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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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sich den anderen Männern zu.
    »Ihr lebt in einem kalten Land, Freunde«, sagte er.
    »Es ist weniger die Kälte, Baron, als vielmehr die Feuchtigkeit«, brummte de Berenger und richtete sich auf. »Mit der Kälte kann man leben und sich entsprechend kleiden. Aber die Feuchtigkeit kriecht einem sommers wie winters in die Knochen. Das einzige Mittel dagegen ist anständiges, warmes Essen.«
    Dutoit lächelte. »Nun, davon hatten wir ja heute Abend reichlich. Eure Köche sind wirklich bemerkenswert.«
    Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und ließ den Blick über die Gruppe schweifen, die ihm im Halbkreis gegenübersaß. Ganz rechts saß sein Begleiter de Montferrat und kämmte sich mit den Fingern den schütteren grauen Bart, daneben Bischof Formadieu, Admiral de Berenger, Präzeptor de Montrichard und auch Sir Reynald de Pairaud, der Präzeptor von Loch Ranza. Will Sinclair saß neben Dutoits leerem Stuhl.
    »Kommen wir also zum Grund unserer Anwesenheit«, begann der Baron. »Weder Sir Simon noch ich haben irgendwelche Verbindungen zu Eurem Orden, daher hat uns auch der Aufruhr der letzten Monate nicht berührt. Dennoch hat er uns sehr bestürzt, und so war ich froh, als unser Freund William mir die Bitte übersenden ließ, ihn über den Stand der Ermittlungen gegen den Templerorden ins Bild zu setzen. Was ich von diesen Ermittlungen halte, brauche ich euch ja nicht zu sagen. Lasst mich nur sagen, dass Sir Simon und ich genau wie viele andere vernunftbegabte Menschen in Frankreich das Handeln unseres selbstgerechten Königs und seiner Handlanger verurteilen. Daher bin ich Sir Williams Bitte mehr als gerne nachgekommen.«
    Er richtete den Blick auf Will. »Allerdings gestaltete sich dies dann so kompliziert, dass Sir Simon und ich zu dem Schluss gekommen sind, dass es besser wäre, Euch unsere Antworten persönlich vorzutragen, auch um weitere Fragen Eurerseits sogleich beantworten zu können. Bevor ich also beginne – möchte mich jemand etwas fragen? Oder möchte mir jemand das Recht absprechen, in dieser Runde zu reden, da ich kein Templer bin?«
    Bischof Formadieu räusperte sich. »Im Gegenteil, Baron Dutoit. Wir können es gar nicht abwarten zu hören, was Ihr uns mitzuteilen habt.«
    Die Miene des Barons blieb ernst. »Ich muss Euch warnen, denn es könnte sein, dass Eure Wissbegier nicht von langer Dauer sein wird.« Er zog eine Pergamentrolle aus einem Beutel an seiner Taille, öffnete das Lederbändchen und überflog mit raschem Blick die erste Seite.
    »Lasst mich mit dem Wortlaut des königlichen Haftbefehls beginnen: ›So befehle ich die Festnahme aller Mitglieder des Tempels aufgrund ihrer Verbrechen, die schrecklich anzuhören sind … ein Werk des Grauens, eine furchtbare Schande, eine geradezu unmenschliche Tat, mit der sie ihre Menschlichkeit verwirkt haben.‹« Dutoit blickte auf. »Wie Ihr hört, wird mit keinem Wort erwähnt, worin denn diese Schandtaten bestehen. Jedenfalls wurden an einem einzigen Tag im Oktober fast fünfzehntausend Mitglieder des Tempels in ganz Frankreich eingekerkert – Ritter natürlich, aber auch Sergeanten, Priester, Arbeiter und Dienstboten. Fünfzehntausend Seelen an einem kurzen Tag.«
    »Ist denn niemand dieser Säuberung entgangen?«, fragte Reynald de Pairaud.
    Baron Dutoit schüttelte den Kopf. »Nach allem, was ich herausfinden konnte, hat es den Anschein, als seien – von euch einmal abgesehen – keine zwanzig Ritter entkommen. Zwei Präzeptoren konnten dem Netz entwischen, doch sie sind untergetaucht.«
    »Wer war es denn?«
    »De Villiers, der Präzeptor von Frankreich, und Imbert Blanke aus der Auvergne.«
    »Wer sonst?«
    Wieder schüttelte Dutoit den Kopf. »Ich kenne nur einen der anderen namentlich, einen Ritter namens Peter von Boucle. Er hat sich rasiert und Zivilkleider angelegt, doch jemand hat ihn erkannt und verraten, sodass auch er im Kerker gelandet ist.«
    »Aber wie lautet die Anklage überhaupt?«, fragte Edward de Berenger mit kalter Wut in der Stimme. »Und was sagt eigentlich der Papst dazu?«
    »Er hat dem König einen Brief geschrieben. Auch diesen konnte ich in Form einer Abschrift an mich bringen. Wartet, hier ist er: ›Teurer Sohn, in Unserer Abwesenheit habt Ihr gegen jede Regel verstoßen und Euch an den Personen und am Besitz der Templer vergriffen. Ihr habt die Männer eingekerkert und es dabei nicht bewenden lassen, was Uns großen Kummer bereitet. Damit habt Ihr Euch an Personen und Besitztümern vergriffen, die

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