Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
Vom Netzwerk:
gewesen, sich auf einem von tosender Gischt umspülten Stein unterhalb der Stelle aufzuhalten, an der die Puppe stand und sie mittels eines Strickes dann schließlich in den Fluss zu befördern, doch der Einsatz hatte sich gelohnt. Nun galt es, die zweite Phase seines Planes zu verwirklichen. Sie würde es ihm gestatten, sowohl seine Rache zu vollziehen als auch einen ordentlichen Nutzen aus den Erkenntnissen zu schlagen, die das Geständnis Heinrich Mautners zutage gefördert hatte.
    Vor drei Tagen bereits hatte sich Basilius guten Mutes auf den Weg gemacht, um dem Grafen entgegenzureiten. In einer Herberge bei Spital hatte er ihn dann tatsächlich ausfindig gemacht. Ihn zu einem Gespräch unter vier Augen zu bewegen war ebenfalls recht schnell gelungen – es hatte nur eines Hinweises auf die Zehe mit dem Feuermal und des Namens Heinrich Mautner bedurft, um sich seiner sofortigen Aufmerksamkeit zu versichern. Daraufhin war die Unterhaltung genau so verlaufen, wie er es sich erhofft hatte. Mit starrer Miene hatte der Graf den Verrat Mautners zur Kenntnis genommen sowie die Gefahr, die vonseiten Wolfs von der Klause drohte. Doch es gebe einen sicheren Weg, sich dieser Gefahr zu entledigen, hatte Basilius behauptet. Da man wisse, dass der Klausner anstelle Mautners zu dem vereinbarten Treffpunkt kommen werde, könne man ihn in genau die Falle tappen lassen, die er selbst zu stellen beabsichtigte. Bemächtigte man sich seiner, käme man über ihn sogar an die Dokumente heran, die Hanno von Rieden so sehr am Herzen lägen. Denn schließlich sei davon auszugehen, dass sich diese bereits im Besitz des Klausners befänden. Schnell war es Basilius gelungen, den Riedener trotz anfänglicher Bedenken von seinem Plan zu überzeugen; es gab schließlich keine Alternative dazu. Und überhaupt, gelänge es, sich Wolfs von der Klause zu versichern, könne man auch seines Schützlings habhaft werden und so das „Problem Bertram“ ein für alle Mal lösen.
    Natürlich hatte Basilius nicht versäumt, am Schluss seiner Darlegungen darauf hinzuweisen, dass er sehr wohl wisse, wie wertvoll seine Dienste für den Grafen seien und die Entlohnung entsprechend ausfallen müsse; eine Einschätzung, die Hanno von Rieden ohne Wenn und Aber geteilt hatte.
    Der Lichtschein im Osten wurde kräftiger. Ebenso wie der Atem der Erde, der mittlerweile in Form weißer, durchsichtiger Nebelschwaden gemächlich emporstieg.
    Basilius erhob sich gähnend und streckte die Glieder. Sein Wachdienst näherte sich dem Ende. Gleich würde er zu dem halbkreisförmigen Mauerstück hinübergehen, innerhalb dessen sich das Lager der Männer befand. Dort würde er Randolph wecken, der für die nächste Wache eingeteilt war. Sinnend blickte er über die marode Mauerbrüstung hinweg hinunter ins Tal, wo sich die Passstraße wie ein unendlicher Lindwurm bergauf und bergab wand. Spätestens übermorgen würde er auf ihr mit Hanno von Rieden und seinen Begleitern nach Süden in Richtung Lietzen weiterreisen, um sich von dort aus – seitlich der Hauptstraße und möglichst bei Nacht – an Admont vorbei in Richtung Buchau durchzuschlagen.
    Lichter!
    Zuckende, gelbrote Zungen inmitten der Nebelschleier!
    Fackeln!
    Gespenstisch tanzte ihr Schein im Grau des Zwielichts, das der heranbrechende Morgen wie Asche über das Tal gestreut hatte.
    Basilius erstarrte.
    Eins, zwei, drei … fünf … sieben Fackeln zählte er. Noch waren sie ein gutes Stück weit entfernt. Noch hoffte er, dass der irrlichternde Schein an dem hochaufragenden Felsen vorbeiziehen möge.
    Doch er hoffte vergeblich. Als er das rötliche Zucken und die schemenhaften Konturen auf den schmalen Pfad zur Ruine einbiegen sah, wusste Basilius, was die Stunde geschlagen hatte.
    Er zitterte. Ihm wurde heiß und kalt.
    Er hatte mit allem gerechnet.
    Nur nicht damit, dass der verdammte Klausner bereits heute und auch noch in aller Herrgottsfrühe hier auftauchen würde.
    So schnell, wie es ihm nur möglich war, hastete er zu dem halbkreisförmigen Mauerstück hinüber.
    An Schlaf war nicht mehr zu denken.

39
    Trotz der frühen Stunde fühlten sich die sieben Reiter ausgeruht und frisch.
    An der Spitze ritten Wolf und Katharina, gefolgt von Hauptmann Helfrich, Ulrich Hutter und Burkhart Fendrich sowie Wido Penzlein und Thomas Münzer. An den Sätteln hatten sie Fackeln befestigt. Ein gutes Stück weit waren sie ohne das künstliche Licht ausgekommen. Dann aber, als die Passstraße dichtes Waldgebiet durchschnitt,

Weitere Kostenlose Bücher