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Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matteo Mazzuca
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logischen Zusammenhang zu erkennen. Eines jedoch schien sicher: Es war kein Zufall, dass sein Dorf zerstört worden war. Eine dunkle Macht steckte hinter der Plünderung. Und in O’Fire hatte er sich doch nicht geirrt. Der Schotte stand auf der Seite des Guten.
    Spinn brütete so lange über diesen Gedanken, bis ihm der Kopf brummte und er schließlich erschöpft einschlief.

    Als er erwachte, war es noch dunkel. Aber der Himmel färbte sich bereits pastellfarben. Um Spinn wurde lautstark geschnarcht. Die übrige Mannschaft schlief noch tief und fest und auch die Seabelt schien auf dem glatten und ruhigen Meer friedlich vor sich hin zu schlummern.
    Spinn schloss die Augen und wartete darauf, dass irgendetwas passierte, dass jemand aufwachte oder dass aus dem Wald tatsächlich noch Monster heraussprangen. Er dachte an die Gespräche seiner Kameraden von gestern Abend und an das Logbuch.
    Eine Stunde später sprang Yellowbeard vom Nachtlager auf und weckte die anderen unsanft mit seinem Gebrüll.
    Spinn stand hastig auf und machte sich zusammen mit der übrigen Mannschaft an die Arbeit. Am Spätnachmittag war die Seabelt bereit zum Ablegen.
    »Vorwärts, Männer, hisst die Segel!«, rief Yellowbeard. »Ich will alte Rechnungen begleichen. Und wir haben noch eine offen mit dem alten Skull!«
    Die Mannschaft brach in heiteres Jubelgeschrei aus. O’Fire und seine drei Kameraden stimmten ein, doch ihr Jubeln schien nicht echt.
    Auch Spinns Miene hatte sich beim Namen Skull verdüstert. Wieder dachte er an das zerstörte Dorf und sah die schrecklichen Bilder vor sich, so klar wie nie zuvor. Er wusste, dass es Skull und Rummy Drinker auf ihn abgesehen hatten. Nie hatte er darüber gesprochen und ausgerechnet jetzt hatte Yellowbeard beschlossen, die beiden zu jagen.
    Die Welt wirkte auf ihn mit einem Male unsicher und bedrohlich. Und er fühlte sich schwach und seinem Schicksal hilflos ausgeliefert.

Machtgier

    Captain Blackmore öffnete überrascht die Augen. Er hatte sie im festen Glauben geschlossen, dass nun alles vorbei war. Er sah noch vor sich, wie der Angreifer sich auf ihn gestürzt hatte, um ihn zu töten. Und er hatte tatsächlich geglaubt zu sterben, denn um ihn herum war es finstere Nacht geworden, noch bevor sich seine Augenlider, eiskalt und schwer wie Marmor, geschlossen hatten.
    Blackmore blickte sich um. Er war in seiner Kajüte, das erkannte er sofort. Sein Gedächtnis hatte nicht gelitten, im Gegenteil, er konnte sich an jedes Detail erinnern. Die Schramme an der Tischkante etwa war frisch: Da hatte sein Degen eine dieser blutsaugenden Bestien verfehlt. Und der widerliche Gestank kam vom violetten Blut der scheußlichen Wesen, das in dicken Schlieren an den Wänden klebte.
    Irgendetwas jedoch machte ihn stutzig.
    Als er aufstehen wollte, durchfuhr ein brennender Schmerz seinen Arm.
    Richtig, eines dieser Scheusale hatte ihn in die Schulter gebissen und das Fleisch hatte zu faulen begonnen. Er hatte trotzdem weitergekämpft und alle Gegner vernichtet, bis au f … Genau, das war es, was ihn stutzig machte. Einer war übrig geblieben. Warum hatte der ihn nicht zerfleischt?
    Blackmore richtete sich langsam auf, um seinen linken Arm zu untersuchen. Da erst bemerkte er, dass Brust und Arme in Lederriemen eingewickelt waren.
    Schon wollte er die Riemen herunterreißen, als ihm eine unverwechselbare Stimme Einhalt gebot. »Lass das!«
    Es war der Schwarze.
    »Wo seid Ihr? Zeigt Euch!« Blackmore wusste nicht, woher die Stimme kam.
    »Sag mir, Blackmore, womit habe ich deinen Ungehorsam verdient?«, fuhr der Schwarze fort. »Hast du etwa vor, mich zu hintergehen?«
    »Nein, mein Herr! Niemals!«, rief Blackmore erschrocken.
    »Soso, Blackmore«, erwiderte der Schwarze kalt. »Um sicherzugehen, habe ich beschlossen, dir statt deiner Mannschaft fünf neue Freunde zu schicken.«
    Blackmore fuhr zusammen. Er hatte zwar geahnt, dass der Schwarze hinter allem steckte, trotzdem traf ihn die Wahrheit hart. Er hatte sich eingebildet, sein Herr habe ihn als seinen engsten Diener auserwählt! Er hatte sich sogar ausgemalt, der Schwarze würde eines Tages die Macht mit ihm teilen, nur mit ihm. Doch stattdesse n …
    »Du bist ein Nichts, Blackmore«, zischte der Schwarze, als hätte er seine Gedanken gelesen. »Du bist nur ein Diener, wie alle anderen auch, und ich dulde es nicht, wenn man meine Befehle nicht befolgt. Das hättest du wissen müssen.« Dann fügte er hinzu: »Aber du warst tapfer und hast vier Legionären

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