Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
Kopf. » W ie viel sie wohl für den König fordern? « , murmelte er.
»M uss eine ungeheure Summe sein. Überleg doch, jeder Freie hat den vierten Teil seiner Einkünfte abgegeben, auch die Klöster und Abteien mussten zahlen. Trotzdem reicht es offenbar nicht. Man hat sich mit dem Kaiser geeinigt, Richard gegen eine Anzahlung des Lösegeldes und die stattliche Anzahl von zweihundert adeligen Geiseln freizulassen. Es heißt, Königin Eleonore selbst werde ihren Sohn beim Kaiser abholen. Überall wird gemunkelt, John und der französische König würden Richards Krone zu gefährlich. «
»N a, da hast du aber eine ganze Menge mitbekommen! « , staunte Robert und war froh, dass William zu beschäftigt mit den Neuigkeiten war, um Davids unruhigen Schlaf zu bemerken.
»I ch habe kurz mit dem Maréchal gesprochen « , gab William zu. »E r hat gesagt, Geisel zu sein, sei nicht so furchtbar, wie es sich anhört, sondern vielmehr eine große Ehre. Sogar ein Sohn des Königs von Navarra soll für Richard einstehen wollen. Außerdem, so sagt er, hält man Adelige, die sich für ihren König ergeben, nicht in Ketten oder feuchten Kerkern gefangen. « Allein bei dem Gedanken schüttelte er sich. » M an wird sie wie Gäste behandeln. Allerdings müssen sie für sich und ihre Bediensteten selbst aufkommen, was offenbar kostspielig ist. Es soll dazu führen, dass die Familien der adeligen Geiseln alles dafür tun, jeden im Land dazu zu bewegen, seine Abgaben zu zahlen, damit die Gefangenen so schnell wie möglich ausgelöst werden können. «
Die Besorgnis über diese Angelegenheit stand William trotz aller Erklärungen deutlich ins Gesicht geschrieben. Doch mit einem Mal wurden seine Züge weich. »D er Maréchal hat mir von Athanor erzählt. Ich wusste schon, dass es das erste Schwert war, das meine Mutter allein gefertigt hat, aber nicht, dass er es immer bei sich trägt. Er hat es mir gezeigt « , berichtete er mit vor Stolz geröteten Wangen.
Bei diesem rührenden Anblick hatte Robert das Gefühl, einen glühenden Stein im Leib zu tragen. Mit jeder Faser seines Körpers fühlte er seine Zuneigung zu William und grämte sich deswegen. Niemals könnte er verwinden, den Freund zu verlieren. Er musste unbedingt einen Weg finden, um zu verhindern, dass David diesen Mistkerl Odon noch einmal zu Gesicht bekam!
»I ch habe meine Mutter schon so lange nicht mehr gesehen! Mehr als acht Jahre ist es her, dass ich aus St. Edmundsbury fortgegangen bin « , murmelte William.
»V ielleicht solltest du sie endlich einmal besuchen; du hast schon so oft davon gesprochen « , schlug Robert nun vor. Er hatte ganz plötzlich einen großartigen Einfall. »D u könntest David mitnehmen « , sagte er nach einer längeren Pause. » W er weiß, was hier noch alles geschieht, wenn Sir Walkelin und Sir Henry fort sind. Melva ist auch nicht mehr so rüstig, seit sie den Husten nicht loswird. Sicher wäre David bei deiner Familie vorläufig besser aufgehoben. «
William sah ihn überrascht an. »M einst du wirklich? « Er zuckte mit den Schultern. »V ielleicht hast du recht. Hättest du Lust, uns nach St. Edmundsbury zu begleiten, wenn de Ferrers uns ein paar Tage gehen lässt? «
»M it größter Freude! Um nichts in der Welt würde ich es mir nehmen lassen, endlich deine Familie kennenzulernen « , antwortete Robert wahrheitsgemäß.
William nickte zufrieden.
Nur zwei Tage später wurde ihnen die Erlaubnis erteilt. Glücklicherweise waren die beiden älteren Jagdgehilfen gewöhnt, ein paar Tage ohne den Falkenmeister zurechtzukommen. Trotzdem gab William bis zum letzten Augenblick ihres Aufbruchs noch Anweisungen.
»H errje, Will, du lässt sie nicht das erste Mal allein! « , erinnerte ihn Robert schmunzelnd.
» A ber diesmal bleiben alle Tiere hier, und wir gehen nicht fort, weil es unsere Pflicht ist « , erklärte William, den ganz offensichtlich das schlechte Gewissen plagte. »W as ist, wenn einer der Falken krank wird? «
Robert seufzte nur. Ihm war zu Ohren gekommen, dass Odon erst einen Tag nach ihnen abreisen würde, darum war er nervös. Wenn Odon nur nicht in die Falknerei kam, solange David noch da war!
»I ch werde noch ein Stück mit euch reiten und mich dann ein paar Meilen nördlich für ein oder zwei Tage davonmachen « , erklärte er William so beiläufig wie möglich, als sie ihre Sattelgurte überprüften. Die Gelegenheit war einfach zu günstig; darum wollte er sie nutzen und Nachforschungen über Odon
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