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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Garnison gut zusammenarbeiten. Leider ist es aber selten, dass zwei Männer, die hochrangige Ämter bekleiden, sich gegenseitig so respektieren, dass sie zwei solch gleichwertige Posten bekleiden können, ohne dass es zu Eifersüchteleien kommt, weil ihnen ihre persönlichen Ambitionen wichtiger sind als die Sache, der sie dienen. Unsere langjährige Freundschaft hat also für uns gesprochen, und so wurden wir vor zehn Jahren gemeinsam mit dem Kommando über La Rochelle betraut.«
    Er winkte einem Seemann, für sie abzuräumen, und sie schwiegen beide, bis der Mann den kleinen Tisch zusammengeklappt und mitgenommen hatte. Als sie wieder allein waren, fragte Jessica: »Was werdet Ihr denn jetzt tun?«
    Der Admiral sah sie an, doch seine klugen blauen Augen gaben nichts preis außer ihrem eigenen leuchtenden Blau.
    »Nun, jedenfalls zieht es mich nicht nach Schottland. Ich bin noch nie dort gewesen, und ich möchte auch jetzt nicht dorthin. Ich war zweimal in England, und auch dorthin möchte ich nicht. Wie Ihr ja wisst, spreche ich ein wenig Englisch, wenn auch nicht besonders gut, doch die schottische Zunge ist für mich unverständliches Gestammel.«
    »Welche schottische Zunge meint Ihr denn? Es gibt die Nordmänner, die Kelten, die Norweger oder die alten Pikten.«
    »Und diese unterschiedlichen Menschen sprechen miteinander?«
    »Ständig, Admiral, leider allerdings meistens nicht sehr freundlich. König Robert versucht, das zu ändern und das Land gegen Edwards England und seine Gier zu einen.«
    »Sinclair hat doch gesagt, dass Edward tot ist, Jessie.«
    »Er mag tot sein, doch seine Barone sind es nicht, und Edwards eiserne Hand war das Einzige, was sie im Zaum gehalten hat. Der Sohn, der sein Nachfolger auf dem englischen Thron ist, ist das Schlimmste, was Schottland zustoßen konnte, denn er ist ein Schwächling, und seine eigenen Barone werden seine Anordnungen mit Füßen treten und tun, was sie wollen. Und was sie wollen, ist eine Invasion Schottlands.« Sie war laut geworden und hielt inne. Dann fuhr sie beherrschter fort. »Wenn Ihr aber nicht in Schottland bleiben wollt, wohin werdet Ihr von dort aus gehen? Es sei denn, Ihr habt vor, sogleich nach Frankreich zurückzukehren?«
    »Wenn ich meinem Herzen folgen würde, würde ich genau das tun, doch mein Kopf sagt mir, dass es Jahre dauern könnte, bis unser Orden in Frankreich wieder Fuß fassen kann – falls überhaupt.« Er verstummte, und sein Blick wanderte zum Wasser. Dann erhob er sich und trat an die Reling, um den Horizont absuchen zu können.
    »Da«, sagte er und winkte sie zu sich. »Habe ich nicht gesagt, wo einer ist, sind noch mehr? Jetzt sind es elf Masten, seht Ihr das? Und drei weitere Schiffe sind schon ganz zu sehen. Unsere Flotte existiert noch.«
    Jessica blieb eine Weile neben ihm stehen und spähte über das Wasser, um die Masten zu zählen. Der Himmel war jetzt beinahe wolkenlos, und die Sonne stand kurz vor dem Untergang. An Bord ihres Schiffes kehrte allmählich die Disziplin wieder ein. Der blaue Himmel schien sämtlichen Männern neue Zuversicht eingeflößt zu haben. Sie wandte sich ab und nahm ihren Platz wieder ein, um das Gespräch fortzusetzen.
    »Wohin wollt Ihr denn dann gehen?«
    Charles St. Valéry schüttelte langsam den Kopf, und seine Freude über den Anblick der versprengt geglaubten Schiffe wich der Ernüchterung. »Wisst Ihr, dass Ihr alles seid, was mir von meiner Familie geblieben ist? Es ist Zeit, dass ich einen neuen Anfang wage.«
    »Was für einen neuen Anfang meint Ihr?«
    »Ich bin zu alt, liebe Schwester, um mich mit der Vorstellung anzufreunden, mir in einem neuen Land ein neues Leben aufzubauen. Ich hatte keinen Einfluss auf die Ereignisse, die mich aus Frankreich vertrieben haben, doch von nun an möchte ich selbst entscheiden, was ich tue. Sir William ist jetzt mein einziger Vorgesetzter, und wenn er mir seinen Segen gibt, möchte ich gern den Rest meines Lebens in meinem Element verbringen.«
    »Auf See, meint Ihr? Doch wohin wollt Ihr fahren? Outremer ist verloren, und jede Reise dorthin käme einem Selbstmord gleich.«
    »Mein Ziel liegt jenseits der bekannten Welt.«
    »Wollt Ihr damit sagen, dass es eine unbekannte Welt gibt?«
    »Ja. Und ich will sie suchen.«
    »Doch … wie denn? Und wo?«
    »Weit im Westen. Habt Ihr schon einmal das Wort ›Merica‹ gehört?«
    »Nein, noch nie. Sollte ich das?«
    »Nein. Merica ist ein mystischer, legendärer Ort, und gewiss breche ich mindestens ein

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