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Der Seelensammler

Der Seelensammler

Titel: Der Seelensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donato Carrisi
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hat angefangen, nach
Lara zu suchen.«
    Marcus traute seinen Ohren kaum. »Seit wann denn das?«
    »Es wurde ein Zusammenhang zwischen ihrem Verschwinden und Jeremiahs
Verbrechen hergestellt. Und das ist nicht zuletzt das Verdienst einer
Polizistin aus Mailand, die mit der römischen Polizei zusammenarbeitet.«
    Marcus begriff, dass das die Frau war, mit der er den Pakt
geschlossen hatte, sagte aber nichts weiter dazu. Gleichzeitig machte ihm diese
Nachricht Mut.
    »Und da ist noch etwas: Die Ärzte konnten ausschließen, dass
Jeremiah einen Infarkt hatte. Sie denken an eine Vergiftung und führen
toxikologische Untersuchungen durch. Du hattest also recht.«
    »Ich weiß auch, um welche Substanz es sich handelt«, verkündete
Marcus: »Um Succinylcholin. Es lähmt die Muskulatur und führt so zu einer Art
Herzstillstand. Außerdem ist es im Blut nicht nachweisbar.« Er gestattete sich
ein zufriedenes Grinsen. »Wahrscheinlich hat sich mein geheimnisvoller Kollege
vom Selbstmord Canestraris inspirieren lassen.«
    Clemente war voll der Bewunderung. Sein Schüler absolvierte jede
Prüfung mit links. »Weißt du schon, was du tun wirst, wenn das alles vorbei
ist?«
    Es würde ihm gefallen, sich für andere zu engagieren, mit Menschen
zu arbeiten. So wie dieser Pater von der Caritas. Aber Marcus sagte nur: »Noch
verbiete ich mir, darüber nachzudenken.« Er wollte noch etwas sagen, aber sein
Freund lenkte ihn ab, weil er seinen Arm berührte.
    »Er verlässt das Haus!«
    Sie schauten aus dem Fenster und sahen, wie Bruno Martini zu seinem
Wagen ging.
    Clemente gab Marcus die Schlüssel seines Panda. »Viel Glück!«, sagte
er nur.
    Es war Abendessenszeit, die Stadt leerte sich zunehmend,
und der Fiat Multipla kam gut voran. Marcus konnte ihm problemlos folgen, hielt
aber einen gewissen Sicherheitsabstand ein, um unbemerkt zu bleiben.
    Martini verließ Rom. Das schloss er aus den Straßenschildern. Doch
vorher hielt er an einem Geldautomaten. Das kam Marcus seltsam vor: Hatte ihm
Clemente nicht gesagt, der Mann habe bereits Geld abgehoben? Er sah, wie er wieder
einstieg und weiterfuhr. Aber nach zehn, zwanzig Minuten hielt er erneut. Diesmal,
um einen Kaffee in einer Bar voller Fußballfans zu trinken, die sich gerade ein
wichtiges Spiel ansahen. Bruno Martini schien dort niemanden zu kennen. Er
grüßte niemanden, und niemand wurde auf ihn aufmerksam. Nachdem er seinen
Kaffee getrunken hatte, zahlte er und setzte seinen Weg fort. Er steuerte eine
verkehrsberuhigte Zone an. Eine Leuchttafel warnte, dass das Verbot gültig war.
Obwohl ihn das ein Bußgeld kosten würde, fuhr er unter der Videokamera
hindurch, die sein Kennzeichen registrierte. Marcus blieb nichts anderes übrig,
als ihm zu folgen. Anschließend nahm Martini die Umgehungsstraße, die zu den
nördlichen Randbezirken Roms führte. Er hielt an der Autobahnmautstelle und zog
ein Ticket. Nach einigen Minuten hielt er ein drittes Mal, um zu tanken. Marcus
wartete auf dem Parkplatz hinter der Tankstelle und konnte mithilfe des
Rückspiegels beobachten, wie Martini seelenruhig tankte und mit seiner
Kreditkarte bezahlte. Er fuhr weiter, in der gemäßigten Geschwindigkeit, die er
stets beibehielt.
    Wohin will er bloß?, fragte sich Marcus. Er verstand nicht mehr, was
los war – irgendetwas hatte er übersehen.
    Martini fuhr in Richtung Florenz, aber nach zehn, zwanzig Kilometern
hielt er erneut an einer Tankstelle. Diesmal beschloss Marcus, ihm ins Gebäude
zu folgen. Er stellte den Wagen ab und betrat die Raststätte. Bruno Martini
kaufte sich eine Schachtel Zigaretten und bestellte einen zweiten Kaffee.
Marcus tat, als betrachtete er Zeitschriften. Er versteckte sich hinter einem
Aufsteller und sah zu, wie der andere am Tresen stand und trank. Dann tat der
Mann etwas, aus dem Marcus zunächst nicht recht schlau wurde.
    Er starrte nach oben in die Überwachungskamera über der Kasse und
verharrte für einige Sekunden so.
    Er hat sich filmen lassen!, dachte Marcus.
    Anschließend stellte Martini die Tasse ab und steuerte die Toiletten
im Untergeschoss an. Marcus folgte ihm. Nachdem er eine Schwingtür passiert und
sich davon überzeugt hatte, dass sie allein waren, trat er neben ihn an eines
der Waschbecken und drehte den Hahn auf. Der Mann musterte ihn im Spiegel,
allerdings ohne großes Interesse.
    »Brauchen Sie ein Alibi, Signor Martini?«
    Die Worte überrumpelten ihn. »Was wollen Sie von mir?«
    »Der Geldautomat, die Tankstelle, die Raststätte: alles Orte,

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