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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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sie noch dort?«
    »Es waren mindestens hundert. Ich habe sie aber nicht gezählt und mit keinem von ihnen gesprochen. Doch jetzt sind sie nicht mehr da. Vor etwas über einem Jahr wurden sie von einer kleinen Galeerenflotte angegriffen. Wir haben die Galeeren kommen sehen, und dann hat uns der Wind Kampfgeräusche entgegengetragen. Es ist Rauch aufgestiegen, und wir vermuten, dass er von den brennenden Schiffen der Engländer stammte.«
    »Wie viele Galeeren waren es?«
    »Es sind sieben Schiffe in die Bucht gefahren, und fünf sind später wieder herausgekommen.«
    »Also könnte es sein, dass sich noch zwei bemannte Galeeren dort befinden? Konntet Ihr sehen, wem sie gehörten?«
    »Woran hätte ich das sehen sollen? Doch da es Galeeren waren, vermute ich, dass sie von den Inseln im Nordwesten gekommen sind. Ob sie noch dort sind, weiß ich nicht. Ich kann Euch aber sagen, dass vor etwa einer Woche zwei ähnliche Schiffe in die Bucht gefahren sind.«
    William schwieg einen Moment, dann seufzte er. »Nun, Bruder, ich danke Euch. Wir werden uns selbst dort umsehen.«
    »Aye. Doch sagt mir … dieser König, wer ist das? Ich weiß, dass König Alexander tot ist, und wir haben von einem neuen König gehört, dessen Name französisch klang. Bailleul?«
    »König John Balliol. Sein Name kommt aus dem Französischen, so wie der meine und viele andere. Auch er regiert nicht mehr. Er lebt in Frankreich im Exil und ist mehr oder weniger ein Gefangener König Philipps. Edward Planategenet, der vor Kurzem gestorben ist, hat ihn zur Abdankung gezwungen.«
    »Edward ist tot? Er war ein großer Mann.«
    Will zog eine Augenbraue hoch. »Aye, das habe ich auch schon gehört. Als er jung war, zählte er zu den größten Rittern der Christenwelt. Doch im Alter ist er unleidlich geworden, und er hat Anspruch auf Schottland erhoben. Ihr werdet nicht viele Schotten finden, die gut von ihm sprechen.«
    »Viele einfache Schotten, meint Ihr wohl?«
    »Nein, ich denke nicht. Was wollt Ihr damit sagen, Bruder?«
    Der Alte kratzte sich die Haare im Nacken. »Was soll ich schon sagen wollen?«, antwortete er mit einer Gegenfrage. »Es gab viele, die es gerechtfertigt fanden, dass Edward Anspruch auf den schottischen Thron erhob. Viele schottische Adelige sind normannischer Herkunft und verdanken ihre Titel und ihre Ländereien der englischen Krone. Sie waren ihm zur Loyalität verpflichtet und haben ihm diese auch bis zum Tod Alexanders bereitwillig erwiesen. Der Feudalkodex ist stärker als jede andere Bindung, Bruder William, und der schottische Adel hat sich stets daran gehalten. Wenn das jetzt anders ist, können nur Machthunger und Gier daran schuld sein.«
    Will räusperte sich. »Ich hoffe, Ihr verzeiht mir, wenn ich das sage, Bruder Gaspard, doch für einen Mann, der von sich behauptet, der Welt den Rücken gekehrt zu haben, seid Ihr bestens im Bilde.«
    Der Alte kicherte. »Auch daran ist meine Neugier schuld. Es mag ja eine Sünde sein, aber ich scheine nicht im Stande zu sein, meinen Kopf am Fragen zu hindern. Und wenn ich einmal jemandem begegne, der sich nicht nur mit Grunzlauten verständigt, höre ich zu und lerne.« Wieder kicherte er. »Und hin und wieder spreche ich sogar selbst.«
    Jetzt meldete sich Mungo zu Wort. »Ihr habt ja durchaus recht mit dem, was Ihr über die englischen Ansprüche sagt, aber unser Land hatte schon seine eigenen Könige, als die Engländer noch vor den Römerkaisern auf den Knien gelegen haben. Die Schotten wollen keine Engländer in ihrem Land.«
    »Ach, die Schotten …« Das Grinsen verschwand aus dem Gesicht des Alten. »Das ist natürlich etwas ganz anderes. Um das schottische Volk ist es genauso bestellt wie um jedes andere. Wer kein Land besitzt, hat keine Stimme und ist von den Gutsherren abhängig, und es gibt nichts, was die Menschen zu einer Kraft einen könnte, die etwas bewirken kann. Solange das nicht geschieht, werden sie für die Könige und den Adel keine Rolle spielen.«
    Er hielt kurz inne, dann fuhr er fort. »Ein Mann namens Wallace hat es unlängst versucht – das ist sogar bis zu uns gedrungen. Er hat das einfache Volk gegen die Unterdrücker angeführt. Doch für ihn waren das nicht nur die Engländer, sondern dazu der schottische Adel.«
    »Wie habt Ihr denn von Wallace gehört?«, fragte Will.
    »Drei seiner Anhänger haben vor einiger Zeit bei uns Zuflucht gesucht. Sie wurden nicht nur von den Engländern gejagt, sondern auch von ihren Landsleuten. Ich weiß nicht, was

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