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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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religiösen Riten. Annik lauschte ihm bis fast in den Abend hinein und fand viele gemeinsame Wurzeln.
    »Danke, Cullen. Du hast mir viel gegeben.«
    »Wenig erst, aber wenn du willst, komme ich wieder.«
    Annik sah den jungen Barden an, dessen Gesicht im schwindenden Licht leuchtete. Es war wohl nicht nur der Wunsch, ihr von den Liedern seines Volkes zu berichten. Er mochte ein wenig verliebt in sie sein. Aber das störte sie nicht, wenngleich sie seine Gefühle nicht erwiderte.
    »Ja, komm wieder, Cullen. Mag sein, dass ich nicht so viel Zeit habe wie heute. Aber das, was du mir berichtet hast, hat mir Stoff zum Nachdenken gegeben. Wahrscheinlich habe ich bald viele Fragen an dich.«
    »Dann will ich mich bemühen, sie zu beantworten. Und jetzt beantworte du mir eine Frage: Wie fühlst du dich hier in diesem Haus?«
    »Ich bin es zufrieden. Es ist um vieles besser als in der Vorstadt.«
    »Und die Leute hier? Verträgst du dich mit ihnen?«
    »Nicht mit jedem, das wäre auch ungewöhnlich. Aber ich habe das Glück, dass die Domina mir wohlgesonnen ist, das Mädchen mag mich, und Ursa, die Haushälterin, lässt es sich sogar nicht nehmen, mich manchmal ein wenig zu bemuttern.«

    »Triffst du den Praefecten Falco hin und wieder?«
    »Warum fragst du?«
    »Nun ja, ihr seid einen langen Weg gemeinsam gereist, und ich hatte den Eindruck, dass er sich um dich besonders kümmert!«
    Annik vermied es, ihr leises Amüsement zu zeigen. Hörte sie einen Hauch Eifersucht aus Cullens Worten?
    »Praefect Falco gibt sich nicht mit einer Barbarin wie mir ab. Er wollte Martius und die Pferde, ich bin eine mehr oder weniger lästige Draufgabe gewesen, die er jetzt passend versorgt hat.«
    »Und Martius?«
    »Hat recht wenig Zeit. Obwohl er seit neuestem als Kurier eingesetzt ist. Ab und zu kommt er auf einen Sprung vorbei.«
    »Gib mir Bescheid, wenn er wieder hier ist, Annik. Ich möchte mich bei ihm bedanken für das, was er letzthin getan hat.«
    »Wie soll ich dir Bescheid geben? Ich kann nicht ins Dorf rennen, wenn ich ihn sehe.«
    »Nein, aber Erwan zum Beispiel weiß, wo ich zu finden bin. Auch wenn du mich brauchen solltest, Annik, kann er oder auch Ilan, der Stallbursche, mir Nachricht geben.«
    »Auch einer deines Stammes?«
    Cullen grinste zustimmend.
    »Wir sind wenige, aber wir halten zusammen. Aber nun will ich gehen.«
    Er verbeugte sich mit sanfter Anmut, verließ die Werkstatt und verschwand in der Dämmerung.

14. Kapitel
    Ausstellung
    »Schaut euch das an!«, sagte ich und legte den Stapel Blätter auf den Tisch. »Ich habe das alles mal ausgedruckt, was wir uns bisher erzählt haben.«
    »Das ist ja ein halbes Buch!«, staunte Cilly. »Kein Wunder, wenn ich Hornhaut an den Fingerspitzen kriege!«
    Ich lachte über ihren übertrieben besorgten Ausdruck, mit dem sie ihre grellgrün lackierten Nägel betrachtete. Und Rose drohte: »Deine Finger werden zu Stummeln abgenutzt sein, bis wir fertig sind. Denn bisher haben wir ja erst die Personen kennen gelernt. Die eigentliche Handlung kommt erst noch. Nicht wahr, Anita?«
    Sie hatte Recht. Seit wir die vergangenen fünf Wochenenden damit verbracht hatten, Julians Geschichten niederzuschreiben, waren mir zunehmend weitere Szenen eingefallen, und Rose war es offensichtlich genauso gegangen.
    Doch wir hatten in den letzten Wochen nicht nur in der Vergangenheit geschwelgt, sondern Rose und ich hatten zusätzlich fleißig gearbeitet. Ich hatte ein paar Fäden gezogen und mit einer ganzen Reihe Leuten über ihre Arbeiten gesprochen. Entstanden war eine erstaunliche Liste von Möglichkeiten. Sie reichte von einer professionellen Ausstellung mit festlicher Vernissage im Glasmuseum über eine Dauerausstellung in einer Kurklinik bis zur Präsentation auf einem Künstlermarkt. Ich hätte ja am liebsten das Glasmuseum für sie gewählt, aber Rose war sich nicht klar darüber, ob sie diesen Ansprüchen genügte.
Die Dauerausstellung fand ich zu unpersönlich, und nach einigem Zaudern stimmte sie mir zu, dass sie sich mit ihren Kunstwerken auch selbst darstellen musste. Also würden wir ihr Debüt an dem ersten Dezember-Wochenende auf einem hochkarätigen Künstlermarkt haben. Nicht etwa einem, auf dem Hobbybastler ihre Trockenblumengestecke und bemalten Christbaumkugeln anboten, sondern auf dem ausgezeichnete Maler, Bildhauer, Schmuckdesigner und andere begabte Kunsthandwerker ihre Produkte ausstellten. Die Veranstalterin dieses Marktes hatte einen fabelhaften Ruf in der Region und

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