Der Schwur der Ritter
Moment zwischen ihnen, dann fuhr der junge Ritter fort. »Ich habe es erst geglaubt, als ich es mit eigenen Augen gesehen habe … und Zeuge von Edward Plantagenets Ritterlichkeit geworden bin. Die Engländer ergötzen sich daran, wie der König Rache an einer Frau nimmt, die ihm – und ihrer Familie – getrotzt hat, indem sie Robert zum König krönte. Als ich sie dort gesehen habe, eine lebendige Wahrheit, die ich nicht leugnen konnte, habe ich angefangen, alles in Frage zu stellen, was man mir erzählt hatte. Was für ein Mann straft die Grundfesten der Ehre Lügen und lässt sich zu so etwas herab?«
Jetzt endlich sah er Jessie direkt an und versuchte nicht mehr, ihrem Blick auszuweichen. »Von da an habe ich die Augen nicht mehr vor dem verschlossen, was meinen Landsleuten im Namen der Gerechtigkeit des Königs von England angetan wurde, eines einstmals großen Mannes, der den Verstand verloren hat. Also habe ich darüber nachgedacht heimzukehren, doch meine Schande war zu groß … und, so fürchte ich, obendrein mein verletzter Stolz. Doch als ich Sir James dann auf dem Feld gegenübergestanden habe, war ich bereit, mein Schwert niederzulegen und dem König gegenüberzutreten, den ich entehrt hatte.«
»Und das hat er auch getan«, sagte Douglas. »Und er hat seine Enttäuschung in höchst überzeugende Worte gefasst. Der König hat ihm geglaubt – und ich ebenfalls.«
Jessie sah Douglas an. »Und warum befindet er sich jetzt in Eurer Begleitung?«
Der junge Mann lächelte sie an. »Weil ich das bin, wofür er König Robert gehalten hat – ein Brigant. Er reitet mit mir, um sich selbst davon zu überzeugen, wozu wir gezwungen sind, um das Land von den Engländern zu befreien. Wir können keine offenen Schlachten gegen die Engländer schlagen, denn wir sind ihnen hoffnungslos unterlegen. Und doch müssen wir kämpfen, mit allem, was wir haben. Wir dürfen ihnen keine Zeit zum Atemholen lassen, und so plagen wir sie unablässig nach Banditenart. Thomas ist mein Schüler, und ich muss sagen, dass er großes Talent an den Tag legt. Wir werden noch einen fähigen Briganten aus Eurem Neffen machen, Mylady, und die Engländer lehren, ihn zu fürchten. Das könnt Ihr mir glauben.«
Jessie nickte langsam. »Das tue ich, Mylord. Und dem König geht es gut?«
»Aye, Mylady, Gott sei Dank, und das Schicksal ist uns endlich hold. Der ganze Nordosten ist jetzt in seiner Hand, denn die Bevölkerung von Aberdeen hat sich letzten Monat erhoben und die englische Garnison vertrieben, sodass wir nun zum ersten Mal über einen eigenen Seehafen verfügen. Der Bruder des Königs hat unterdessen mit Angus Ogs Hilfe die MacDowals in Galloway und ihre englischen Helfershelfer unter Ingram de Umfraville und Aymer St. John unterworfen. Mit nur fünfzig Rittern hat er sie bezwungen, obwohl er in der Unterzahl war. Wir kommen gerade von dort und sind mit Depeschen von Edward nach Nordwesten unterwegs, wo der König selbst in Argyll gegen die MacDougalls zu Felde zieht.«
Jessie runzelte die Stirn. »Aber er hat doch einen Waffenstillstand mit den MacDougalls geschlossen.«
»Er wurde letzten Monat beendet, Mylady, und Lame John of Lorn hat inzwischen eine Truppe aufgestellt, um den König zu stürzen. Doch selbst unter den MacDougalls finden sich inzwischen Anhänger des Königs, und er ist bestens über die Vorgänge informiert. So marschiert er nun durch den Pass von Brander, um in Argyll einzufallen, und Thomas und ich wollen in zehn Tagen an den Ufern von Loch Awe zu ihm stoßen. Wenn wir in Argyll Erfolg haben und Lame John besiegen, ist der Herzog von Ross der letzte Feind des Königs im Norden. Und wenn auch dieser Erzintrigant eingesehen hat, dass er auf dem Irrweg ist, wird Robert Bruce König von ganz Schottland sein. Betet dafür, Mylady.«
»Das werde ich tun. Doch sagt mir, Mylord, wisst Ihr auch, wie die Dinge auf Arran stehen?«
Douglas kniff die Augen zusammen, als er sie ansah, und schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Lady Jessica, darüber ist mir nichts bekannt – doch das bedeutet gewiss, dass die Dinge dort ihren gewünschten Lauf gehen. Schlechte Neuigkeiten verbreiten sich schnell, und wenn es welche gäbe, hätte ich bestimmt davon gehört. Ich weiß nur, dass das Reiterkorps von der Insel Ende Juni ausgetauscht und vergrößert wurde. König Robert ist froh über die Unterstützung, die ihm aus Arran zuteil wird.« Er zögerte. »Und von Sir William.« Wieder zögerte er. »Allerdings habe ich etwas
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