Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
Vom Netzwerk:
Ihr reagiert, sobald Ihr diesen Unsinn gehört hättet, dass er mit einer Botschaft von de Molay aus Paris gekommen ist. Ihr habt doch sofort gewusst, dass das eine Lüge war. Das hat nichts mit Gottes Willen zu tun.«
    »War es dann Sein Wille, dass es diesem Verbrecher gelungen ist, Arnold de Thierry das Leben zu rauben? Er hat Gott im Leben nie getrotzt.«
    »Gemach, gemach.« Tam hob die Arme, als gäbe er sich geschlagen. »Mir platzt ja gleich der Kopf. Darüber lässt sich doch gar nichts Genaues sagen. Ihr macht Euch nur selbst verrückt. Meister de Thierry ist einen schlimmen Tod gestorben, da habt Ihr recht, aber er ist auf seinem Posten gestorben, und das heißt, dass er im Dienste Gottes gestorben ist und sich jetzt im Kreis der anderen seiner Belohnung erfreut.«
    »Welcher anderen?«
    »Welcher anderen?«, echote Tam und sah ihn mit großen Augen an. »Der Tausende, die wie er unbescholten gestorben sind, während sie ihre Pflicht erfüllten. Da ist er wahrhaftig nicht allein – denkt beispielsweise an Eure und unsere Familie. Die Sinclairs haben von Anfang an eine große Rolle bei den Templern gespielt. Unmöglich zu sagen, wie viele von ihnen sinnlos im Dienst Gottes und Seiner Kirche gestorben sind. Aber sie sind nun einmal gestorben. Franzosen und Schotten, St. Clair und Sinclair, gleich drei Eurer Onkel und Vetter auf einmal in Outremer, wo sie unter diesem Hurensohn Richard Löwenherz in Gottes heiligem Krieg gegen Saladin und seine Muselmanen gekämpft haben. Glaubt Ihr denn, Gott schätzt ihren Tod geringer ein, weil sie an Plantagenets Seite gestanden haben?« Tam schüttelte den Kopf. »Es steht uns nicht zu, Gott in Frage zu stellen, Will. Wir haben schließlich alle unsere Fehler …«
    »Habe ich mich wirklich so verändert, Tam? Bin ich tatsächlich so verstockt geworden?«
    »Aye, hin und wieder ja.« Tams Miene erhellte sich plötzlich, und er grinste. »Aber nicht oft, Gott sei’s gedankt.«
    Will richtete den Blick wieder auf das Feuer, und Tam glaubte schon, das Gespräch wäre beendet, als Will noch einmal das Wort ergriff.
    »Mir geht diese Frau nicht aus dem Kopf, Tam.«
    »Die Frau am Tor? Sie war ja auch eine echte Schönheit. Daran ist absolut nichts Falsches.«
    »Oh, doch!« Will hob abrupt den Kopf, um seinem Sergeanten in die Augen zu sehen. »Ich habe einen Eid geleistet, dass ich die Frauen meide.«
    »Ach, Will, das ist doch nicht wahr.«
    »Es ist wahr. Ich habe ein Keuschheitsgelübde abgelegt.«
    »Aye, das ist richtig. Ein Gelübde der Keuschheit. Ihr habt geschworen, der Fleischeslust zu entsagen, mit Frauen wie mit Männern. Schön und gut – ein Schwur ist ein Schwur, das weiß ich selbst. Aber sagt mir, ist die Fleischeslust mit einem Mann schlimmer als mit einer Frau?«
    Wills Miene war schockiert. »Die Lust zwischen Männern ist wider die Natur, die schlimmste aller Todsünden.«
    »Aye, so ist es. Es widert mich an, nur daran zu denken, und doch kommt es vor. Aber ist es schlimmer als mit einer Frau das Bett zu teilen?«
    »Was sollen diese Fragen?«
    »Ihr habt damit angefangen. Ist es schlimmer?«
    »Natürlich ist es schlimmer.«
    »Weil es wider die Natur ist.«
    »Ja.«
    »Aye. Es mit einer Frau zu tun, entspricht also der Natur? Werdet nicht wütend. Ich frage mich nur, warum Ihr nicht auch Männern aus dem Weg geht.«
    »Männern? Wovon redet Ihr?«
    »Ich dachte, das liegt auf der Hand. Wenn die Fleischeslust mit einem Mann wider die Natur ist und schlimmer als mit einer Frau, warum meidet Ihr die Männer nicht? Auch ein Mann, dem der Sinn danach steht, könnte Euch doch zur Sünde verführen.«
    Will setzte sich kerzengerade hin. »Das ist doch lächerlich! Von zehntausend Männern würde nicht einer von so etwas auch nur träumen.«
    Tam nickte. »Dieser Meinung bin ich ebenfalls. Genauso lächerlich ist es aber auch, alle Frauen zu betrachten, als seien sie die Sünde in Person, und nichts als eine Bedrohung für Eure Keuschheit in ihnen zu sehen.«
    »Das ist etwas völlig anderes. Ich fühle mich nicht zu Männern hingezogen. Aber es ist möglich, dass ich eine Frau anziehend finde. Und das würde meinen Eid kompromittieren.«
    »Aber wann habt Ihr denn geschworen, einer Frau das Recht zu leben zu verweigern – das Recht, nach Freiheit zu streben oder Feinden wie de Nogaret und seinen Bestien zu entfliehen?«
    Beide Männer verstummten, und Tam setzte sich neben Sir William auf einen Sessel. »Ist Euch schon einmal eine Frau nah gewesen,

Weitere Kostenlose Bücher