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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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würde ich sagen.«
    »Von der Kunstakademie des Lordprotektors«, erwiderte Geschichtentauscher. »Ich bin als Kunststecher ausgebildet worden. Da Ihr vom Schotäschen Ritus seid, glaube ich, daß Ihr meine Arbeit im Buch Eurer Sonntagsschule gesehen habt.«
    »Ich achte nie auf derlei Dinge«, erwiderte der Prediger. »Stiche sind eine Verschwendung von Papier, auf das man besser Worte der Wahrheit drucken sollte. Es sei denn, sie veranschaulichen Dinge, die das Auge des Künstlers tatsächlich geschaut hat, wie beispielsweise die Anatomie. Doch was der Künstler in seiner Vorstellung erschaffen mag, übt keine größere Macht auf mein Auge aus als das, was ich mir selbst vorstelle.«
    Geschichtentauscher folgte diesem Gedanken bis zu seiner Wurzel. »Was, wenn der Künstler zugleich ein Prophet wäre?«
    Der Prediger schloß die Augen halb. »Die Zeit der Propheten ist vorbei. Wie dieser abtrünnige Heide, dieser einäugige betrunkene Rote Mann am anderen Flußufer, sind alle, die behaupten, Propheten zu sein, heute nur noch Scharlatane. Und ich habe auch keinen Zweifel, daß, wenn Gott auch nur einen Künstler die Gabe der Prophezeiung verliehe, wir schon bald ganze Scharen von Zeichnern und Färbern hätten, die für Propheten gehalten werden wollten, vor allem dann, wenn es ihre Bezahlung erhöhte.«
    Geschichtentauscher antwortete milde, doch ließ er den unausgesprochenen Vorwurf des Predigers nicht auf sich beruhen. »Ein Mann, der anderen das Wort Gottes gegen Bezahlung predigt, sollte nicht jene kritisieren, die danach streben, ihren Lebensunterhalt dadurch zu verdienen, indem sie die Wahrheit offenbaren.«
    »Ich wurde geweiht«, antwortete der Prediger. »Künstler weiht niemand. Die weihen sich selbst.«
    Genau, wie Geschichtentauscher es erwartet hatte. Sobald er befürchtete, daß seine Vorstellungen aus eigener Kraft nicht mehr bestehen konnten, zog sich der Prediger auf Autoritäten zurück. Vernünftige Streitgespräche aber waren unmöglich, wenn Autoritäten zum Schiedsrichter gemacht wurden; Geschichtentauscher kehrte zum wichtigeren Thema zurück. »Der Teufel hat seine Finger auf diesen Altar gelegt«, sagte er. »Ich habe mir den Finger verbrannt, als ich die Stelle berührt habe.«
    »Ich habe mir meine Finger nie verbrannt«, meinte der Prediger.
    »Das wundert mich nicht«, meinte Geschichtentauscher. »Ihr seid ja auch geweiht worden.«
    Geschichtentauscher strengte sich gar nicht erst an, die Verachtung in seinem Tonfall zu verbergen, und das erzürnte den Prediger. Geschichtentauscher machte es jedoch nichts aus, wenn die Leute auf ihn wütend wurden. Es bedeutete, daß sie zuhörten und ihm wenigstens zur Hälfte glaubten. »Wenn Ihr solch scharfe Augen habt, so sagt mir doch eins«, sagte der Prediger. »Sagt mir, ob auch ein Bote Gottes den Altar berührt hat.«
    Es war offensichtlich, daß der Prediger diese Frage als Prüfung verstand. Geschichtentauscher hatte keinerlei Vorstellung, welche Antwort der Prediger für die richtige hielt. Aber es spielte auch kaum eine Rolle; Geschichtentauscher würde ehrlich antworten, egal was. »Nein«, erwiderte er.
    Es war die falsche Antwort. Der Prediger grinste. »Einfach so? Ihr könnt einfach so sagen, daß er es nicht getan hat?«
    Geschichtentauscher überlegte sich einen Augenblick, daß der Prediger vielleicht glauben mochte, daß seine eigenen geweihten Hände die Spuren von Gottes Willen hinterlassen hätten. Diesen Gedanken würde er sofort widerlegen. »Die meisten Prediger hinterlassen keine Lichtspuren auf Gegenständen, die sie berühren. Nur sehr wenige sind jemals heilig genug dafür.«
    Doch der Prediger hatte gar nicht an sich gedacht. »Jetzt habt Ihr genug geredet«, meinte er. »Ich weiß jetzt, daß Ihr ein Betrüger seid. Verlaßt meine Kirche.«
    »Ich bin kein Betrüger«, antwortete Geschichtentauscher. »Ich mag mich vielleicht irren, aber ich lüge niemals.«
    »Und ich glaube niemals einem Menschen, der behauptet, daß er niemals lüge.«
    »Der Mensch geht immer davon aus, daß die anderen ebenso tugendhaft sind wie er selbst«, meinte Geschichtentauscher.
    Das Gesicht des Predigers verfärbte sich vor Zorn. »Verschwindet von hier, sonst werfe ich Euch hinaus!«
    »Ich gehe gern«, antwortete Geschichtentauscher. Forsch schritt er zur Tür hinüber. »Ich hoffe, ich werde nie in eine Kirche zurückkehren müssen, deren Prediger es nicht einmal überrascht, daß Satan seinen Altar berührt hat.«
    »Es hat mich

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