Der Schwur der Ritter
Will hatte nicht vor, es dabei bewenden zu lassen. »Ihr beide wart ja sehr in Gesprächslaune. Was habt Ihr der Frau noch erzählt, außer dass ich der Bitte des Generals stattgegeben habe.«
»Wir haben uns nur die Zeit vertrieben. Sie hat mich geradeheraus gefragt, und ich habe ihr geantwortet, aber nicht unüberlegt. Sie hätte es ohnehin herausgefunden, wenn die Zeit zum Aufbruch kommt. Also denke ich nicht, dass es schaden kann.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Seid Ihr wütend auf mich?«
Will hielt den Blick auf die Muskelbewegungen der Ruderer gerichtet, die das Boot jetzt gekonnt von der Admiralsgaleere abwendeten und auf sein eigenes Schiff zusteuerten. »Nein, nicht wütend, Tam … es ist nur … diese Frau bringt mich aus der Fassung.«
Darauf ging Tam nicht ein, sondern fragte stattdessen: »Was haltet Ihr von dem Mann mit der seltsamen Galeere, de l’Armentière? Wenn ich je einen Tempeleber gesehen habe, ist er es.«
»Aye, das ist er, aber ich glaube, es wird gut für uns sein, ihn dabeizuhaben. Er hat einen wendigen Verstand, und solange wir dafür sorgen, dass er sich hin und wieder im Kampf austoben kann, wird er schon verträglich sein. Seine Schiffe können wir gut brauchen und seine Männer auch … nur, dass wir sie versorgen müssen, wenn wir an Land gehen.«
»Aye, so ist es«, pflichtete Tam ihm leise bei. Sie hatten ihr Schiff erreicht, und die Bordwand ragte über ihnen auf. Der Anführer der Ruderer stand mit einem langen Haken auf, um das Tau zu fangen, mit dem sie sich unter die Leiter hinter der letzten Ruderbank ziehen konnten. »Aber wo wir gerade von all diesen Männern sprechen … Ihr habt gesagt, der Admiral hätte sich gefragt, ob Robert Bruce sich wohl freuen wird, wenn er diese Flotte in seine Gewässer segeln sieht. Meint Ihr nicht, dass die Frage vielleicht begründet ist?«
Ächzend machte sich Will zum Aufstehen bereit, sobald das Boot vertäut war. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Soweit ich weiß, trägt der König all seine Zwistigkeiten an Land aus. Für die Galeeren wird er wohl wenig Verwendung haben, aber es giert ihn nach Kriegern. Wisst Ihr eigentlich, ob sich noch mehr Schotten an Bord der Schiffe befinden?«
»Ich kann mich umhören. Was sucht Ihr denn?«
Will erhob sich und bemühte sich, auf dem schwankenden Boot das Gleichgewicht nicht zu verlieren. »Jemanden, der die Insel Arran kennt.«
»Aye, ich schaue mich um. Vorsicht jetzt, und fallt mir nicht ins Wasser. Eure Waffen vom Salz und Rost zu befreien, ist das Letzte, was mir jetzt noch fehlt.«
8
Z
URÜCK DA, UND haltet Euch vom Rand dieser Klippe fern. Ihr habt doch selbst gesagt, dass hier alles bröckelt. Da müsst Ihr doch nicht derjenige sein, der es riskiert, dass der Boden nachgibt und der halbe Berg auf unsere Schiffe stürzt.«
Will warf den Kopf in den Nacken und lachte, tat aber, worum Tam ihn bat, und trat so weit von der Felsenkante zurück, dass er sicher sein konnte, festen Boden unter den Füßen zu haben. Er setzte sich neben seinem Vertrauten ins Gras und blickte nach Westen, wo sich der Atlantik vor ihnen ausbreitete.
»Seht Euch das an, Tam. Habt Ihr so etwas schon einmal gesehen? Ich auch nicht. Ich glaube nicht, dass wir auf all unseren Reisen jemals wirklich außerhalb der Sichtweite des Festlandes gewesen sind. Doch dort draußen, wohin der Admiral morgen aufbricht, ist gar nichts mehr. Wir werden uns nach Norden wenden, nach Irland und dann Schottland, und auch dort werden wir eigentlich stets Land in Sicht haben.« Er zeigte nach Westen. »Doch dort liegt jenseits des Horizonts nur noch Wasser, und innerhalb von ein oder zwei Tagen wird er sich mit seinen Männern in einem Ozean verlieren, der so gewaltig ist, dass er nur umkehren kann, wenn er die Gewissheit haben will, auf Land zu stoßen.«
»Er ist aber kein Admiral mehr. Nur noch Sir Charles.«
In den zwei Tagen, die seit dem Auftauchen de l’Armentières und seiner Schiffe verstrichen waren, hatten sie Kap Coruna passiert und die geschützte Bucht gefunden. Sobald sie sicher vor Anker lagen und seine vier Schiffe mit dem Nötigen ausgestattet waren, hatte Sir Charles seinen Admiralsrang an Edward de Berenger übergeben, und Sir William Sinclair hatte der schlichten Zeremonie, die am Strand in Form einer kurzen Messe zelebriert wurde, als offizieller Zeuge beigewohnt.
Dann hatte man sich an das Umladen der Fracht begeben. Natürlich konnte Sir Charles keine Pferde mitnehmen – sie konnten nicht
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