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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Bettwäsche des jungen Ritters schob, spürte er nicht die geringste Spur von Wärme.
    Er kleidete sich an und ging die Treppe hinunter, aber auch dort war nichts von Douglas zu sehen. Die große Halle, die von Fackeln und dem frisch geschürten Feuer erleuchtet wurde, war schon wieder leer geräumt. Nichts deutete darauf hin, dass hier ein Festmahl stattgefunden hatte und sie danach als Schlafraum gedient hatte. Die Außentür stand offen, um die frische, kalte Morgenluft einzulassen, und die Tische und Bänke waren bereits wieder in den Ecken aufeinandergestapelt. Einige Männer waren dabei, die alten Binsen zusammenzufegen, während hinter ihnen bereits eine Matte aus frischem Grün ausgestreut wurde. In einem der großen Seitenräume standen Tische, und Will stellte dankbar fest, dass es dort Frühstück gab. Er bediente sich mit frischem Porridge, den er großzügig mit frischer Ziegenmilch übergoss.
    Als es zu dämmern begann, ging er ins Freie und stieg auf den Erdwall, von dem aus man die Bucht überblicken konnte. Dort sah er einen der wenigen Clanhäuptlinge stehen, die ihn am vergangenen Abend auf Schottisch angesprochen hatten, also nicht in der unverständlichen Zunge der Kelten. Der Mann blickte gebannt auf das Wasser hinaus und murmelte vor sich hin, und als Will seiner Blickrichtung folgte, stellte er erschrocken fest, dass etwa eine Meile entfernt zwei Boote viel zu nah an den Klippen in der Gischt tanzten.
    »Was in Gottes Namen tun sie da?«, fragte er.
    Der Mann sah ihn von der Seite an. »Ah«, sagte er. »Ihr seid es. Nun, sie fischen.«
    »Bei diesem Wellengang? Sie werden sich umbringen.«
    »Nein, sie kommen gerade zurück. Wir werden heute Abend sehr gut essen.« Der Mann wandte den Kopf ab, um den Männern in den Booten – die natürlich seine Männer waren – etwas zuzurufen … Als ob sie ihn hören konnten, dachte Will.
    Will beobachtete noch eine Weile, wie sich die schwankenden Boote zielsicher zum Strand zurückkämpften, dann begleitete er den Mann nach unten, wo er wenig später verblüfft verfolgte, wie die Ruderer Tausende silberner Fische von etwa einem Fuß Länge aus ihren Booten luden und sie auf den Kiesstrand warfen, während Schuppen das Innere der Boote wie mit einer glänzenden Metallschicht überzogen. Der Fang war ein Wunder, das erkannte er an der Aufregung der Männer, die jetzt verhindern mussten, dass die zappelnden Fische wieder ins Wasser entwischten. Aus der Küche wurden Körbe herbeigebracht, in denen die Kreaturen nun verschwanden, und fast hätte Will sich mit unter die Männer gestürzt, die die Tiere unter lautem Jubel einsammelten, so ansteckend war ihre Freude.
    Nachdem der letzte Korb davongetragen war, blieb er allein am Strand zurück, und die Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf wie die Wellen draußen vor den Klippen. Die Szene, die er gerade beobachtet hatte, hatte ihn an seine Kindheit erinnert, und weitere Erinnerungen waren gefolgt: an seine Aufnahme in den Orden von Sion – mit achtzehn, am Ende der Kindheit –, seine Anfänge im Templerorden, sein Studium der Überlieferungen und Mysterien der Sionsbrüder, während er in der Templerhierarchie immer höher aufstieg. An den vergeblichen Kampf gegen den Islam, der schließlich doch über die Meerenge aus Nordafrika zur Iberischen Halbinsel gekommen war.
    Als die Wellen begannen, seine Füße zu umspülen und mit den Kieseln zu spielen, auf denen er stand, wandte er sich ab und stieg wieder zum Fort hinauf. Er befand sich noch auf der überdachten Treppe, die zum Innenhof hinaufführte, als dort Geschrei ausbrach. Die Rufe holten ihn mit einem Schlag in die Gegenwart zurück, und er beschleunigte seine Schritte, bis er wieder auf dem Wall stand. Und tatsächlich, etwa zwei Meilen vor dem Strand verschwand der Horizont hinter einem Wald aus Masten und geblähten Segeln, die mit dem Symbol einer schwarzen Galeere bemalt waren – Angus Og MacDonald war hier.
    Immer mehr Männer scharten sich um ihn, um einen Blick auf die herannahende Flotte zu werfen, und als er Tam Sinclair unter ihnen entdeckte, winkte er ihn zu sich.
    »Ich wünsche einen guten Tag«, knurrte er ihm zu. »Ihr seht ja aus … wie das blühende Leben. Was habt Ihr denn letzte Nacht angestellt?«
    Tam wies grinsend auf die Clansmänner, die sich an der Palisade drängten. »Mit diesem Haufen? Was glaubt Ihr denn? Ich habe gut gegessen, habe ein paar Runden gewürfelt und verloren, und dann habe ich geschlafen wie seit La

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