Der Schwur der Ritter
mich, doch seit meiner Krönung ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht bis zum Hals in Problemen gesteckt habe, und die meisten habe ich gelöst. Nun, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, habt Ihr etwa tausend Mann an Bord Eurer Schiffe. Sagt mir – wenn ich meine Bedenken über Bord werfen und Euch hier in Arran Zuflucht gewähren würde, was würdet Ihr als Nächstes tun?«
Der König hielt inne, um ein frisches Holzscheit in das Feuer zu legen, dann fuhr er fort. »Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es viel leichter ist, eine Armee aufzustellen als sie auf Dauer zu ernähren. Ihr könntet Eure Männer zwar auf Arran verstecken, aber es gibt hier herzlich wenig zu essen. Es gibt Bäume, Steine und Riedgras zum Bau von Unterkünften und Torf, um sie zu heizen, doch das Land eignet sich kaum für den Ackerbau oder für die Haltung von Vieh. Was würden Eure Leute essen?«
Diese Frage traf Will nicht unvorbereitet. »Darüber habe ich ebenfalls nachgedacht, Euer Gnaden, und ich glaube, dass uns meine Schiffe dabei helfen können.« Er sah, wie es im Gesicht des Königs zuckte, und auch er musste lächeln. »Nicht die Galeeren. Ich habe nicht vor, unter die Räuber zu gehen. Ich meine die Frachtschiffe. Ich könnte sie losschicken, um Vorräte und Vieh zu kaufen.«
»Wohin denn und womit?«, fragte Bruce erstaunt.
»Irland, England, Frankreich? Meine Frachtschiffe tragen keine Abzeichen, die sie mit dem Tempel in Verbindung bringen; jeder Hafen steht ihnen frei. Was das Womit betrifft, so haben wir den gesamten Geldvorrat der Kommandantur in La Rochelle mitgenommen. Und da ich nicht davon ausgehen kann, dass unser Orden es noch braucht …«
Der König fixierte ihn und nickte kaum merklich. »Wenn Ihr nach Edinburgh geht, werdet Ihr zwar die Kommandantur noch finden, doch sie ist verwaist. Die hiesigen Templer sind jetzt in erster Linie Schotten, und sie stehen auf meiner Seite. Die, die das nicht konnten, befinden sich in England. Die Politik, Sir William«, seufzte er. »Anscheinend ist das Bedürfnis, bei den Spielen der Macht mitzumischen, doch stärker als das Bedürfnis zu beten. Und Gottesmänner finden immer einen Weg, den Willen Gottes nach ihrem Abbild zu formen.«
»Und so stehe ich hier nun und nenne Euch Sire … und stehe damit kurz davor, meinen eigenen Templereid zu brechen, denn ich habe niemandem Gehorsam und Treue geschworen als unserem Großmeister.«
»Der jetzt im Kerker steckt, verraten durch den Mann auf dem Heiligen Stuhl.« Bruce verstummte kurz, dann fuhr er fort. »Nun, was den ›Sire‹ angeht, so kann ich dem abhelfen. Nennt mich Robert, wenn wir allein sind, und ich nenne Euch Will. Doch jetzt sagt mir – was habt ihr mit euren Galeeren vor, während ihr hier als Gäste des Königs von Schottland weilt?«
Will grinste, denn auf diese Frage hatte er gewartet. »Wenn ich Douglas richtig verstanden habe, habt Ihr die Clans im Westen der Highlands und auf den Inseln um Beistand gebeten – deren Häuptlinge sich zum Teil selbst als Könige ihrer kleinen Reiche betrachten. Ist das richtig?«
»Aye.« Bruce wandte sich ein wenig vom Feuer ab, das jetzt heftig loderte. »Angus Og MacDonald ist der bedeutendste Anführer hier im Südwesten. Sein Territorium erstreckt sich von Kintyre bis hin nach Islay. Er nennt sich Herr der Inseln und gibt sich große Mühe, die hiesigen Clans zu einem Bündnis unter seiner Führung zusammenzuschließen.« Er grinste. »Manchmal nennt er sich auch König der Inseln, und er betrachtet mich als ihm ebenbürtig.«
»Und zählt Ihr diesen Mann zu Euren Feinden?«
»Nein. Doch ich zähle ihn genauso wenig zu meinen Freunden, auch wenn er mir schon mehrfach geholfen hat. Angus Og ist anders als die anderen, die hier nach Einfluss streben. Er ist zwar ehrgeizig, doch er steht auch zu seinem Wort, wie es sich für einen König gebührt, und er ist mir von großem Nutzen, da er weiß, dass ich ihm ebenfalls von Nutzen sein kann.«
»Dann hat er gegenwärtig die Macht auf den Inseln?«
»Nein – Alexander MacDougall of Argyll, mit dem ich einen Waffenstillstand geschlossen habe. Doch er ist alt, und eigentlich ist es sein Sohn Lame John MacDougall of Lorn, der die Macht hat – und er ist ein Schwager John Comyns, der in Dumfries von meiner Hand gestorben ist. Angus Og hasst die MacDougalls wie die Pest, und er ist bereit, mir zu helfen, wenn ich gegen sie ziehe.«
»Warum wollt Ihr denn trotz des Waffenstillstands gegen sie ziehen?«
»Aus
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