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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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sich, als wolle er, dass Caspar seine kümmerlich behaarten Beine von der Seite begutachten könne, und dadurch sah er sie.
Das gibt es nicht. O mein Gott …
Die Spritze.
Natürlich. Ich selbst habe sie vorhin auf den Boden gelegt, als ich Greta untersuchen wollte.
Caspar konnte sein Glück kaum fassen. Noch vor wenigen Minuten hatte Schadeck ihn damit foltern wollen. Jetzt war der Seelenbrecher, nur noch einen winzigen Schritt von ihm entfernt, auf den Plastikzylinder getreten und hatte sich die Injektionsnadel in den nackten Fuß gejagt, direkt in den Spann. Wäre er nicht so geschlurft, hätte er nicht das eine Bein schleppend hinter sich hergezogen, wäre sie wahrscheinlich in seinem Zeh steckengeblieben oder an einem Knochen abgebrochen. Doch so war die Nadel bis zum Anschlag in weiches Gewebe eingedrungen, und Bruck hatte mit seinem Eigengewicht den Kolben heruntergedrückt.
Daher der Tanz. Daher das Zittern.
Als Bruck sich die Spritze aus dem Fuß hatte ziehen wollen, war es bereits zu spät gewesen. Thiopental war eines der schnellstwirkenden Barbiturate, das in Brucks geschwächtem Zustand die Betäubung bereits nach wenigen Sekunden einleitete.
Der Seelenbrecher riss erstaunt die Augen auf, dann wanderten seine Augäpfel nach oben, und Caspar konnte nur noch das Weiße sehen, bevor der Psychopath nach vorne stürzte.
Er klappte direkt über Caspar zusammen und begrub ihn unter seinem Körper.
Erst knackten seine Rippen, dann die Rückenlehne des Stuhls. Caspar bekam keine Luft mehr, und seine Todesangst wurde nun auch noch um eine klaustrophobische Dimension erweitert.
Was jetzt? Was soll ich tun?
Die Spritze war halb leer gewesen, ihr Restinhalt vermutlich stark verdünnt, also würde Bruck in wenigen Minuten wieder aufwachen. Und Caspar war jetzt doppelt gefesselt durch das drückende Gewicht des Seelenbrechers, der mit jedem schmerzhaften Atemzug schwerer zu werden schien.
Das Skalpell, das Bruck aus der Hand gefallen war, lag viel zu nah am Feuer und war damit unerreichbar. Außerdem bin ich kein Entfesslungskünstler. Ich bin Niclas Haberland. Arzt für Neuropsychiatrie und Experte auf dem Gebiet der medizinischen Hypnose. Und ich habe einen Fehler gemacht.
Er hielt die Luft an, zog beide Beine an, soweit es das auf ihm lastende Gewicht erlaubte, und versuchte einen Hebel zu finden, mit dem er den bewusstlosen Körper von sich wegschaffen konnte.
Krack.
Es knackte erneut, doch dieses Mal war es weder ein brennendes Scheit noch eine angebrochene Rippe. Es war der Stuhl, der für die doppelte Belastung einfach nicht ausgelegt war.
Seine Hände waren zwar immer noch gefesselt, aber der Rücken des Hussenstuhls war zum Glück nur schlecht verleimt und hatte sich durch den Sturz von der Sitzfläche gelöst.
Caspar zog wieder die Beine an, langsam, bis sie sich unter der Magengrube Brucks befanden, und dann biss er die Zähne zusammen. Er stemmte den Seelenbrecher, der jetzt wie bei einer Leichtathletikübung mit dem Bauch auf seinen Knien ruhte, nach oben und rollte sich ab. Es funktionierte gleich beim ersten Mal. Glücklicherweise, für eine Wiederholung hätte ihm sicher die Kraft gefehlt, und er wäre wohl unter Brucks tödlicher Umarmung eingeschlafen.
Von der leblosen Belastung befreit, stemmte Caspar als Nächstes die Fußballen in den Boden und rutschte parallel zum Kamin nach hinten. Als das nicht den gewünschten Erfolg zeigte, startete er einen letzten, verzweifelten Versuch. Er drehte sich zur Seite, belastete einmal mehr seine verletzte Schulter und rollte vom Kamin weg. Es brauchte nur eine Umdrehung, dann splitterte die Lehne vollends und riss vom Stuhl. Seine Hände waren immer noch hinter dem Rücken gefesselt, aber ansonsten war er frei. Er konnte sich bewegen, hätte aufstehen und das sperrige Holz abschütteln können, das noch gegen den Rücken drückte, doch im Augenblick wollte er einfach nur die Augen schließen. Schlafen, die schreckliche Realität gegen einen Traum eintauschen. So wie Bruck, der schwer und unruhig atmend in fötaler Haltung mit dem Kopf zu seinen Füßen ruhte.
Aber wie lange noch? Zehn Minuten? Fünf?
    Er schloss die Augen und hörte seinen bronchitischen Atem, der das Gemisch aus Blut, Speichel und Rauchpartikeln aus seinem Mund abführen wollte. Er ging stoßweise, in einem ähnlichen Rhythmus wie der des Kernspins. Unten im Keller. Dort, wo sie vermutlich gerade war. Allein. Fast tot.
Vor seinem geistigen Auge baute sich das Bild von Sophia auf. Die

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