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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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gefüllt!
    Sie sahen sich an – und als ob einer die Gedanken des anderen erraten hätte, begannen sie fast gleichzeitig damit, die Truhe in fieberhafter Eile zu leeren. Mit beiden Händen schaufelten sie den Kies aus der Truhe und warfen ihn hinter sich, um gleich darauf auf eine Schicht puren, feinsten Sandes zu stoßen, der naturgemäß ebenfalls völlig durchnässt war.
    „Lass uns weitermachen! Es muss einfach noch mehr darin sein“, orakelte Wolf.
    Kaum dass sie den Sand zur Hälfte aus der Truhe entfernt hat-ten, bestätigte Katharina auch schon seine Vermutung.
    „Da! Da ist etwas!“, rief sie. Ihre Stimme überschlug sich geradezu vor Aufregung.
    Tatsächlich war sie auf einen dunklen Gegenstand gestoßen, dessen Oberfläche im Licht der Sonne glitzerte.
    „Wir müssen achtgeben! Es scheint ein Tongefäß zu sein“, mahnte Wolf, nachdem er den Fund kurz in Augenschein genommen hatte.
    Behutsam schaufelten sie weiter und legten so schließlich nicht nur einen, sondern gleich zwei ungewöhnlich geformte irdene Behälter frei; runde, tönerne Köcher, die sich an einem Ende zu einer stumpfen Spitze verjüngten. Sie waren ungefähr eine Elle lang und maßen im Durchmesser etwa eine Hand breit. Vorsichtig hob Wolf sie heraus und sah sofort, dass sie sorgfältig gebrannt und glasiert worden waren. Verschlossen waren die seltsamen Behältnisse mit einem exakt angepassten hölzernen Pfropfen, den man in die Öffnung der Köcher gesteckt und danach dick mit Wachs versiegelt hatte.
    „Absolut wasserdicht“, stellte Wolf anerkennend fest. „Ich fresse einen Besen, wenn hier nicht das drin ist, wonach wir suchen.“
    „Willst du sie gleich hier öffnen?“
    „Nein, das machen wir in Admont. Aber lass uns die Truhe noch einmal genauer untersuchen. Am besten, wir drehen sie um.“
    Sie kippten die Truhe und holten mit den Händen den restlichen Sand heraus. Dabei machten sie tatsächlich einen weiteren Fund: ein dickes Paket, das offenbar aus mehreren Lagen gewachster Tücher bestand und um das herum man eine Schnur gewickelt hatte, die ebenfalls durch Wachs gezogen worden war.
    Wolf zückte seinen Dolch, durchschnitt damit die Verschnürung und faltete die Tücher auseinander. Zum Vorschein kam ein sorgfältig vernähtes und prall gefülltes Mäppchen aus Leder, dessen Nahtstelle ebenfalls mit Wachs abgedichtet worden war.
    Stumm besah er sich den Fund. „Das hat Agnes gefertigt“, erklärte er nach kurzem Schweigen. „Ich kann es an der Art der Naht erkennen. Solch ein Täschchen hat sie auch einmal für mich gemacht“, fuhr er mit dumpfer Stimme fort und reichte das Mäppchen an Katharina weiter.
    Sie schüttelte es, woraufhin ein verhaltenes Klirren ertönte. „Wollen wir es nicht öffnen?“, fragte sie leise.
    Wolf nickte und gab ihr seinen Dolch.
    Vorsichtig kratzte Katharina die Wachsschicht ab, trennte die Naht auf und sah hinein.
    „Münzen“, sagte sie. Dann drehte sie das Mäppchen um und schüttete den Inhalt vor sich auf den Boden. Tatsächlich bestand der Inhalt vorwiegend aus Münzen, doch auch ein Ring und ein Armband kamen zum Vorschein. Die Schmuckstücke zierte unübersehbar ein Motiv, das sie bereits zur Genüge kannten – ein blattumrankter Eber – das Zeichen der Grafen von Rieden.
    Nochmals besah sie sich das Mäppchen – um mit einem Ausruf der Verblüffung hineinzugreifen und ein zusammengefaltetes Stück Pergament herauszuziehen, das dank der wasserdichten Ummantelung völlig trocken geblieben war und das sie sogleich an Wolf weiterreichte.
    Überrascht faltete er es auseinander, und schon der erste Blick auf den eng beschriebenen Bogen genügte, um ihn ungestüm aufspringen zu lassen.
    „Das ist der Brief, den Wiltrud an Agnes schrieb!“, rief er.
    Wachsende Unruhe malte sich auf seinen Zügen, während er die offensichtlich mit ungelenker Hand geschriebenen Zeilen zu Ende zu las. Als er damit fertig war, lag ein Ausdruck grimmigen Verstehens in seinen Blick.
    „Endlich! Wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet. Aber lies selbst“, sagte er leise und reichte das Pergament an Katharina weiter.
    Sie folgte seiner Aufforderung, und bereits die ersten Zeilen jag-ten ihr kalte Schauer über den Rücken. Der Brief war zwar voller Fehler und verriet den naiven Schreibstil einer einfachen Magd, die nur notdürftig Schreiben und Lesen gelernt hatte, doch dafür war sein Inhalt umso klarer. Er ließ nicht nur die hoffungslose Verzweiflung der Verfasserin erahnen,

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