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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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empfand er große Genugtuung. Er hatte erreicht, was er wollte, und war auf keinerlei Widerspruch gestoßen.
    Als der letzte Besucher gegangen war, kam Tam herein, um das Feuer zu schüren. Sein Blick fiel auf das ungeöffnete Päckchen auf dem Tisch.
    »Was ist denn das?«
    »Das letzte Päckchen aus der Depesche des Großmeisters, das nur für mich persönlich bestimmt ist.«
    »Nun, ich beeile mich schon und lasse Euch damit allein. Oh – wie ist denn der Prozess ausgegangen?«
    Will informierte ihn darüber.
    »Also werden wir von jetzt an alle die Gesichter nackt tragen?«
    »Doch nicht nackt, Tam. Die Sergeanten brauchen ohnehin nur ihre Tonsuren wachsen zu lassen; nur die Ritter werden ihre berühmten Bartspitzen abschneiden, und alles, was uns äußerlich als Templer kennzeichnet, wird verschwinden.«
    Tam schob das letzte Holzscheit mit der Schuhsohle in das Feuer und schlug sich den Staub von den Händen. »Nun, ich bin gespannt, was das bewirken wird.«
    »Es wird nicht viel an dem ändern, was wir sind, Tam – man wird es nur von außen nicht mehr sehen können. Und nun fort mit Euch, damit ich arbeiten kann.«
    Tam nickte gutmütig und ging.
    Will griff nach dem schweren Päckchen, das in Tuch gewickelt und danach komplett in Siegelwachs getaucht worden war, sodass es mit einer glatten, wenn auch brüchigen Schutzhülle überzogen war. Er zog seinen Dolch und stieß mit dem Griff gegen die Wachshülle, die auf der Stelle in Stücke zerbrach. Diese blieben jedoch an der Stoffhülle haften, sodass er sich schließlich der Klinge bediente, um zum Inhalt des Päckchens vorzudringen.
    Ein schmaler schwarzer Eisenschlüssel fiel auf den Tisch, bevor er ihn auffangen konnte, und im ersten Moment starrte Will ihn einfach nur an. Der Schlüssel war so lang wie seine Hand, und seine einzige Verzierung war das Templerkreuz, das seinen Griff bildete. Ein Stück Pergament lugte aus dem Päckchen hervor. Er zog es heraus und spürte, wie ihm die Nackenhaare zu Berge standen, als er es dann las.

    William:
    Solltet Ihr mein Nachfolger werden, müsst Ihr die Truhen öffnen können, die sich in Eurem Besitz befinden. Eine davon ist kleiner als die anderen; sie ist mit Messing beschlagen und hat ein einfaches Schloss, das mit Wachs versiegelt ist. Dies ist der Schlüssel dazu. Hütet ihn wie Euren Augapfel. Die kleine Truhe enthält alle anderen Schlüssel. Öffnet den Rest, wenn Ihr Zeit habt, Euch in Ruhe mit den Ursprüngen des Ordens von Sion zu befassen, damit Ihr wisst, wie wichtig der Schutz dieses Schatzes ist. Möge Gott Euch und uns alle behüten und gesund erhalten. D. M.

    William lehnte sich zurück, und es verschwamm ihm vor den Augen. So lange war der Inhalt dieser Truhen für ihn nicht mehr gewesen als ein sagenumwobenes Geheimnis – und nun besaß er das Recht und die Mittel, sie zu öffnen!
    Und er hatte die Verpflichtung, den Schatz an einen sicheren Ort zu bringen. Noch befanden sich die Truhen an Bord der Galeere, die sie in die Bucht von Lamlash gebracht hatte. Doch urplötzlich wusste Will, wo sich der einzig wahre Platz zu ihrer Aufbewahrung befand – nicht auf Arran, sondern auf den Ländereien seines Vaters in Roslin inmitten der bewaldeten Hügel südlich von Edinburgh. Es war ein Ort, von dem nur er und seine Brüder wussten, eine unterirdische Höhle, in deren Decke sich ein schmaler Schlitz befand – den sie als Jungen durch Zufall entdeckt hatten, weil sein Bruder Andrew einmal auf der Suche nach einem verirrten Pfeil hineingestürzt war. Die Brüder hatten die Höhle als Geheimversteck benutzt und einander geschworen, nie jemand anderem davon zu erzählen. Jetzt stand sie vor seinem inneren Auge, ein schwarzer, unter einem Brombeergestrüpp verborgener Riss im Boden am Fuß eines Hügels.
    Sie würden den Eingang erweitern müssen, doch dieser Gedanke bereitete ihm keine großen Sorgen, denn unter den Templern gab es genug erfahrene Steinmetze. Er wurde immer aufgeregter – die Höhle war wirklich das perfekte Versteck.
    Nun musste er den Schatz nur noch heil nach Roslin transportieren. Die Vorstellung, nach so vielen Jahren auf das Land seines Vaters zurückzukehren, seine Familie wiederzusehen, die vertrauten Stimmen seines Vaters und seiner Geschwister zu hören und die neuen ihrer Kinder, ließ ihn ungeduldig aufspringen. Schon schritt er in der Kammer hin und her und stellte im Geiste die Gruppe der Männer zusammen, die ihn begleiten würden.
    »Tam!«, rief er laut. Sofort

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