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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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nachgedacht, was ich gesagt habe, und beschlossen, es zu ignorieren.«
    »Ich habe es nicht ignoriert, sondern nach Wegen gesucht, es zu umgehen.«
    »Und jetzt müssen wir uns mit den Konsequenzen befassen.« Der Kirchenfürst David de Moray hatte offenbar keine Angst davor, seinen König zu verärgern. Doch Bruce schien gar nicht verärgert zu sein. Er sah den Bischof lediglich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Seine nächsten Worte jedoch waren an Will gerichtet.
    »Er kann wütend werden, wenn man ihn ärgert, unser Davie, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Nun denn, Mylord Bischof, erklärt uns, was Ihr damit meint …«
    Moray hob frustriert die Arme, und Will hatte das Gefühl, dass dies öfter vorkam, wenn er mit seinem König diskutierte. »In Zeiten wie dieser wünschte ich bei Gott, Erzbischof Lamberton wäre hier.«
    »Nicht nur Ihr, Davie.« Die Stimme des Königs war jetzt nüchtern. »Wir beide sind nicht die Einzigen, die unseren Oberhirten William schmerzlich vermissen. Doch daran ist nichts zu ändern. Gott will es nun einmal so, dass der Erzbischof in England weilt. Bis England ihm die Rückkehr zu seiner Herde gestattet, können wir nichts tun. Doch Ihr wisst, dass er mich bei Euch in guten Händen glaubt, also Schluss mit dem Jammern. Ich brauche Euren Rat, nicht Eure Klagen.«
    »Und Ihr werdet ihn bekommen.« Doch der Bischof richtete sich zunächst an Will. »Was ich vorhin gesagt habe, war mein Ernst. Weder der Papst noch der König von Frankreich werden es als frohe Kunde betrachten, wenn sie erfahren, dass Ihr hier seid und König Robert Euch Zuflucht gewährt hat. Ich weiß gar nicht, wer sich mehr ärgern wird, Capet oder der Papst.«
    »Warum sagt Ihr das, Mylord?«
    »Weil es ein großer Fehler war, Euch an jenem Tag entkommen zu lassen. Und Philipp Capet ist ein Mann, der mit solchen Fehlern nicht umgehen kann – vor allem nicht, wenn alle Welt es mitbekommt. Er wird es dem König von Schottland – der immerhin gerade um seinen Beistand wirbt – sehr übel nehmen, wenn dieser seinen Opfern Gnade gewährt.«
    »Nicht Gnade, Mylord Bischof. Zuflucht.«
    »Und Ihr glaubt, König Capet wird da einen Unterschied sehen?« Moray zog die Augenbrauen hoch.
    »Nein, Sir, das wird er nicht«, musste Will zugeben. »Doch Ihr habt ihn König Capet genannt. Seid Ihr ihm schon einmal begegnet?«
    »Aye, und er ist ein kaltherziger Bastard. Doch darum geht es jetzt nicht. Eure Zuflucht wird König Robert womöglich teuer zu stehen kommen.«
    »Lasst das König Roberts Sorge sein«, warf Bruce ein.
    »Und nicht nur das«, fuhr Moray unbeirrt fort. »Auch Clemens wird sich in seiner Autorität hintergangen fühlen, wenn er hört, dass der Monarch, für den sich die Kirche Schottlands so einsetzt, jenen Ordensmännern Zuflucht gewährt hat, deren Vernichtung er persönlich seinen Segen gegeben hat. Er wird seinen Stellvertretern in Schottland Ungehorsam gegen seinen päpstlichen Willen vorwerfen und wird die Gelegenheit zu ihrer Entmündigung nutzen.« Er holte tief Luft. »Noch weiß ich nicht, was ich Euch empfehlen soll, mein König, und so werde ich mich jetzt zurückziehen, um zu beten und noch einmal darüber zu schlafen. Ich kann Euch nur raten, das Gleiche zu tun.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, erhob sich Moray abrupt, nahm sein Kettenhemd und sein Schwert an sich und ging zur Tür.
    »Wartet, Davie.« Moray hatte die Tür schon geöffnet, um zu gehen, wandte sich aber auf der Schwelle noch einmal nach dem Monarchen um. »Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr Eure Gebete ein wenig aufschieben könntet. Ich habe noch so viel zu sagen, und ich würde es sehr bedauern, wenn ich es später nicht mehr präsent hätte. Bitte bleibt doch noch ein wenig.« Schnaufend schloss Moray die Tür wieder, und die Geräusche der Musik und der Stimmen von unten verstummten. Der König wirkte überrascht.
    »Da unten geht es ja noch hoch her. Es ist wohl noch gar nicht so spät wie ich dachte … Nun, Sir Will, übermorgen erwarten wir Eure Flotte zurück, aber morgen kommt noch eine andere.«
    »Eine andere Flotte?«
    »Aye. Angus Og kommt zu uns. Sein Highlanderstolz gebietet es ihm, nur mit seiner ganzen Flotte zu reisen. Gott verhüte, dass er den Eindruck erweckt, in seinem eigenen Reich mit eingezogenem Kopf unterwegs zu sein. Er wird mich hier abholen, um mich zur Mündung des Great Glen zu bringen, die sich in unserer Hand befindet. Dort erwarten uns Morays Männer mit Neil Campbells Anhängern und

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