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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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ein noch größerer Fehler als meine Ehe«, murmelte der Hausmeister. Trotzdem nahm er Caspar den Plastikkanister ab, den dieser in einem der Einbauschränke im Vorzimmer entdeckt hatte: CLINIX-CLEAN, ein salmiakverstärkter Alkoholreiniger, auf dessen Vorderseite ein schwarzgelbes Warndreieck mit züngelnder Flamme klebte.
»Was soll schon schiefgehen? Ich denke, das Ding hat feuerfeste Türen und ein eigenes Lüftungssystem?« Caspar nickte in Richtung der Glasscheibe, die wie bei einem Tonstudio den Vorraum von dem Aufnahmezimmer trennte.
»Sie selbst haben den Kernspinraum doch vorgeschlagen.«
»Ja, damit wir uns darin verstecken. Nicht, damit wir ihn abfackeln.«
Caspar nahm sich noch einen zweiten Kanister und schloss den Schrank wieder. Er hoffte, Bachmann würde seiner bemüht zuversichtlichen Stimme nicht anhören, dass er im Grunde dessen Zweifel teilte.
»Wenn wir Glück haben, fährt das Schott hoch, sobald die Rauchmelder anschlagen, und die anderen können oben aus der Bibliothek in den Park fliehen.«
Caspar wusste, dass der hastig gefasste Plan nicht zu Ende gedacht war.
Zum Beispiel hatte er noch keine Idee, wie sie Sophia den Berg hinabschieben sollten, ohne dass die Reifen ihres Rollstuhls in den Schneemassen steckenblieben. Doch wie die anderen in der Gruppe konnte auch er nur noch von einem Schritt zum nächsten denken. Er hoffte, ihm werde schon etwas einfallen, wenn es ihm erst einmal gelungen war, sie aus dem Gefängnis der Klinik zu befreien.
»Im schlimmsten Fall bleibt das Schott unten«, fuhr Caspar fort. »Aber da wir den Brand hier im Kernspinraum legen, verhindern die Feuerschutztüren wenigstens, dass wir die gesamte Klinik zerstören.« Er zeigte auf einen Feuerlöscher direkt an der Wand neben der Tür zum Flur.
»Haben Sie ein Feuerzeug?«
»Streichhölzer.«
Bachmann klopfte sich auf die Brusttasche seines Overalls.
»Okay, dann wollen wir mal …« Caspar hielt inne und sah schräg nach oben an die Zimmerdecke.
»Was haben Sie?«, fragte Bachmann.
»Hören Sie das nicht?«
»Was?«
»Das Geräusch?«
Bachmann wollte gerade den Kopf schütteln, erstarrte dann aber mit dem Kanister in der Hand. Das wummernde Rauschen war im ersten Untergeschoss der Klinik kaum hörbar. Aber es war da, spürbar, wie die unterschwelligen Basslaute eines Kinosubwoofers. Merkwürdigerweise musste Caspar daran denken, dass die unheimlichen Geräusche einen guten Klangteppich für die Erinnerungssequenz seiner letzten Autofahrt geliefert hätten.
»Klingt so, als ob ein Hubschrauber landet.« Bachmann sprach das aus, was Caspar hoffte. Sein Puls beschleunigte sich, und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er einen Anflug von Hoffnung.
Vielleicht hat Linus Hilfe geholt? Wär doch möglich. Natürlich. Yasmin hatte doch gesagt, da wäre jemand auf dem Balkon gewesen?
Bachmann zog die Augenbrauen zusammen, ging zur Wand mit dem Feuerlöscher und presste sein rechtes Ohr dagegen.
Na klar. Linus ist Bruck gefolgt. Das Schott hat ihn ausgesperrt. Linus ist abgehauen und hat die Polizei informiert.
Caspars Hoffnung wuchs, als das Wummern noch lauter zu werden schien. Doch dann ließ ein Kopfschütteln des Hausmeisters den Hoffnungsfunken verglühen. »Das ist nur der Sturm«, sagte er bedauernd. »Er drückt von außen gegen die Schotten. Oben im dritten Stock ist ja das eine mit der Metallstange verkeilt. Vermutlich pfeift der Wind da durch und erzeugt einen Unterdruck in der hermetisch versiegelten Villa.«
Unterdruck? Hermetisch versiegelt?
Caspar war sich nicht sicher, ob er immer paranoider wurde, aber in seinen Ohren war das eine viel zu professionelle Erklärung für einen Hausmeister.
Auf der anderen Seite war Bachmann auch nicht mit einem herkömmlichen Krankenhauspförtner vergleichbar, er galt als Vertrauter Raßfelds, und immerhin las er Rhetorik-Handbücher, um sich fortzubilden. Trotzdem . Da gab es ja noch diese Sache, die Caspars Misstrauen schon vor einigen Stunden erregt hatte.
»Was war das eigentlich mit dem Schneemobil?«, fragte er und griff sich einen dicken Papierblock von dem Computerschreibtisch vor der Glasscheibe.
»Hä?«
»Ich meine, nachdem Sie Schadeck und Bruck in der Einfahrt vor dem umgekippten Krankenwagen aufgelesen und hochgefahren haben. Linus hat es mir gezeigt. Irgendjemand hat die Benzinleitung abgezogen.«
»Echt?«
Bachmann wirkte verwirrt, und Caspar ärgerte sich, dass er überhaupt damit angefangen hatte. Was versprach er sich von diesen dummen Fragen? Dass

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