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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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was sie dachten, und sah sowohl Angst und Erschrecken über die Geschehnisse als auch Genugtuung und Trotz darin.
    Als Ranulf de Glanville das Urteil verlas, jubelte das Volk nur verhalten. In den Augen vieler Schaulustiger hatten offenbar nicht sie, sondern die Juden den Tod verdient. Zwar wurden auch diesmal faule Eier, matschiges Obst und stinkender Kohl auf das Podest und die Verurteilten geworfen, doch mit weniger Schmährufen und geringerem Enthusiasmus als üblich. Als der Henker den Männern die Schlinge um den Hals legte, waren Protestrufe und ärgerliches Gemurmel zu hören. Die Stadt war über die Ereignisse uneins. Waren Hinrichtungen für gewöhnlich eine beliebte Abwechslung für das Volk, das daraus ein regelrechtes Fest machte, so zerstreuten sich die Schaulustigen an diesem Tag schneller als sonst.
    Sobald die Verurteilten am Galgen baumelten, gingen auch FitzEldred und seine Begleiter nach Hause.
    In einigen Gassen hing noch immer der Geruch von verkohltem Holz; er biss in Augen und Nase und machte die Kehlen eng. Hier und da schwelte und rauchte es weiterhin, obwohl man die Brände zu löschen versucht hatte, um ein Übergreifen auf weitere Nachbargebäude und Nebenstraßen zu verhindern. Wer in den betroffenen Gassen wohnte, musste noch immer ein Wiederaufflackern des Feuers und des Zorns fürchten, auch wenn er kein Jude war. Mit angsterfüllten Blicken versuchten die wenigen Überlebenden, ihre geplünderten Häuser aufzuräumen und aus dem Matsch aufzusammeln, was noch brauchbar war.
    Während FitzEldred zutiefst berührt war, wanderte Robena durch die Gassen, als wäre nichts geschehen. Immer wieder warf sie William verführerische Blicke zu, und als ihr Vater es nicht sehen konnte, fasste sie einmal gar nach seiner Hand und ließ die ihre kurz darin verweilen.
    William war verwirrt und empört zugleich. War ihr der Ernst der Lage nicht bewusst, oder war es ihr gleichgültig, dass so viele Unschuldige in der vergangenen Nacht ihr Leben verloren hatten?
    FitzEldred war überaus beliebt, er hatte Einfluss und viele Freunde und entsprechend häufig Gäste zu bewirten. Auch Henry FitzAilwyn, der ein großes Haus in der Candlewick Street sein Eigen nannte, ging bei FitzEldred ein und aus. Kurz nach König Richards Krönung und der Brandnacht war er zum ersten Mayor von London gewählt worden. Garth hatte William erzählt, dass Robena FitzAilwyns ältestem Sohn versprochen sei. Die Gerüchte über die Höhe der Mitgift erschienen jedoch sowohl dem Falkner als auch William vollkommen aus der Luft gegriffen. So viel Geld konnte selbst FitzEldred nicht besitzen!
    Robena schien von diesen Dingen vollkommen unberührt. Sie war weder besonders freundlich zu FitzAilwyn, noch war sie offenbar gewillt, sich auf ein Leben als Ehefrau vorzubereiten. Immer wieder hatte sie Streit mit ihrem Vater, der viel zu nachgiebig mit ihr war, weil Robenas Mutter, seine große Liebe, viel zu früh verstorben war.
    William war gerade dabei, das vom Ritt erhitzte Pferd des Kaufmanns trocken zu reiben, als Robena plötzlich neben ihm stand.
    »M istress « , begrüßte William sie mit einem Kopfnicken und arbeitete weiter.
    Der Eindruck eines verschreckten Rehs, den ihre Augen leicht erweckten, weil sie groß und fragend dreinblickten, täuschte. Robena war kein bisschen scheu, wie William seit dem Tag der Hinrichtung vor gut drei Wochen wusste. Sie war hinter ihm her wie der Teufel hinter der armen Seele, überraschte ihn im Pferdestall oder lauerte ihm im Hof auf und machte ihm Avancen.
    »H ast du starke Arme « , gurrte sie und strich begehrlich mit der Hand über seinen Oberarm.
    »I ch muss das Pferd trocken reiben, damit es sich nicht verkühlt « , antwortete William einsilbig und rieb mit besonderer Inbrunst über das Fell des Tieres. Er bemühte sich stets, höflich zu sein, sprach jedoch nur das Nötigste mit Robena und vermied jedes Wort, das sie als Aufforderung verstehen konnte, ihn wieder aufzusuchen. Trotzdem blieb FitzEldreds Tochter überaus hartnäckig.
    »M anchmal wäre ich auch gern ein Pferd « , hauchte sie ihm ins Ohr und drängte sich fordernd an ihn. Sie schloss die Augen und spitzte die Lippen.
    William tauchte unter dem Bauch des Tieres hindurch und flüchtete auf die andere Seite des Pferdeleibes. Es war nicht das erste Mal, dass sie versuchte, ihn zu einem Kuss zu verführen. Williams Herz pochte. Sie war entzückend anzusehen und duftete herrlich, aber alles sprach gegen sie: Die Erinnerung an

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