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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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sicher in den Händen des Ordens in Aix eingetroffen war. Doch warum hatte die Bruderschaft überhaupt den Wunsch gehabt, den Schatz aus Frankreich fortzuschaffen?
    Natürlich durfte er König Philipp und de Nogaret nicht in die Hände fallen, doch keine dieser ruchlosen Seelen hatte die geringste Ahnung, dass es so etwas wie den Orden von Sion überhaupt gab, und kein Offizier der Sionsbruderschaft hatte offene Verbindungen zum Tempel. Was man nicht wusste, konnte man auch unter Folterqualen nicht preisgeben, und der Orden war so organisiert, dass sich nichts beweisen ließ. Die Sicherheit der Sionsbrüder beruhte darauf, dass kein Außenstehender etwas von der viel älteren, viel geheimeren und vor allem nicht christlichen Organisation »unterhalb« des Templerordens ahnte. So war es nicht verwunderlich, dass es Will derart widerstrebte, sich dem Papier anzuvertrauen.
    Guter Gott, dachte er. Wie soll ich das nur in Worte fassen?
    Noch bevor er seine Feder eintauchen konnte, wurde er unterbrochen, weil in der Halle Schritte erklangen und es leise klopfte. Die Tür schwang auf, und der junge Ewan Sinclair beugte sich ins Zimmer, ohne die Türklinke loszulassen.
    »Verzeihung, Sir. Mein Vater lässt fragen, ob Ihr sofort kommen könntet. Eine Galeere nähert sich von Norden; es ist der Admiral.«
    »Was, so schnell? Wartet, dann gehen wir zusammen.«
    Er legte die Feder neben das Tintenfass und ließ den Blick noch einmal über den Tisch schweifen, um sicherzugehen, dass er nichts Wichtiges vergessen hatte, dann schritt er zur Tür, wo Ewan auf ihn wartete. Während sie die Halle durchquerten, stellte Will fest, dass der junge Mann leicht humpelte.
    »Was macht das Bein? Schmerzt es immer noch?«
    »Nein, Sir, es heilt gut. Bruder Anthony scheint sehr zufrieden damit zu sein, obwohl er mich jedes Mal, wenn er mich humpeln sieht, ermahnt, nicht so zimperlich zu sein. Je mehr ich es benutze, sagt er, desto kräftiger wird es werden.« Ein ansteckendes Grinsen breitete sich über sein Gesicht. »Ich vermute allerdings, dass es einfacher ist, anderen kluge Ratschläge zu geben, wenn man die Schmerzen nicht selbst ertragen muss.«
    Will erwiderte das Grinsen und unterdrückte das Bedürfnis, seine Schritte zu verlangsamen. Ewan hatte auf dem Festland für den König gekämpft und hatte kurz vor dem Ende seines Aufenthalts in Galloway eine klaffende Schwertwunde erlitten. Glücklicherweise hatte sich ein heilkundiger Templerbruder sofort um ihn gekümmert, sodass die Verletzung wohl ohne Folgen bleiben würde.
    »Was ist mit Eurem Vater? Was sagt er zu Euren Fortschritten?«
    Wieder grinste der junge Mann. »Ihr kennt doch meinen Vater, Onkel. Er hat getobt wie ein wütender Bär, als sie mich zurückgebracht haben, doch das war nur eine Maske für seine Sorge. Seitdem hat er mich nicht mehr darauf angesprochen – mich nicht einmal gefragt, wie es gekommen ist.«
    »Wie ist es denn gekommen?«
    »Ich weiß es nicht … Ich erinnere mich nicht. Es war ein fürchterliches Scharmützel, überall Blut, und die Menschen waren so dicht gedrängt, dass man Freund nicht von Feind unterscheiden konnte. Ich habe auf meinem Pferd gesessen und gewartet, dass mich jemand angreift, denn ich wollte nicht zuerst zuschlagen und den Falschen treffen. Und dann habe ich diesen Schlag gegen mein Bein gespürt, und als ich hingesehen habe, hing dieses Schwert heraus. Es war aber niemand da, der es festgehalten hat – es hat einfach nur tief in meinem Bein gesteckt.« Der junge Mann zuckte mit den Achseln. »Ich muss vom Pferd gefallen sein, denn danach erinnere ich mich an nichts mehr.«
    »In Ohnmacht gefallen; das wundert mich nicht. Habt Ihr dort drüben denn jemanden getötet?«
    »Nein, Onkel Will, das habe ich nicht.«
    »Habt Ihr überhaupt schon einmal einen Menschen getötet?«
    »Nein, Sir. Aber eines Tages tue ich es.«
    »Wünscht es Euch nicht, Junge. Es ist nicht so großartig, wie es immer dargestellt wird. Ah, da ist de Berenger ja schon. Es muss wirklich etwas Wichtiges vorgefallen sein.«
    Die Admiralsgaleere hatte den Kai unterhalb der Festung noch nicht erreicht, doch man hatte ein Boot zu Wasser gelassen, das dicht besetzt war – einige der Passagiere trugen bunte Kleider, die sie als Fremde auswiesen – und rasch auf das Ufer zuhielt. Will erkannte Tam Sinclair unter den Männern, die am Ufer darauf warteten, das Boot an Land zu ziehen, und jetzt hielt ihn nichts mehr zurück. Im Laufschritt eilte er die lange Treppe

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