Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
zu ihm und machte sich an der Esse zu schaffen. William griff im Vorbeigehen nach einer Zange und grinste, als der Altgeselle ihn erkannte. Er zwinkerte ihm zu und legte erneut den Finger auf die Lippen.
»D ie Rundmaulzange « , forderte Ellen von ihrem Helfer, ohne sich umzudrehen, und streckte die Hand aus.
William gab ihr die Flachzange, die er sich geschnappt hatte, in die Hand und bedeutete dem Schmiedehelfer, sich zurückzuziehen.
»H errgott, die Rundmaulzange, habe ich gesagt! « Ellenweore fuhr herum. Wie angewurzelt hielt sie inne. Den Mund offen, schien sie unfähig zu begreifen und ungläubig zugleich.
»W illiam! « , stieß sie hervor, legte das Werkstück, an dem sie gearbeitet hatte, auf den Rand der Esse ab und umarmte ihn. Sie presste ihn so fest an sich, dass er ihren starken Herzschlag spüren konnte. Erst nach einer halben Ewigkeit ließ sie ihn los, legte die Hände auf seine Schultern und betrachtete ihn voller Stolz. Dann wandte sie sich an die anderen und fragte sie strahlend: »S ieht er nicht großartig aus, mein Sohn? « Obwohl William sie inzwischen ein Stück überragte, legte sie den Arm um ihn und strich ihm liebevoll über das braune, lockige Haar. Mit einem Mal lachte sie verlegen. »E r ist ein Mann geworden. «
William hatte einen kühleren Empfang erwartet. Früher hatte er sich vergeblich danach gesehnt, auch von ihr so viel Zärtlichkeit zu bekommen, wie er sie von Rose erhalten hatte. Zum ersten Mal fühlte er, wie sehr seine Mutter ihn liebte. Er sah in ihrem Blick, dass er ihr gefehlt hatte, und war so glücklich wie lange nicht.
» K ommt und begrüßt meinen Sohn! « , rief Ellenweore lachend in die Runde und winkte die anderen herbei.
Peter, der schon vor Ellenweore mit Isaac in der Schmiede gearbeitet hatte, kam als Erster auf William zu und schüttelte ihm die Hand, dann kamen Brad, der frühere Lehrjunge, und ein paar Männer, die William fremd waren, hinzu, bis sich jemand aus dem Hintergrund nach vorn drängelte.
»J etzt lasst uns mal durch! « , forderte eine energische Stimme.
William musste grinsen. »J ean! « , rief er, ohne ihn sehen zu können.
Die Menge der Männer teilte sich, und Isaac, gefolgt von Jean, trat an ihn heran.
»V ater! « William umarmte Isaac.
»N un lass den Jungen schon los, ich will ihn ebenfalls willkommen heißen « , mischte sich Jean ein und klopfte William auf die Schulter. » N icht so kräftig wie ein Schmied, aber ein ganzer Kerl « , sagte er, und der Schalk blitzte ihm dabei nur so aus den Augen.
»L asst uns rübergehen und etwas trinken « , schlug Isaac vor, nickte Jean und Peter zu und ging dann zu seiner Frau. »E in prächtiger Kerl ist er geworden, unser William. « Er legte seinen Arm um ihre Schultern und sah sie liebevoll an. Neben Isaac tauchte ein Junge auf, der ungefähr so alt sein musste, wie William gewesen war, als er St. Edmundsbury verlassen hatte. Die Ähnlichkeit mit Isaac war groß, auch wenn der Junge den roten Schopf und die Sommersprossen seiner Mutter hatte.
»H enry? « William konnte kaum glauben, wie groß sein Bruder geworden war.
Der Junge sah ihn herausfordernd an und nickte.
»D u hilfst also schon fleißig in der Schmiede « , stellte William mit einem Blick auf seine Lederschürze fest und brach damit das Eis.
»S o viel ich kann « , bestätigte Henry mit einem stürmischen Nicken.
In den Augen seiner Mutter und an ihrem Lächeln erkannte William, wie stolz sie auf ihren Jüngsten war. Erleichtert lächelte er sie an. »E s ist gut, dass du wenigstens einen Sohn hast, der das Schmieden liebt « , sagte er sanft.
Ellenweore und Isaac gaben ihren Helfern noch einige Anweisungen und geleiteten dann den kleinen Zug hinüber zum Haus. Auf dem Weg dorthin stellte William seiner Mutter den stummen David vor.
Als sie am Tisch saßen und auf seinen Besuch tranken, erzählte William von seiner Arbeit als Erster Falkner bei den de Ferrers’ aus Oakham und erklärte, dass sie Normannen waren und Güter auf dem Festland besaßen.
»E in wunderbares Land, die Normandie « , beteuerte Jean auf Englisch, mit jenem starken normannischen Akzent, den er noch immer so wunderbar nachmachen konnte, und lachte aufgekratzt.
William genoss die Zeit in St. Edmundsbury. Die Schmiede hatte nichts Bedrohliches mehr für ihn, und jeder ließ ihn spüren, wie sehr man ihn vermisst hatte. Die alten Streitigkeiten waren vergessen, die Freundschaft zu Jean so innig wie zuvor. William sprach mit Isaac,
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