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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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liegt, deine Kinder mit einer Mutter zu versorgen, und weil ich von dir so lange nichts gehört hatte …”
    “Tut mir leid, dass ich deinen Brief unbeantwortet ließ. Irgendwie blieb immer keine Zeit. Eine lahme Ausrede, ich weiß”, gab er kopfschüttelnd zu. “Und bisher habe ich noch keine Frau kennengelernt, die so gut zu den Kindern passen würde wie du. Du bist so freundlich und verlässlich.”
    “Und was ist mit dir? Passe ich zu dir auch so gut?”, fragte Emma leise und ein bisschen traurig.
    “Aber natürlich. Das versteht sich doch von selbst, Emma.”
    “Ich führe ein ehrbares Haus mit geregeltem Tagesablauf. Im Salon nach neun Uhr kein Herrenbesuch mehr, in den Schlafzimmern überhaupt kein Herrenbesuch. Frühstück gibt’s bis acht oder gar nicht, Abendessen wird im Salon serviert, einen Shilling die warme Mahlzeit.”
    “Ja, in Ordnung”, sagte Emma erschöpft und sah sich in dem spartanisch eingerichteten Zimmer um. Zumindest wirkte es sauber und die Bettwäsche frisch.
    “Na, und was könnte eine vornehme junge Dame wie Sie wohl ganz allein nach Bath führen?”, fragte die Wirtin neugierig und durchaus wohlwollend, nachdem sie die Hausregeln verkündet hatte. “Haben wohl Verwandte in der Gegend, die Sie nicht bei sich unterbringen können?” Die plumpe Frau stützte die verschränkten Arme auf ihren mächtigen Busen und nickte wissend. “Ich kenn mehr solche Damen. Lauter arme Verwandte, und alles, was sie von denen kriegen, wo besser gestellt sind als sie, ist ‘n bisschen Hammel und ein Glas Dunkles ein, zwei Mal die Woche, und hin und wieder ein abgetragenes Kleid. Will mich natürlich nicht beschweren … mir kommt’s schließlich grade recht …” Sie wedelte zur Bekräftigung mit dem Zeigefinger.
    “Ich bin auf der Suche nach einer Anstellung. Verwandte habe ich hier keine, nur einen Freund.” Was sagte sie da? Auf der Suche nach einer Anstellung? Warum hatte sie das gesagt? Andererseits, warum nicht? Die Antwort auf ihre Probleme hatte sich von selbst eingefunden. Sie hatte kaum Bargeld, sie brauchte Bedenkzeit, um sich über Matthews Heiratsantrag klar zu werden, und in dieser Zeit musste sie irgendwo wohnen. Sie hatte kaum Zweifel daran, dass Mrs. Keene ihr die Tür weisen würde, sobald sie ihr mit einem Schuldschein kam.
    Ihre Wirtin runzelte die Stirn. “Eine Anstellung, Miss? Na, nicht dass es meine Aufgabe wäre, aber ich halt Augen und Ohren offen für Sie. Es ist allgemein bekannt, dass ich eine ehrbare Pension für vornehme Damen führe, die arm dran sind, und es ist schon öfters vorgekommen, dass jemand, der bessere Dienstboten sucht, sich an mich wendet. Keine Vermittlungsgebühren, müssen Sie wissen. Gegen ‘ne kleine Anerkennung hab ich natürlich nichts einzuwenden …”
    “Danke … ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar für Ihre Unterstützung …”, unterbrach Emma die Frau. Sie entknotete die Bänder ihrer Schute und warf sie auf das Bett. Dann schüttelte sie ihr hellbraunes Haar und strich es sich aus der Stirn, wobei ihr der durchbohrende Blick ihrer Zimmerwirtin nicht entging. Ihre Reisetasche öffnend, meinte sie bedeutsam: “Ich bin etwas müde …”
    “Das wundert mich nicht, Miss. Möchten Sie was zum Abendessen?”
    “Nein, danke. Ich habe bereits gegessen.”
    “Und wie steht’s mit morgen? Wollen Sie da was Warmes?”
    “Ja, gern.”
    “Um sieben im Salon unten. Morgen gibt’s Gelbe Rüben mit Speck. Einen Shilling vor dem Essen.” Mrs. Keene schenkte Emma ein zahnlückiges Grinsen und schloss die Tür.
    “Du kommst spät.”
    “Immerhin bin ich überhaupt gekommen, oder?”
    “Richard, du machst deiner Mutter großen Kummer”, gab Miriam Du Quesne ihrem ältesten Sohn steif zu verstehen.
    Den schien dieser Vorwurf völlig unberührt zu lassen, denn er lächelte ihr unbekümmert zu und stieg die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
    “Komm sofort zurück! Wir haben Gäste!”, zischte seine Mutter ihm erbost von unten nach.
    “Du bist eine wunderbare Gastgeberin, meine Liebe”, warf ihr Sohn gelangweilt über die Schulter zurück.
    “Wenn du nicht in einer Viertelstunde bei uns unten im Salon bist”, drohte sie wutentbrannt, “dann … dann …”
    Richard, Baron Du Quesne, schlenderte zurück zur Treppe und blickte auf das elegant frisierte Haupt seiner Mutter hinab. “Was dann?”, spöttelte er freundlich. “Willst du mich schlagen? Mich im Zimmer einsperren? Mich ohne Essen ins Bett

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