Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
Vom Netzwerk:
gehört, das die Mönche auf Arran erfahren sollten. König Robert hat erfahren, dass der Papst allen Königen und Fürsten der Christenwelt eine Botschaft bezüglich des Tempels übersandt hat. Robert selbst hat diese Botschaft nicht erhalten, da er ja als exkommuniziert gilt.«
    Jessie konnte Douglas anmerken, dass es keine tröstliche Nachricht für Will Sinclair und seine Männer sein würde. »Und wie lautete diese Botschaft?«
    Douglas räusperte sich. »Sie trug den Titel Pastoralis Praeeminentiae. Darin bittet der Papst die Empfänger, alle Templer in ihren Ländern festzunehmen, dabei äußerst diskret vorzugehen und in der Folge im Namen der Kirche ihr Eigentum zu konfiszieren.«
    »Aber das ist doch unerhört! Alle Templer in der ganzen Christenwelt?«
    »Aye, Mylady.«
    »Dann hat Sir William also recht gehabt, als er genau das vorausgesagt hat. Wann ist das gewesen?«
    »Der Brief war auf den zweiundzwanzigsten November des letzten Jahres datiert.«
    »Kaum mehr als einen Monat nach den Festnahmen in Frankreich. Also hatten sie keine Chance, de Nogaret der Lüge zu überführen.«
    »So scheint es, Mylady, doch das ist alles, was ich weiß.«
    Jessie bemühte sich, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen, doch eines stand fest: Sie würde noch einmal an William Sinclair schreiben müssen.

3
    W
    ILL SINCLAIR SASS im nördlichen Vorraum der Halle von Brodick an einem der langen Tische, der ihm als Schreibtisch diente, und legte sein Schreibgerät nieder. Er reckte sich ächzend und rieb sich die Augen. Seit Tagesanbruch arbeitete er ohne Unterlass an dem Berg von Papieren und Pergamenten, der sich in den letzten Wochen angesammelt hatte, weil ihm andere Dinge wichtiger gewesen waren. Zu seiner Linken lag ein Stapel, den er nur überflogen und abgezeichnet hatte, zu seiner Rechten die Papiere, die er ge nauer studiert und mit Notizen versehen hatte.
    Seine Kameraden und Brüder hatten innerhalb kurzer Zeit Großes geleistet. Beide Gemeinschaften hatten jetzt ihren eigenen Versammlungsraum und verwalteten sich selbst, von ihren Andachten und Ritualen bis hin zu den Stallungen und Gebäuden. Sowohl in Loch Ranza als auch in Brodick wurden Pferde gehalten, ausgebildet und gezüchtet, und die militärische Praxis war unauffällig wieder Teil ihres Alltags geworden. Schiffe fuhren regelmäßig von beiden Festungen aus nach Britannien, Irland und Frankreich und im Sommer auch bis nach Norwegen und Dänemark, an die deutsche Küste und in die Niederlande. Sie verfügten über so viele Lebensmittel, dass sie einen Teil davon einlagern konnten, und sie hatten sogar einige Schweine, Schafe, Ziegen und Rinder importiert, zahme Gänse mit gestutzten Flügeln und fette weiße Enten, deren Eier eine köstliche Ergänzung der Inselkost aus Fisch und Hafer darstellten. Und sie hatten Langhäuser aus Torf gebaut, die so mit der Landschaft verschmolzen, dass sie beinahe unsichtbar waren – selbst die Baumeister nahmen sich Wills Wünsche zu Herzen.
    Jetzt war er müde, doch er war mit seiner Arbeit fertig und würde in zwei Tagen bei der Versammlung alle Beteiligten loben können. Er rief Bruder Fernando herein, der ihm als Sekretär diente, und unterrichtete ihn, was mit den verschiedenen Dokumenten geschehen sollte, dann sah er zu, wie der ausgemergelte Mönch die Papiere einsammelte.
    Sobald der Bruder mit seinem Korb voller Pergamentrollen gegangen war, beugte Will sich vor, ergriff ein frisches Stück Pergament und nahm die Feder wieder zur Hand, um einen Bericht an die Oberen in Aix-en-Provence zu schreiben. Er hatte bereits im Februar, im April und im Juni solche Berichte verfasst, in denen er die Fortschritte der Arbeiten auf Arran beschrieb und um Auskünfte über das Schicksal der Templer in Frankreich bat. Im dritten Bericht hatte er außerdem sein Dilemma geschildert, die jüngeren Brüder angesichts der trostlosen Zukunftsaussichten von ihrem Keuschheitsgelübde befreien und ihnen die Eheschließung gestatten zu wollen. Doch der Brief war bis jetzt ohne Antwort geblieben; die beiden anderen waren mit knappen, wenig konkreten Worten beantwortet worden.
    Was ihm allerdings das größte Kopfzerbrechen bereitete, war der Schatz, den man ihm anvertraut hatte. Er hatte seinem dritten Bericht einen Lageplan des Verstecks in Roslin beigefügt, ohne jedoch genauer darauf einzugehen, wo sich der Ort befand. Das würde in seinem nächsten Bericht stehen, sobald er die Bestätigung in der Hand hielt, dass der Plan

Weitere Kostenlose Bücher