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Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zsuzsa Bánk
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Fenster, unter einem gelben K, und dann saßen wir vor unseren Gläsern Kastanienpüree, mit Sahne, weil Isti danach verlangt hatte. Anna redete kaum mit uns, sie schaute hinaus, auf die leere Straße, auf der sich nichts bewegte, auf der es mitten im Sommer aussah wie vereist. Isti starrte auf das Püree in seinem Glas, auf die winzigen Wege darin, er konnte sich vertiefen und schauen, wie er auf vieles bloß schaute, und er fing erst an zu essen, als Anna sagte, hör auf zu warten, dein Nachtisch löst sich auf. Wenn Anna wegsah, tauchte Isti seine Finger ins Glas, schmierte Püree auf die Tischplatte, rund um den Aschenbecher, wischte mit Papiertüchern die Hände ab, und erst als er alle Tücher verbraucht hatte, auch die vom Tisch neben uns, diese dünnen, kleinen, kaum größer als ein Mund, klappte Anna ihre Handtasche auf, nahm ein Stofftaschentuch heraus, gab es Isti und zischte, genug damit.

    Manchmal wollte Anna nicht in den Zug zurück steigen, obwohl sie Fahrscheine besorgt hatte und wir schon am Gleis warteten. Sie wollte nicht in die Dunkelheit hineinfahren, nicht durch die Dunkelheit nach Hause laufen, und wir verließen den Bahnsteig, ohne Widerwort, gingen zurück über die große Straße, diesmal langsamer, bogen irgendwann in einen Weg und blieben über Nacht bei Annas Freundin, in einem dieser Mietshäuser, mit einem Tor, aber vielen Wohnungen und Türen aus Glas, hinter denen alles verschwimmt. Wir saßen auf dem Boden, vor dem Glas, die Rücken an der Wand, die Knie angezogen, warteten, bis jemand die Treppen hochstieg, taten so, als könnten wir erraten, wer es war, und sagten Namen, die uns einfielen, wenn sich hinter dem Glas etwas bewegte, das uns erinnerte, an etwas, an jemanden. Wir sagten Virág, Zsófi, Ági, und Anna rief aus dem Zimmer, was wollt ihr erraten, ihr kennt doch niemanden, und dann standen wir auf, liefen durch die kleine Wohnung, in der es nach Katzen roch, überall, neben dem Eingang, in der Küche mit zwei Schränken an der Wand, und im Zimmer, wo Anna und ihre Freundin auf dem Sofa saßen, mit roten Mokkatassen in den Händen, die Beine übereinandergeschlagen. Selbst draußen auf dem Gang roch es so, und wo wir uns hinsetzten, blieben Haare an unseren Kleidern kleben, kurze rote Katzenhaare, und wir fragten uns, warum es Anna nicht störte, ihr schwarzes Kleid übersät mit roten Katzenhaaren.

    Wenn wir am Tag darauf zurückfuhren, Isti mit einem letzten Eis in der Waffel, vor dem Fenster im Zug, wieder Dinge zählend, die an uns vorbeizogen, Gatter, acht, Brunnen, neun, und Anna mit ihrem Magazin unterm Arm, in dem sie noch Wochen später lesen und blättern würde, wenn wir aus dem Zug stiegen, in den Abend liefen, durch ein Licht, das blaßrosa war, brachte Anna uns nur bis zum Tor und spazierte dann allein an den Feldern entlang und über die Straße hinunter zum Friedhof. Jedesmal wenn wir aus Miskolc zurückkamen, lief sie so, wurde kleiner mit jedem Schritt, langsamer auch, und immer sah es aus, als habe sie etwas vergessen und wolle umkehren, um es zu holen, aber dann ging sie doch weiter, und Isti und mir, uns tat sie leid, wenn wir ihr nachschauten, wenn wir sie so gehen sahen, ohne daß wir gewußt hätten, warum.

    Schon am nächsten Tag war es, als seien wir nie weg gewesen, als hätten wir nie den Zug genommen. Anna verlor kein Wort darüber, sie sagte unserem Vater nichts davon, der im Hof auf und ab lief und den wir zum ersten Mal so sahen, und allein deshalb glaubten wir, müßten auch wir es hüten wie ein Geheimnis, zwischen Anna und uns. Alles, was uns daran erinnerte, in einem Zug gefahren zu sein, in einer Konditorei und später hinter einer Glastür gesessen zu haben, war Annas Kleid, voll mit Katzenhaaren, das sie noch am Abend wie zum Andenken in den Hof gehängt hatte, wo es jeder sehen konnte, der am Zaun vorbeilief, und das sie erst Tage später abnahm, als unser Vater fragte, wie lange wollen Sie dieses Kleid zur Schau stellen, Anna?

    Meist sagte Anna nicht mehr als zwei Worte - dieses Leben, sagte sie, nur so viel. Sie sagte es im Vorbeigehen, wenn sie Mais vor die Hühner warf, wenn sie den Hunden die Reste in den Zwinger stellte, sie sagte es am Morgen, wenn sie die Tür zum Hof öffnete, und am Abend, wenn sie sich aufs Bett setzte und mit einer Faust in ihr Kissen schlug, bevor sie ihren Kopf darauf legte. Sie sagte es, wenn sie mit meinem Vater redete, und sie sagte es im Dorf, wo man sich an der Wegkreuzung traf, um schlechte

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