Der seltsame Mr Quin
und Diamanten erstrahlte, angeregt mit dem Besitzer des Wagens. Sie winkte ihm energisch.
»Kommen Sie her, Mr Sattersway! Mr Tomlinson erzählt mir gerade äußerst interessante Dinge, und stellen Sie sich vor, er wird morgen mit uns einen Ausflug machen.«
Mr Sattersway sah sie voll Achtung an.
»Jetzt müssen wir zum Essen hineingehen«, fuhr die Herzogin fort. »Setzen Sie sich doch zu uns, Mr Tomlinson! Dann können Sie uns noch mehr erzählen!«
»Wirklich ein netter Mensch«, bemerkte die Herzogin später.
»Mit einem wirklich netten Wagen«, antwortete Mr Sattersway.
»Seien Sie nicht ungezogen!«, sagte die Herzogin und schlug ihm mit ihrem Fächer, den sie immer bei sich trug, kräftig auf die Finger. Mr Sattersway zuckte vor Schmerz zusammen.
»Naomi begleitet uns«, sagte die Herzogin. »Sie fährt mit ihrem eigenen Wagen. Das Mädchen muss auf andere Gedanken kommen. Sie ist sehr selbstsüchtig. Nicht egozentrisch, aber völlig gleichgültig, was andere Leute und ihre Umwelt betrifft. Finden Sie nicht?«
»Ich halte das nicht für möglich«, antwortete Mr Sattersway langsam. »Ich meine, jeder hat irgendein Interesse. Natürlich gibt es Leute, die sich nur um ihre eigene Achse drehen, doch ich stimme Ihnen zu, dass sie nicht zu dieser Sorte gehört. Sie ist an sich völlig uninteressiert. Und doch – sie hat viel Charakter. Es muss etwas geben, das sie interessiert. Zuerst dachte ich, es sei die Kunst. Aber das stimmt nicht. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der sich so vom Leben zurückgezogen hat. Das ist gefährlich.«
»Gefährlich? Was soll das heißen?«
»Nun, wissen Sie, es muss eine Art Besessenheit dahinter stecken, und so etwas ist immer gefährlich.«
»Sattersway«, rief die Herzogin, »seien Sie nicht dumm! Hören Sie zu. Was den Ausflug betrifft…«
Mr Sattersway hörte zu, eine Rolle, die er im Leben häufig übernahm.
Am nächsten Morgen brachen sie sehr früh auf und nahmen ein Picknick für das Mittagessen mit. Naomi, die seit sechs Monaten auf der Insel lebte, sollte den Führer spielen. Mr Sattersway trat zu ihr, als sie gerade losfahren wollte.
»Sind Sie ganz sicher, dass ich Sie nicht begleiten kann?«, fragte er sie besorgt.
Sie schüttelte den Kopf. »Im anderen Wagen haben Sie es viel bequemer. Weich gepolsterte Sitze und so weiter. Meiner ist ein alter Klapperkasten. Bei jedem Schlagloch fliegt man in die Luft.«
»Und dann natürlich die Berge.«
Naomi lachte. »Ach, das habe ich nur gesagt, um Sie vor dem Notsitz zu bewahren. Die Herzogin könnte es sich durchaus leisten, einen Wagen zu mieten. Sie ist die geizigste Frau von ganz England. Trotzdem, man kann mit ihr Pferde stehlen, und ich mag sie.«
»Dann könnte ich ja doch mit Ihnen fahren«, sagte Mr Sattersway eifrig.
Neugierig sah sie ihn an. »Warum sind Sie so scharf drauf?«
»Können Sie da noch fragen?« Mr Sattersway machte eine komische altmodische Verbeugung.
Sie lächelte. »Das ist nicht der Grund«, meinte sie nachdenklich. »Wie seltsam! Aber heute können Sie nicht mit mir kommen.«
»Vielleicht an einem andern Tag«, erwiderte Mr Sattersway höflich.
»Oh! An einem andern Tag!« Sie lachte plötzlich, ein seltsames Lachen, wie Mr Sattersway fand. »An einem andern Tag! Nun, wir werden ja sehen.«
Sie fuhren los. Sie durchquerten die Stadt, dann führte die Straße an der weiten Bucht entlang, schwenkte landeinwärts über einen Fluss, kehrte zum Meer zurück und zu den Hunderten von kleinen sandigen Stränden. Dann erreichten sie die Berge. In haarsträubenden Kurven ging es hinauf, gefährliche Serpentinen hoch. Die blaue Bucht war jetzt unter ihnen, dahinter glänzte Ajaccio in der Sonne, weiß wie eine Märchenstadt.
Höher und höher fuhren sie. Mal war der steil abfallende Hang auf der rechten, mal auf der linken Seite. Mr Sattersway fühlte sich etwas schwindlig und begann auch, seinen Magen zu spüren. Die Straße war nicht sehr breit. Und es ging immer noch weiter hinauf.
Jetzt wurde es kalt. Der Wind blies direkt von den schneebedeckten Gipfeln her. Drüben über dem Wasser lag Ajaccio immer noch im Sonnenschein, doch hier oben jagten schwere graue Wolken über den Himmel und verdeckten die Sonne. Mr Sattersway hörte auf, die Aussicht zu bewundern. Er sehnte sich nach einem zentralgeheizten Hotel und einem bequemen Sessel.
Naomi fuhr mit ihrem kleinen Wagen unverdrossen vor ihnen her, höher und immer höher. Dann waren sie auf dem Dach der Welt. Zu beiden
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