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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Grafschaften Schottlands stammen von den keltischen Königtümern ab, den gälischsprachigen Clans, die vor den Normannen hier gelebt haben. König Roberts Familie lebt seit den Zeiten Williams des Eroberers hier und betrachtet sich genauso als schottisch wie es die alten Kelten tun. Und auch Ihr würdet Euch doch gewiss einen Schotten nennen, wenn Eure Vorfahren hier geboren wären, nicht wahr, Admiral?«
    In der Halle kam plötzlich Unruhe auf, und Will sah, dass einige Tische beiseitegeschoben wurden. Zwei junge Männer, die sich gegenseitig mit feindseligen Blicken bedachten, traten vor und legten ihre Kleider ab, um sich zu prügeln. Ringsum wurden Wetten abgeschlossen, und Robert Bruce saß da und grinste breit, sodass seine Zähne in dem kurzen Bart aufglänzten, der sein Gesicht maskierte.
    »Seht Euch nur den König an«, murmelte de Berenger. »Wie er diesen Abend genießt.«
    »Aye, das kann man wohl sagen.«
    »Ihr habt mir doch gesagt, dass sich der König auf einem Feldzug im Nordosten befindet.«
    »Und ich habe nicht gelogen. Sein Aufenthalt hier wird nicht von langer Dauer sein, doch er war notwendig.«
    »Warum ist er denn hier?«, fragte Will.
    »Um unsere Strategie festzulegen«, erwiderte Douglas. »Und ich habe das Gefühl, dass Ihr gerade ein Teil dieser Strategie geworden seid. Nur inwiefern, das werdet Ihr abwarten müssen.«
    De Berenger erhob sich. »Es ist an der Zeit, dass ich nach meinen Männern sehe. Wenn wir um Mitternacht aufbrechen wollen, sollten sie sich allmählich bereithalten.«
    Will hob die Hand. »Mir ist gerade ein Gedanke gekommen, Sir Edward. Sobald die Flotte in Lamlash vor Anker gegangen ist, möchte ich, dass Ihr die strikte Anweisung erteilt, dass niemand ohne meinen ausdrücklichen Befehl an Land geht. Bitte holt mich dann hier ab. Ich werde Euch erwarten.«
    »So soll es sein, Sir William. Bitte entschuldigt mich nun.«
    Der Admiral schritt auf seine Männer zu, und Douglas schüttelte den Kopf. »Er ist gewiss ein fähiger Mann, aber wie soll er das bewerkstelligen? Ich würde es niemals wagen, meine Männer allein zu lassen, wenn es in der Nähe Alkohol gibt und ich sie noch brauche. Welche Macht hat er über sie?«
    »Die Macht Gottes, mein Freund. Vergesst nicht, dass sie bis auf den letzten Mann Mönche des Tempels sind. Sie kämpfen wie der Teufel, doch sie leben wie die Eremiten und beten wie die Priester.«
    Während er sprach, folgte sein Blick de Berenger zu dem Tisch, wo seine vier Schiffsoffiziere mit den sechs Sergeanten saßen. Auch ohne die unterschiedlich gefärbten Umhänge konnte man sie deutlich auseinanderhalten, denn die Ritter trugen die langen, geteilten Bärte, die sie als Templer kennzeichneten – und damit inzwischen auch ein Symbol der Arroganz geworden waren –, während die Sergeanten ihre Bärte kurz geschnitten trugen und ganz allgemein bescheidener auftraten.
    Der Ringkampf in der Mitte der Halle war immer noch im Gange. Einer der Männer lag am Boden, und die Umstehenden riefen ihm Beschimpfungen und Ermutigungen zu. Von Bruce war nichts mehr zu sehen.
    Will ließ den Blick durch den Raum schweifen. Er konnte sich nicht entsinnen, dass er in Frankreich jemals ein derart farbiges Kleidungsdurcheinander gesehen hatte. Die Männer waren zum Großteil keltische Highlander, die in ihre Plaids gehüllt waren und die Haare und Bärte ungeschnitten und oftmals zu Zöpfen geflochten trugen. Dazu gesellten sich Barbarenschmuck und Dekorationsstücke von der Adlerfeder bis hin zur bunt gewebten Schärpe.
    Ohne dass Will gewusst hätte, warum, blieb sein Blick an einem der Männer haften. Er war eigentlich nicht auffällig, war allerdings einer der wenigen, die nicht mit der Keltentracht bekleidet waren. Seine Beinkleider konnte Will nicht sehen, doch er trug ein schlichtes Hemd unter einem abgetragenen Lederwams. Sein Kopf hatte oberhalb des strähnigen, nackenlangen braunen Haars eine kahle Stelle, und Bart und Schnurrbart waren schütter. Er schien sich sehr für das zu interessieren, was de Berenger zu seinen Männern sagte, gab sich aber gleichzeitig betont unauffällig.
    Will stieß Douglas an, der sich ganz auf die Schlägerei konzentrierte. »Werft bitte einmal einen Blick in de Berengers Richtung. Seht Ihr den Kerl mit der Halbglatze, der den Hals lang macht, um zu hören, was der Admiral sagt? Kennt Ihr ihn?«
    Douglas kniff die Augen zusammen. »Nein, aber es ist einer von unseren Männern. Der Kleidung nach ein Lowlander. Er muss

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