in den
meisten Zügen eigene Halterungen, bei Langstreckenverbindungen oft sogar eigene
Abteile haben.
    Solche typisch schweizerische Besonnenheit und
Effizienz erleben Sie auch auf den Bahnsteigen. Stellen Sie sich vor, Sie
stehen mit Ihrem Fahrrad da und wollen einsteigen, nur um dann wie verrückt zu
rennen, weil das Velo-Abteil am anderen Ende des Zuges ist. In der Schweiz
könnte das nie passieren, weil an den Bahnsteigen ein blaues Plakat die
Waggonabfolge der Züge zeigt, die hier halten. Das Velo-Abteil ist ebenso
deutlich markiert wie der Speisewagen und die zwei Klassen, Sie brauchen also
nur an der richtigen Stelle des Bahnsteigs zu warten.
    Dieses blaue

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