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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Rochelle nicht mehr. Auf einem Tisch, unter dem der Boden die ganze Nacht nicht ein einziges Mal geschwankt hat. Was sind das für Schiffe?«
    »Sie kommen von den Inseln und werden erwartet. Wo ist denn Mungo?«
    Tam zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn gerade noch gesehen.«
    Sie waren jetzt vollständig umringt, und Will hatte sich gerade in Bewegung gesetzt, um sich eine Stelle zu suchen, von der er besser sehen konnte, als ihn eine Hand am Ärmel zupfte und jemand seinen Namen sprach. Es war David de Moray, dicht gefolgt von Bruce.
    »Wir möchten Euch sprechen«, sagte der Bischof und winkte ihm, ihnen zu folgen.
    Sie stiegen die Treppe zur Halle hinauf. Auf den Stufen drängten sich Menschen, die die Hälse reckten, um von dem Geschehen in der Bucht nichts zu versäumen. Während Bruce sie erneut zu der abgetrennten Kammer führte, spürte Will, wie die Anspannung und die Ungewissheit, die er am Strand für kurze Zeit vergessen hatte, zurückkehrten.
    Als der Bischof die Tür hinter ihnen schloss, versank die Kammer im Zwielicht, denn durch die schmalen Giebelfenster fiel nur ein wenig Novembergrau zu ihnen herein. Wieder nahm der König am Kamin Platz, der jedoch erloschen war. Will setzte sich ihm gegenüber, und Moray ließ sich etwas umständlich auf dem Stuhl in der Mitte nieder. Der König sah Will an und kratzte sich am Kinn.
    »Davie hat den ganzen Morgen gebetet«, sagte er.
    »Nachgedacht und gebetet«, verbesserte der Bischof. »Und ich habe eine Reihe von Vorschlägen.«
    Draußen erscholl ein Ausruf aus tiefen Männerkehlen, und Bruce blickte zu den Fenstern hinauf. »Angus Og war immer schon ein Freund großer Spektakel«, sagte er leise, dann richtete er sich auf. »Uns bleibt eine Stunde, bis er den Strand erreicht, also haben wir Zeit. Hören wir uns in Ruhe an, was der Bischof zu sagen hat. Davie?«
    Der Bischof richtete sich an Will. »Euer Kommen bringt uns in Schwierigkeiten, Sir William, das wisst Ihr. Andererseits ist es aber auch von unschätzbarem Wert für uns – in Form des Geldes, das Ihr dem König überbringt, aber auch in Form Eurer Galeeren und der bestens ausgebildeten und ausgerüsteten Soldaten, die Ihr uns so großzügig anbietet. Pro und Contra wiegen beinahe gleich schwer. Das Problem besteht nun darin, eine glaubhafte Rechtfertigung für die Entscheidung zu finden, Euch Zuflucht zu gewähren, um nicht von den Konsequenzen überwältigt zu werden.«
    Er räusperte sich, dann fuhr er fort. »Ich habe letzte Nacht lange und inbrünstig gebetet und mich gefragt, was Erzbischof Lamberton und Bischof Wishart wohl dazu sagen würden … und schließlich ist mir eine Idee gekommen. Sir William, Ihr tragt gar keinen Bart.«
    Dieser Satz verblüffte Will dermaßen, dass er sich unwillkürlich mit der Hand an sein Stoppelkinn fuhr und schlicht antwortete: »Das wird sich bald wieder ändern. Er wächst nur nach, denn ich musste ihn vor Kurzem abrasieren.«
    »Wie konntet Ihr das tun? Ich dachte, der Bart eines Templers wäre sakrosankt.«
    »Dieser Irrglaube ist weit verbreitet, Mylord, doch der Bart ist nicht mehr als eine Angewohnheit. Die Tonsur ist ein Zeichen der heiligen Mönche, doch der geteilte Bart ist nicht mehr als eine Tradition aus der Zeit der Wüstenkriege in Outremer. Ich selbst teile meinen Bart nicht, und ich habe nicht lange überlegt, als die Notwendigkeit es erforderte, dass ich ihn abrasiere.«
    »Die Notwendigkeit?«
    »Ich durfte nicht von de Nogarets Wachen erkannt werden.«
    »Und woher wisst Ihr, wie die Templer diese Angewohnheit angenommen haben?«
    Will fragte sich stirnrunzelnd, worauf Moray hinauswollte. Bruce, der kein Wort sagte, betrachtete den Bischof mit zusammengekniffenen Augen.
    »Ich habe es während meiner Studien der Ordenslehren gelesen. Es war zwar nur eine unbedeutende Einzelheit, aber es ist mir im Gedächtnis geblieben. Warum fragt Ihr danach? Ist es wichtig?«
    »Ich glaube schon. Wie erkennt man, dass der Mann, der einem gegenübersteht, dem Tempel angehört?«
    Wills Verwunderung nahm zu. »An seiner Kleidung, seinen Rangabzeichen …«
    »… und an seinem Bart?«
    »Aye, gewiss, wenn es ein Ritter ist. Die Sergeanten tragen nur einfache Bärte … und Tonsuren natürlich.«
    »Natürlich«, pflichtete ihm der Bischof bei und nickte. »Die Tonsur des privilegiertesten Ordens der Kirche.« Er hielt kurz inne, dann fuhr er fort. »Ihr habt gesagt, Eure erste Aufgabe würde es sein, Eure Männer daran zu erinnern, was sie sind

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