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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gott.«
    »Hat man ihn getötet?«
    Uwe Hinz wiegte den Kopf. »Das geht aus den Unterlagen leider nicht hervor. Ob getötet oder vertrieben, wir können es uns aussuchen. Jedenfalls ist er von einem gewissen Zeitpunkt an nicht mehr in der Stadt zu sehen gewesen.«
    »Hat man sonst noch etwas von ihm gehört?«
    Hinz runzelte seine hohe Stirn. »Er hat Rache geschworen und von einem undankbaren Pack gesprochen. So zumindest ist es überliefert worden. Mehr weiß ich leider auch nicht.«
    »Keine Rede vom Sensenmann?«
    Hinz lächelte. »Ich habe nichts darüber gelesen, wenn ich ehrlich sein soll, aber dieser von Thann muß sich schon wie ein Gott hier aufgeführt haben. Sein Haus stand in der Nähe des Friedhofs. Dort, wo auch die Toten lagen, fühlte er sich wohl. Jede Folter muß er genossen haben. Er hat auch bei jeder Verbrennung zugeschaut und von gestorbenen Hexen, die die Folter nicht überstanden hatten und schon vor der Verbrennung tot waren, von >Kadavern< gesprochen. So ist es in den Unterlagen überliefert.«
    »Wer hat ihn letztendlich aus der Stadt gejagt?« wollte ich wissen.
    »Der Bischof. Nicht wegen der Hexenverfolgungen, sondern wegen seiner großen Schau und seiner Überheblichkeit. Das ist dem Klerus zu viel gewesen.«
    »Und jetzt ist er zurückgekehrt«, sagte Sarah Goldwyn schlicht.
    Bei diesen Worten zuckte der Kommissar zusammen. Dann schüttelte er den Kopf. »Wie können Sie so etwas behaupten, Frau Goldwyn?«
    »Weil ich das glaube.«
    »Aber er ist einige Jahrhunderte tot. Nein, was Sie sagen, das paßt in einen Film oder Roman, aber mit der Wirklichkeit hat es nichts zu tun.« Er schlug die Beine übereinander, die er zuvor ausgestreckt gehabt hatte. Dann blickte er mich an. »Oder was meinen Sie dazu, Herr Sinclair?«
    »Ich muß meiner Freundin leider recht geben. Da wir nichts anderes wissen und auch keine andere Spur haben, deutet so einiges darauf hin, daß dem so ist.«
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Es is scher, Herr Hinz, aber Sie kennen mich und wissen, womit ich mich beschäftige. So etwas kommt vor. Es gibt Personen, die müßten seit Jahrhunderten vermodert sein, aber trotzdem existieren sie.«
    »Wie? Wieso?«
    »Soll ich Magie sagen?«
    »Ich bin Polizist. Das ist mir zu wenig.«
    »Denken Sie mal zurück. Es war eine finstere Zeit und sehr stark polarisiert. Auf der einen Seite gab es die Allmacht der Kirche, manchmal stärker als der Staat, auf der anderen mußte ein Gegenpol herhalten. Das war die Hölle mit all ihren Begleiterscheinungen. Hexen sollten angeblich zur Hölle gehören, weil sie mit dem Teufel und auch anderen Teufel buhlten und sich so den Lehren der selbstgerechten Kirche widersetzten. Man hat erschreckend reagiert, für uns kaum vorstellbar, aber vergessen Sie nicht den Haß, den es damals von der Kirche her gegenüber Frauen gab. Man war so frauenfeindlich. Man hat sich sein eigenes Evangelium gemacht. Der Psychologe würde sagen, daß diese Männer, die die Hexenverfolgung einleiteten, völlig frustrierte Personen waren. Sie kamen mit sich selbst nicht zurecht. Viele Kirchenmänner und angeblich so fromme Personen haben sich selbst an den Hexen vergangen, wenn sie allein mit ihnen waren und die Befragungen durchführten. Ich will nicht auf Einzelheiten eingehen, aber das ist historisch belegt.«
    »Ich weiß Bescheid«, sagte der Kommissar und nickte nachdenklich. »Doch ich frage mich, ob auch ein Hexenjäger so reagiert hat. War er ebenfalls besessen wie die Hexen selbst? Nur eben nicht vom Teufel, sondern von der…«
    Mein hart klingendes Lachen unterbrach ihn. »Bitte, Herr Hinz, so können Sie das nicht stehenlassen. Hexenjäger sind sehr oft in den Kreislauf hineingeraten, den sie eigentlich bekämpfen sollten. Sie waren es letztendlich, die sich die Finger blutig gemacht hatten. Das mußte einfach irgendwo hängenbleiben. Davon können wir ausgehen. Deshalb kippten einige von ihnen um.«
    »Sie meinen, daß sie zur Gegenseite übergingen?«
    »Ja.«
    »Also dem Teufel dienten.«
    »Exakt.«
    »Wie?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Da gibt es viele Möglichkeiten, über die ich nicht spekulieren will.«
    »Wenn das so ist«, sagte der Kommissar, »müßten wir davon ausgehen, daß es den Satan gibt.«
    »Kein Widerspruch. Es gibt den gefallenen Engel so und so. Ich habe seine verschiedenen Formen leider oft genug kennengelernt. Er kann so sein, wie man ihn früher beschrieben hat. Er macht sich sogar einen Spaß daraus, so zu

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