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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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kenne ich alle Einheimischen. Diese Männer stammen nicht aus diesem Tal. Vom Dach aus konnten wir nur sehen, dass sie hungrig und verzweifelt waren, und es waren zu viele für uns. Sie müssen uns heimlich beobachtet und sich dann angeschlichen haben. Hätten wir nicht in letzter Sekunde einen von ihnen entdeckt, hätten sie uns völlig überrascht. So konnten wir Alarm schlagen und alle ins Haus holen, aber viel mehr konnten wir nicht tun. Doch dank euch ist kaum etwas zerstört, und alle Menschen sind wohlauf. Also verdanken wir euch unser Leben.«
    »Aye, Gott sei es gedankt. Ich bin ja selbst nicht minder dankbar. Wollt Ihr Euch nicht setzen?«
    Sie legte den Kopf schief und lächelte ihn an. »Wenn Ihr Euch auch setzt. Doch sagt mir, hat sich Eure Reise gelohnt? Ich muss zugeben, dass ich neugierig bin, denn Nicholas Balmyle ist ein Mann, der großes Ansehen genießt, und ich vermute, dass er nicht oft Fremde empfängt. Könnt Ihr mir etwas von Eurem Besuch erzählen?«
    Zu seiner Überraschung tat es Will sogar gerne, und er berichtete ihr, was er in St. Andrews über die fragwürdige Haltung des Papstes und die Treue der schottischen Templer erfahren hatte.
    »Und was erwartet Master Balmyle nun von Euch?«
    »Ich soll den Brüdern in Schottland Mut machen.«
    Will erklärte ihr den Plan, eine Zusammenkunft der schottischen Templer auf Arran einzuberufen, sie von ihrem Armuts- und Keuschheitsgelübde zu befreien und dafür zu sorgen, dass sie alle äußerlichen Zeichen ihrer Zugehörigkeit zum Tempel ablegten.
    »Sie werden dem Beispiel der Brüder auf Arran folgen und unsichtbar werden, Mylady.«
    »Jessie. Bitte.«
    »Nun gut – wenn die Leute eine Versammlung von Männern mit geteilten Bärten und roten Kreuzen sehen, werden sie wissen, dass es eine Versammlung von Templern ist. Sehen sie Bauern, ist es ein Markt. In unserem Fall werden sie Soldaten sehen, und da sich unser Land im Krieg befindet, wird sich niemand etwas dabei denken. Unter diesem Deckmantel werden Schottlands neue Templer weiter existieren, ohne dass man sie erkennt.«
    »Diese Zusammenkunft wird also schon bald stattfinden?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Dann reise ich nach Genua. Ich habe Euren Rat befolgt und die Kirchenmänner um Hilfe ersucht, und nun habe ich ein Empfehlungsschreiben, das uns dort alle Türen öffnen wird. Ich werde Admiral de Berenger mitnehmen, und falls die Schiffe eigens für uns gebaut werden müssen, werde ich ihn dort lassen.«
    Jessie lächelte. »Dann fahrt Ihr also im September und kommt im November zurück?«
    »Ja. Wenn das Wetter unsere Rückkehr nicht erlaubt, nun, dann bleibe ich den Winter über in Genua und kehre im Frühjahr zurück. Henry wird das sicher gefallen.«
    »Henry? Henry wird nicht mit Euch fahren.«
    Will sah sie verdutzt an. »Nicht? Das überrascht mich, ist er doch mein Knappe. Warum kommt er nicht mit?«
    Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. »Weil er für eine solche Reise noch viel zu schwach ist. Ich werde es nicht zulassen.«
    »Aber … ich kann ihn doch nicht hier bei Euch lassen, Jessie. Das würde sich nicht schicken.«
    »Nicht schicken?« Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Habt Ihr Angst, dass ich in Eurer Abwesenheit über ihn herfallen könnte?«
    »Jessie!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Jessie!«, äffte sie ihn nach. »Wofür haltet Ihr mich, Sir?«
    Will, der keinen noch so schwer bewaffneten Gegner fürchtete, fühlte sich von ihrer Empörung in die Enge getrieben. Das wiederum schien ihr Mitleid zu erwecken.
    »Will, der Junge muss erst seine Kräfte wiederfinden. Und das braucht seine Zeit. Außerdem werde ich dafür sorgen, dass sich Überfälle wie der heutige nicht wiederholen.«
    »Immerhin braucht Ihr zumindest die Engländer im Moment nicht zu befürchten.«
    »Was meint Ihr damit? Gibt es Neuigkeiten, von denen ich noch nichts weiß?«
    »Wir haben es unterwegs erfahren. Der König hat seinen Bruder nach Stirling geschickt, um ihn mit der Eroberung einer der letzten schottischen Festungen in englischer Hand beschäftigt zu halten. Doch statt zu tun, was ihm aufgetragen war und die Belagerung enger zu ziehen, hat der Graf von Carrick sämtliche Taktiken seines Bruders ignoriert und den ritterlichen Toren gespielt.«
    »In Gottes Namen, was hat er getan?«
    »Er hat einen Waffenstillstand mit Moubray ausgehandelt, dem englischen Befehlshaber in Stirling. Die Bedingungen sind für England die reine Provokation. Robert ist außer sich vor Wut,

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