Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
ist zufrieden mit Justin und der LOSV lässt ihn in allen olympischen Alpin-Disziplinen starten. Gratulation!“
Diese offizielle Bestätigung quittierte Justin mit einem erleichterten „Ja!“ und Fabian klapste ihm auf die Schulter. Selbstverständlich war hier nichts, denn der Wind konnte sich unter Mayerhofers Kommando schnell drehen, wie der Rauswurf von Chalbermatter soeben deutlich gezeigt hatte. Deshalb nahm Fabian sich vor, weiterhin möglichst unauffällig an der Sitzung teilzunehmen.
„Nächstes Traktandum“, fuhr Mayerhofer fort. „Richard Wales erreichte gestern zusammen mit Justin Bend den fünften Rang und hat nun vierundachtzig Weltcup-Punkte. Er erfüllt damit das britische Selektionskriterium von fünfzig Punkten deutlich und hat bewiesen, ein vielversprechendes Talent mit steil ansteigender Formkurve zu sein.“
„Danke, Ruedi!“, nahm Graber den Faden auf und wandte sich ans Team. „Seine Hoheit möchte sich Ihnen anschließen. Ich habe mit dem britischen Verantwortlichen für den olympischen Wintersport gesprochen. Er ist auch ein Kollege im IOC und fände es – wie ich auch – eine hervorragende Idee, wenn Prinz Richard bei Ihnen im Team mittrainieren würde.“
„Liechtenstein und die Schweiz arbeiten im Skisport traditionell eng zusammen“, ergriff Saubauer das Wort. „Man denke nur an Marco Büchel, der mit der Schweiz zusammen viele Jahre lang trainierte und Vizeweltmeister im Super-G wurde. Aber England? Bitt’ schön! Sind wir eine Skischule oder die Nationalmannschaft? I hab nichts gegen den Prinzen und Chapeau vor seinem fünften Rang gestern, aber wo soll das enden? Wie beim Radsport – Team Nestlé gegen Team Google?“
„Ja, Saubi, du hast recht“, pflichtete ihm Mayerhofer bei. „Aber Richard bringt Prestige.“
„Genau, Ruedi!“, sprang ihm Graber bei. „Bundesrat Stutz, unser Sportminister, meinte vorhin am Telefon, es wäre gut, wenn die Schweiz in Großbritannien ein paar Schlagzeilen machen würde, die nicht mit der Steuerflucht-Debatte oder Prozessen gegen Banker zu tun haben.“
„Na, servus! Und wann kommt der Sohn eines Ölscheichs in unsere Skischule?“, fragte Saubauer spitz.
„Das mit Richard war zur Information gedacht, nicht als Diskussionsthema“, schnitt ihn Mayerhofer ab. „Noch ein Punkt, bitte: Leider ist das Kontingent für private Begleitpersonen beinahe erschöpft. Ein Platz ist aber …“
„Vanessa!“, meldete sich Justin schnell.
„Ist bereits organisiert“, versicherte Monti. „Leider die Signorina kann nicht während Vorbereitung bei uns sein, sondern erst ab Montag in erster Wettkampfwoche, wegen Studium“, erklärte er.
„Leider?“, ärgerte sich der Saubauer. „Es geht um olympische Ringe, nicht um Eheringe! Mein Motto für die Spiele: Dabei sein ist gut, gewinnen ist besser!“
Keiner kommentierte Saubauers Motto und niemand meldete eine weitere Freundin an.
„Apropos Eheringe. Meine Frau trifft heute um 13.51 aus Villach hier ein“, erwähnte Saubauer. „Monti wird um 14 Uhr mit der Pistenbesichtigung alleine beginnen, ich komm dann mit Heidemarie direkt dazu.“
„Dann darf ich gleich zum letzten Punkt der Traktandenliste voranschreiten“, sagte Mayerhofer. „Programm bis zum Abflug nach Sotschi. Saubi hat das Wort!“
„Unter der Voraussetzung der offiziellen Absage der Rennen in Bayern werden wir bis übermorgen Abend hier in Schladming bleiben und nach dem Slalom von morgen ein paar Materialtests unter milden Verhältnissen machen, wie sie in Sotschi wahrscheinlich sind. Der Materiallastwagen wird sich am Donnerstagmorgen etwas früher als geplant auf den Weg nach Russland machen, dafür haben wir dann die volle Ausrüstung von Anfang an am Austragungsort der Schneesportwettbewerbe zur Verfügung.“
„Stößt nun dieser Teamguide zu uns, den uns die Russen stellen?“, fragte Klaus. „Der soll uns durch die russische Zoll- und Sicherheitsbürokratie navigieren.“
„Soll am Donnerstag hier eintreffen und dann mit unserem Lastwagen nach Sotschi fahren“, erklärte Monti.
„Wir trainieren so oder so in Garmisch-Partenkirchen“, ergänzte Saubauer. „Wenn es keine Rennen geben sollte, lernen wir am Skisimulator die Olympiapiste auswendig, machen medizinische Checks und nehmen die letzte Feinabstimmungen an eurer Kondition vor. Oben auf der Zugspitze wird wohl etwas Schnee für ein paar Schwünge übrig geblieben sein. Ab Sonntagmittag dann haben alle frei bis zum Abflug in Zürich am
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