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Der seltsame Mr Quin

Der seltsame Mr Quin

Titel: Der seltsame Mr Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ich glaube wirklich, dass er etwas verrückt war. Wir waren allein in diesem Haus, ich war in seiner Gewalt, und die Grausamkeit wurde zu seinem Hobby« Ihre Augen wurden größer und dunkler. »Am schlimmsten war die Sache mit meinem Kind. Ich war schwanger. Und wegen seiner Grausamkeiten, wegen der Dinge, die er mir antat, wurde es tot geboren. Mein armes kleines Baby! Ich wäre beinahe gestorben. Ich wünschte, dass ich nicht überlebt hätte.«
    Mr Sattersway wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Und dann wurde ich von ihm befreit – wie, das habe ich Ihnen schon erzählt. Ein paar Mädchen, die im Hotel wohnten, stachelten ihn dazu an. So passierte es dann. Alle Spanier sagten zu ihm, dass es Wahnsinn sei, hinauszuschwimmen. Aber er war eitel. Er wollte sich produzieren. Und ich… ich beobachtete, wie er ertrank. Und ich war froh darüber. Gott sollte so etwas nicht zulassen!«
    Mr Sattersway streckte den Arm aus und nahm ihre Hand in die seine. Sie drückte sie fest, wie ein Kind es getan haben könnte. Die frauliche Reife war aus ihrem Gesicht verschwunden. Mr Sattersway konnte sich ohne Mühe vorstellen, wie sie mit neunzehn Jahren ausgesehen haben musste.
    »Zuerst konnte ich mein Glück nicht fassen. Das Haus gehörte mir, ich konnte darin wohnen und niemand würde mich mehr quälen. Ich bin Waise, wissen Sie, hatte keine Verwandten, niemand machte sich Sorgen, was aus mir werden sollte. Das vereinfachte alles. Ich lebte weiter hier in diesem Haus, und mir schien es der Himmel auf Erden zu sein. Seitdem war ich nie wieder so glücklich. Aufzuwachen und zu wissen, dass alles in Ordnung ist, keine Schmerzen, kein Entsetzen, keine Angst, was er wieder tun würde. Ja, es war wie im Himmel damals.«
    Sie schwieg lange. Schließlich sagte Mr Sattersway: »Und dann?«
    »Der Mensch ist eben nie zufrieden. Zuerst genügte es mir einfach, frei zu sein. Nach einiger Zeit begann ich mich einsam zu fühlen. Ja, so war es. Ich dachte plötzlich wieder an mein totes Kind. Wenn ich nur mein Baby gehabt hätte. Ich wünschte es mir als Kind und auch als Spielzeug. Ich sehnte mich schrecklich nach etwas oder nach jemandem, mit dem ich spielen konnte. Es klingt verrückt und kindisch, doch so war es.«
    »Ich kann Sie sehr gut verstehen«, sagte Mr Sattersway ernst.
    »Es ist schwierig zu erklären, was dann geschah. Es passierte einfach, wissen Sie. Ein junger Engländer wohnte im Hotel. Einmal verirrte er sich in meinen Garten. Ich war wie eine Spanierin angezogen, und er nahm an, ich sei auch eine. Es machte mir Spaß, ihn an der Nase herumzuführen. Sein Spanisch war sehr schlecht, er konnte sich nur mühsam verständigen. Ich erzählte ihm, dass das Haus einer englischen Dame gehöre, die verreist sei. Ich behauptete, sie habe mir ein paar Brocken Englisch beigebracht. Es war so komisch, wirklich, wir hatten so viel Spaß. Selbst heute erinnere ich mich noch genau daran. Er verführte mich. Wir taten, als gehöre uns das Haus, als seien wir frisch verheiratet und würden dort wohnen. Ich schlug vor, einen Laden zu öffnen – den, den auch Sie heute öffneten. Er war nicht verschlossen, der Raum dahinter staubig und unaufgeräumt. Wir schlüpften hinein. Es war schrecklich aufregend. Wir taten, als sei es unser eigenes Haus.«
    Sie schwieg und sah Mr Sattersway flehend an.
    »Mir schien es wie ein Märchen, so schön. Und das Herrlichste war, dass es nicht wahr war. Es war nicht Wirklichkeit.«
    Mr Sattersway nickte. Vielleicht verstand er sie besser als sie sich selbst – jene verängstigte einsame junge Frau, die sich in eine Scheinwelt gerettet hatte, weil sie ihr sicherer erschien als die Realität.
    »Vermutlich war er ein sehr durchschnittlicher junger Mann. Auf Abenteuer aus, aber dabei ganz reizend. Wir ließen nicht ab von dem Spiel.«
    Sie schwieg nachdenklich und fuhr dann mit einem Blick auf Mr Sattersway fort:
    »Am nächsten Morgen kam er wieder zur Villa. Ich beobachtete ihn durch die geschlossenen Fensterläden meines Schlafzimmers. Natürlich ahnte er nicht, dass ich im Haus war. Er dachte immer noch, dass ich ein kleines spanisches Bauernmädchen sei. Er stand da und wartete. Er hatte mich gebeten, ihn wieder im Garten zu treffen. Ich hatte es ihm zwar versprochen, doch ich hatte nicht die Absicht, mein Versprechen zu halten. Er stand einfach da und machte ein besorgtes Gesicht. Vermutlich machte er sich Sorgen um mich. Ich fand das nett von ihm… Überhaupt war er sehr nett…«
    Wieder schwieg

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