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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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roch Rauch. Ob das Velerias Haus war? Nachtfrost hob witternd den Kopf und legte die Ohren an, stellte sie wieder auf und legte sie wieder an. Der Geruch schien ihm nicht zu gefallen. Aber Sonja war jetzt so hungrig, dass sie ein ganzes Kalb hätteessen können – oder sogar die Erbsensuppe ihrer Mutter. Und Veleria würde ihr bestimmt etwas Besseres anbieten als Erbsensuppe, schon aus Dankbarkeit dafür, dass sie ihr Amulett zurückbekam. »Komm schon! Du kannst ja von Gras leben, aber ich nicht!«
    Nachtfrost legte die Ohren an, trottete aber weiter. Der Pfad schlängelte sich zwischen hohen, dichten Büschen hindurch, die mit stachligen Blättern besetzt waren und Sonja an den Armen kratzten. Ein paar blassgraue Spinnen flüchteten nach links und rechts, und Nachtfrost zerriss unbekümmert ihre zarten Netze, die sie quer über den Weg gesponnen hatten. Dann lagen die Büsche hinter ihnen, und vor ihnen auf einer Lichtung unter hohen, dunklen Bäumen stand ein Haus.
    Im ersten Moment erinnerte das Haus Sonja an den Waldhof: Die Mauern waren grau, das Dach niedrig. Allerdings war dieses Haus viel kleiner, das Dach war aus Stroh, und in den Fenstern steckten winzige Butzenscheiben. Etwas hatten beide Häuser aber doch gemeinsam: Sie waren verlassen. Das Stroh war verfault und teilweise eingebrochen oder heruntergeweht worden, die Fensterscheiben waren blind, und der Vorgarten war so zugewuchert, dass man die braune Holztür des Hauses nur noch mithilfe einer Sense erreichen konnte. Falls hier wirklich einmal jemand gewohnt hatte, war das sicher schon lange her.
    Nachtfrost legte die Ohren an, stellte sie wieder auf, schüttelte den Kopf und schnaubte. Sonja war wie vor den Kopf gestoßen. Es konnte doch nicht sein, dass sie völlig umsonst hergekommen war? Sie rutschte von seinem Rücken und ging auf das Haus zu. Was war hier nur passiert? Schon nach ein paar Schritten merkte sie, dass das Haus nicht friedlich verlassen worden war. Ein Teil des Dacheshatte gebrannt, und im Stroh steckten noch ein paar Holzstäbe, die wie Pfeile aussahen. Das Gartentor hing schief in den Angeln, als hätte jemand es eingetreten.
    Hier wohnte niemand mehr. Woher kam dann der Rauchgeruch? Vorsichtig ging Sonja um das Haus herum, wobei sie hoffte, dass Nachtfrost sie rechtzeitig warnte, falls hier etwas Übles lauerte. Aber Nachtfrost trottete nur friedlich hinter ihr her. So schob sie sich durch einen Haufen blühendes Gestrüpp, folgte einem völlig zugewucherten Fußpfad, duckte sich unter den tief hängenden Ästen eines Baumes hindurch und fiel fast über einen Jungen, der an einem Lagerfeuer saß und auf einem großen, glatten Stein dicht am Feuer duftende Teigfladen briet. Der Junge war etwas älter als sie, hatte graubraune Haut und dunkle, schulterlange Haare. Er trug ein Hemd, eine Hose und weiche Schuhe aus hellbraunem, bunt besticktem Wildleder. Sein Gesicht war von dicken, hässlichen Narben entstellt.
    Wie angewurzelt blieb sie stehen. »Lorin!«
    Er blickte zu ihr hoch und grinste. »Hallo, Yeriye.«
    »Nenn mich nicht – ach, egal!« Sie war so erleichtert, dass sie ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre. »Wie kommst du hierher? Was machst du hier? Ich dachte, ihr seid tausend Meilen weit weg! Ist dein Stamm auch hier? Was –«
    »Aufhören!«, rief er. »Ich kann dir ja nicht antworten, wenn du mich alles auf einmal fragst!« Aber er lachte dabei – offenbar trug er ihr nicht nach, wie schäbig sie ihn behandelt hatte. »Hast du Hunger?«
    Sie nickte erleichtert. »Ich könnte einen Birjak fressen.«
    »Birjak gibt’s heute leider nicht. Wie wäre es mit einem Wildbeerenkuchen?«
    »Unbedingt. Vielen Dank!« Sie setzte sich zu ihm ans Feuer, und er reichte ihr einen Fladen, der wie eine geklappte Pizza aussah. Von dem süßen, würzigen Duft wurde ihr fast schwindlig. Sie biss hinein, und es schmeckte genauso gut, wie es aussah – wie ein heißer Kirschpfannkuchen, nur etwas herber.
    Lorin briet zunächst einen zweiten Fladen für sich und dann noch einen dritten, den er auf ein großes Blatt beiseitelegte.
    »Für wen ist der?«, fragte Sonja kauend.
    »Für meine Schwester.«
    »Elri?« Vor Überraschung ließ sie fast den Fladen fallen. »Sie ist auch hier? Wo?«
    »Sie untersucht das Haus. Mit meinem lahmen Bein kann ich das nicht so gut.«
    Sie zuckte zusammen. »Lorin – hm – das mit dem Bein – was ich da gesagt habe – also, das tut mir leid. Entschuldige bitte.«
    »Ach, an so etwas bin ich

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