Der Schwur der Ritter
keine Ruhe ließen. Vor sich konnte er Stimmen hören, und nun trieb er sein Pferd zum Galopp an.
2
W
AS HAST DU VOR?«
Eine Stunde lang hatte Sir Alexander Sinclair of Roslin zugehört, wie ihm seine beiden Söhne von den Ereignissen in Frankreich und auf Arran erzählten, und jetzt richtete er sich an William. Gleich nach dem gemeinsamen Abendessen hatte er sie in sein Schlafgemach geführt, einen großen, gemütlich möblierten Raum, dessen gewaltiges Kaminfeuer längst bis auf die Glut heruntergebrannt war.
Trotz seiner achtundsechzig Jahre war Sir Alexander immer noch eine imposante Erscheinung. Doch in den zehn Jahren seit dem plötzlichen Tod seiner Frau war er sichtlich gealtert, und sein dichtes, langes Haar war zu einem silbernen Heiligenschein verblichen. Sein Verstand war jedoch so klar wie eh und je, und seine blauen Augen leuchteten noch genauso durchdringend, wie Will es in Erinnerung hatte.
Will schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht sagen, Vater.«
»Warum nicht? Weißt du es nicht, oder willst du es nicht sagen? Es gibt zwar nur noch wenige Templer in Schottland – Sir Alan Moray zum Beispiel, Sir Robert Randolph, vielleicht noch zwei Dutzend andere. Sie sind dem Tempel und seinen Mönchsritualen zwar lange fern gewesen, doch sie werden sich um dich scharen, wenn du sie rufst. Was also – willst du es nicht oder kannst du es nicht?«
»Ich kann es nicht, denn ich weiß es selbst noch nicht.«
»Das überrascht mich allerdings wenig. Ich weiß ja nicht viel über die Templer, aber wenn ich dir irgendwie helfen kann, brauchst du nur zu fragen. Das weißt du.« Sir Alexander hielt inne, dann fragte er. »Der legendäre Templerschatz … weißt du, was daraus geworden ist? Ich hoffe, Capet hat ihn nicht in die Finger bekommen?«
Will sah, wie Kenneth erschrocken zusammenzuckte, doch er selbst bewahrte die Ruhe. »Der Schatz war gut versteckt, und Philipps Spürhunde haben ihn nicht gefunden.« Er wies kopfnickend auf seinen Bruder. »Kenneth hat ihn sicher aus dem Wald von Fontainebleau geholt, und jetzt steht er in deiner Scheune.«
Nun war es an seinem Vater zu erschrecken.
»Hier? Der Templerschatz ist in Roslin? Die meisten Menschen glauben ja nicht einmal, dass er überhaupt noch existiert.«
»Oh, er existiert, Vater, glaube mir. Ich werde dir die Truhen morgen zeigen, auch wenn ich sie nicht öffnen darf.«
»Und du hast sie in die Scheune gestellt?«
Will lachte. »Warum denn nicht? Sie haben so viel hinter sich, was soll ihnen ausgerechnet hier passieren?«
Sir Alexander erholte sich rasch von seinem ersten Schreck, und seine Miene wurde nachdenklich. »Was hast du damit vor? Es ist klar, dass ihr den Schatz verstecken müsst, aber warum ist er hier?«
Will erzählte ihm von der Höhle, die er und seine Brüder als Kinder entdeckt hatten, und der Alte gluckste mit leuchtenden Augen.
»Ich weiß, wo das ist«, sagte er. »Ich habe selbst schon mit meinen Brüdern darin gespielt. Die Höhle ist zwar groß genug, um einiges darin unterzubringen, aber wie wollt ihr die Truhen hineinbekommen?« Will begriff, dass ihm der Mund offen stand, denn Sir Alexander sah ihn an und lachte erneut. »Ihr habt wohl gedacht, ihr seid die Einzigen, die diese Höhle kennen«, sagte er. »William, diese Höhle gibt es schon seit Urzeiten, und ich glaube nicht, dass es je eine Generation von Sinclair-Jungen gegeben hat, die nicht geglaubt hat, sie hätte sie persönlich entdeckt, und sonst wüsste niemand davon.«
Wieder gluckste der Alte, doch diesmal wie zu sich selbst. »Wenn wir jung sind, machen wir uns alle etwas vor. Genauso ist es mit der Liebe – jedes neue Liebespaar glaubt, das größte Geheimnis der Menschheit zu entdecken, wenn es die Freuden der Liebe kennenlernt und dieses Wissen für sich selbst gepachtet zu haben. Nun ja. Das Wunder, jung zu sein und immer Neues zu lernen …«
Will blinzelte, denn er wusste nicht, was er sagen sollte. Ganz gleich, wie grau sein Vater geworden sein mochte; er brachte es immer noch fertig, dass Will sich vorkam wie ein kleiner Junge. Er hüstelte und kehrte zum Thema zurück.
»Aye … natürlich … Nun, das ist der Grund, warum wir deine Erlaubnis brauchen, Vater, und deine Hilfe. Einige der Männer in meiner Begleitung sind erfahrene Steinmetze und Baumeister. Es wird ein Leichtes für sie sein, den Eingang zu erweitern und ihn wieder zu versiegeln, sobald der Schatz darin ruht. Er sollte dort mehr als sicher sein.«
»Gut. Doch sag
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